Zur Liebe entfuehrt
geschickt. Da ich nicht gleich eine Verbindung zu dir bekommen konnte, habe ich mit deinem Vater gesprochen. Ich weiß ja, dass dringend verhandelt werden muss, aber mir gefällt der Gedanke nicht, dass du mit einem wildfremden Mann unterwegs bist.“
Perdita versuchte, etwas Tröstliches zu sagen, doch da wollte Martin wissen: „Wie ist denn dieser Calhoun? Ist er verheiratet?“
Allein die Frage tat weh, doch Perdita gelang es, ruhig zu antworten. „Ja, das ist er. Wie geht es denn bei dir?“, versuchte sie dann abzulenken, damit ihr Martin nicht noch mehr unangenehme Fragen stellte.
„Wie ich schon sagte, es ist ziemlich hektisch. Aber mit ein bisschen Glück ist es das wert. Mr. Ibaraki gefällt ganz gut, dass …“ Er erzählte eine Weile vom Geschäft. „Ist Calhouns Frau auch da?“, fragte er dann.
„Wenn ich es richtig verstanden habe, kommt sie nach“, antwortete Perdita mit bebender Stimme.
„Was ist los? Du wirkst so aufgebracht.“
„Alles in Ordnung! Ich bin nur müde. Ich habe letzte Nacht nicht besonders gut geschlafen, und es ist doch eine lange Reise.“
„Natürlich“, meinte Martin, der selbst nicht gerne unterwegs war, „und der Zeitunterschied macht es auch nicht leichter.“
Er klang so einfühlsam, dass Perdita Angst hatte, jeden Augenblick in Tränen auszubrechen und ihm alles zu erzählen. „Ich lege jetzt mal lieber auf.“
„Warum hast du’s so eilig?“
„Mein Akku ist fast leer. Gestern Abend habe ich vergessen, ihn zu laden, und das Ladegerät habe ich zu Hause liegen lassen.“
„Dann bleibe ich über Salingers’ Büro mit dir in Kontakt. Viel Glück bei den Verhandlungen. Ich hoffe, du verstehst dich gut mit Calhouns Frau. Das kann eine Menge ausmachen.“
„Natürlich“, antwortete Perdita tonlos.
„Ich liebe dich.“
Unfähig, ihm darauf zu antworten oder ihre Gefühle noch länger im Zaum zu halten, legte sie auf. Dann rollte sie sich unter der Bettdecke zusammen und weinte sich in den Schlaf.
Als Perdita von einem Klopfen an der Tür geweckt wurde, dachte sie, es sei Henry mit dem versprochenen Tee. Das Haar offen und ein wenig zerzaust, setzte sie sich auf und zog die Zudecke über die Brust.
Doch auf ihr Herein erschien nicht Henry, sondern Jared. Perdita war so erschrocken, dass sie sich nicht rühren konnte.
„ Tea time! “, rief er fröhlich und trug ein Tablett, auf dem appetitlich angerichtete Sandwiches und kleine Kuchen lagen. Nachdem er es abgestellt hatte, setzte er sich zu Perdita aufs Bett, und zwar so nah, dass es ihr unangenehm war.
„Du brauchst mich nicht anzusehen, wie das Kaninchen die Schlange. Ich will dich nicht vernaschen.“
„Da bin ich aber froh“, brachte sie gerade so über die Lippen.
Er grinste. Als er sich ein wenig zurechtsetzte, berührte er sie, und Perdita rückte unwillkürlich von ihm ab. Wieder lächelte er amüsiert. „Wie fühlst du dich?“, fragte er dann.
„Viel besser, danke.“ Das klang selbst für ihre Ohren wenig überzeugend.
„Nun, du siehst nicht so aus“, meinte Jared auch gleich. Natürlich hatte er längst ihre geröteten Augen bemerkt. „Warum hast du geweint?“
„Martin hat angerufen“, erklärte sie ausweichend.
„Und, bringt er dich immer zum Weinen, wenn ihr telefoniert?“
„Natürlich nicht, aber unter diesen Umständen … Außerdem vermisse ich ihn.“
„Das junge Glück!“
„Du bist herzlos!“
Jared grinste. „Wie ich sehe, kehrt dein Kampfgeist zurück. Und was genau hast du dem Mann deiner Träume erzählt?“
„Nicht viel“, antwortete sie, obwohl sie sich über seinen lässigen Spruch ärgerte. „Er hatte vorher schon mit Dad telefoniert und war im Bilde.“
„Und?“
„Ich wollte Martin nicht beunruhigen, deshalb habe ich ihn glauben lassen, dass ich in New York sei und alles in Ordnung wäre.“
„Hat er sich keine Sorgen darüber gemacht, dass du mit einem anderen Mann unterwegs bist?“
„Doch, natürlich. Er wollte unbedingt wissen, ob ‚Mr. Calhoun‘ verheiratet ist und ob seine Frau auch bei ihm sei.“
„Und was hast du gesagt?“
„Was du mir gesagst hast.“
„Hat ihn das beruhigt?“
„Ich glaube schon.“
„Gut so. Sonst hätte er sich womöglich in den nächsten Flieger gesetzt, um dich zu retten.“
„Mistkerl!“, murmelte Perdita.
„Ts, ts, ts, spricht so etwa eine gut erzogene junge Dame?“
„Wenn du glaubst …“
Er legte ihr einen Finger auf den Mund. „Weitere Schimpfwörter wollen wir uns
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