Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
nicht der Bürgermeister?«
Simon spähte über seine Schulter. »Ja, ich vermute, ich muß zu ihm und ihn begrüßen. Aber vorher muß ich noch etwas mit dir besprechen: Weißt du, daß die Handwerks- und Kunstgewerbemesse bald anfängt?«
»Klar. Was ist damit?«
»Diesmal dürfen dort auf einer kleinen Fläche auch Leute ausstellen, die nicht in der Handwerkskammer gemeldet sind. Ich werde zusehen, ob ich etwas für dich tun kann.«
»O Simon ...«
Simon klopfte ihr auf die Schulter wie jemand, der es als Künstler geschafft hatte und einen Glückloseren unter seine Fittiche nehmen wollte. »Du bist sehr gut, und ich habe ausgezeichnete Kontakte zum Komitee. Sie glauben mir ganz sicher, wenn ich ihnen mein Wort gebe, daß du sie nicht enttäuschen wirst.«
»Danke, Simon«, murmelte Polly erschrocken über seine Zuversicht. Sie sah ihm nach, als er sich durch die Leute drängte, um zum Bürgermeister und seinen Begleitern zu kommen.
Simon war nicht gerade für seine Zuverlässigkeit berühmt, und es hatte keinen Sinn, sich jetzt schon über ein Ereignis aufzuregen, das wahrscheinlich niemals eintreffen würde. Sie sollte lieber diese Messe ganz schnell wieder vergessen und sich seine Bilder anschauen. Es herrschte so viel Betrieb, daß man kaum etwas sehen konnte, aber Polly hatte nicht gelogen, als sie Simon versicherte, daß dieses Schiff die perfekte Umgebung für seine Arbeiten war, und es schien, als würde seine Ausstellung die Aufmerksamkeit der richtigen Leute auf sich ziehen. Auch die von Beths ›tollem Hecht‹, wie Polly entdeckte. Offenbar war er bei der Arbeit, denn er hielt jemandem ein Mikrophon unter die Nase. Sie erkannte den Mann – er war eine lokale Berühmtheit, der mit seinem wenig komfortablen Boot den Atlantik in unbeschreiblicher Geschwindigkeit überquert hatte. Für Simon wäre es eine Riesensache, wenn ausgerechnet dieser alte Seebär eines seiner Bilder kaufen würde.
Sie war amüsiert, aber keineswegs überrascht, als sie bemerkte, daß der rasende Reporter vom Cotswold Radio als einziger der anwesenden Männer weder ein Dinnerjackett noch einen Anzug trug. Er hatte immer noch dasselbe an wie am Vormittag, aber man mußte ihm zugestehen, daß sein weißes T-Shirt sauber war. Beth hatte recht, was seine Lederjacke betraf. Sie sah wirklich sexy aus.
Er ließ das Mikrophon sinken und suchte die Menge nach einem neuen Opfer ab, als ihm Polly auffiel. Polly lächelte ein wenig und sah, wie sich seine Stirn in Falten legte, weil er nachdachte und nicht auf die Lösung kam. Es geschah öfter, daß die Kunden sie außerhalb des Vollwertkostcafés zu kennen glaubten, aber nicht mehr wußten, woher.
»Jetzt hab’ ich’s!«
Polly drehte sich wieder zu ihm um, merkte, daß er die gedankliche Verbindung vollzogen hatte und auf sie zustrebte.
»Das Vollwertkostcafé, stimmt’s?«
Sie lächelte so nichtssagend wie möglich, um ihre strahlende Begrüßung von heute morgen wieder wettzumachen.
»Im ersten Moment habe ich Sie gar nicht erkannt – Sie sehen ganz anders aus.«
»Das ist gut.«
Es wäre schlimm, wenn es nicht so wäre. Bei der Arbeit hatte sie ein T-Shirt, einen weiten Leinenrock sowie weiße Turnschuhe an – und die Schürze nicht zu vergessen. Jedes Makeup, das sie um sieben Uhr morgens auftrug, hatte sich spätestens um neun in Wohlgefallen aufgelöst und höchstens dunkle Schatten unter den Augen hinterlassen. Falls ein Gesicht Glanz ins Café brachte, dann war es das von Beth.
Das Zurechtmachen für den heutigen Abend war für Polly von Anfang bis Ende ein Kampf gewesen. In der Tube mit der wohlriechenden pinkfarbenen Creme war nur noch ein kläglicher Rest vorhanden gewesen, mit dem sie beide Beine und die Achselhöhlen enthaaren wollte. Sie hatte die Tube ausgiebig ausgequetscht, die Creme aufgetragen, gewartet, alles wieder abgekratzt und auf andere Stellen geschmiert – es war ihr vorgekommen, als würde diese mühselige Prozedur Stunden dauern, und danach hatten sich ihre Beine an den Knöcheln erst recht noch stoppelig angefühlt. Die Achseln waren zum Glück unter dem langärmeligen Kleid verborgen.
Ihre Mutter hatte angerufen, während sie sich anmalte, und das Kunstwerk mit unter das Kinn geklemmtem Hörer fortzusetzen war nicht einfach gewesen. Polly hatte erklärt, warum sie sofort wieder auflegen müsse – ein Unterfangen, das einige Halbwahrheiten nötig machte, denn ihre Mutter konnte Simon nicht leiden –, aber Sylvia fragte beiläufig, wann
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