Zur Liebe entfuehrt
lieber für später aufheben, sonst wird der Tee noch kalt.“
In Perdita brodelte es, aber sie fügte sich.
Währenddessen füllte Jared zwei Tassen mit Tee und reichte ihr eine. Dann legte er eine Auswahl Sandwiches auf einen Teller und stellte ihn so hin, dass auch Perdita ihn bequem erreichen konnte. Erst dann trank er von seinem Tee.
Perdita war immer noch der Meinung, dass Jared zu nah bei ihr saß – seine männliche Ausstrahlung wirkte irritierend auf sie. Als es klopfte, war sie sehr erleichtert.
„Es tut mir leid, Sie stören zu müssen, Sir“, hörten sie Henrys Stimme jenseits der Kabinentür, „aber der Pilot würde gerne noch kurz mit Ihnen sprechen, bevor wir landen.“
„Sagen Sie ihm, dass ich gleich bei ihm bin.“
Jared trank seinen Tee und stellte die Tasse wieder aufs Tablett. Er griff in die Jackentasche und holte Perditas Haarnadeln heraus. „Das sind deine, glaube ich. Obwohl es mir lieber wäre, wenn du sie nicht benutzt“, fügte er hinzu und wartete offenbar auf eine Antwort.
„Wie du willst“, murmelte Perdita.
Erst dann stand er auf. „Es wird noch eine halbe Stunde dauern, bis wir San Francisco erreichen. Du hast also genug Zeit, um deinen Tee zu trinken und dich anzuziehen.“
Die Landung auf dem internationalen Flughafen von San Francisco ging genauso sanft vonstatten wie der Start in Boston. Im Handumdrehen war ihr Gepäck ausgeladen, und sie verließen das Flugzeug.
Es war heiß und stickig, und über der Landebahn flirrte die Luft. Während Henry ihnen mit dem Gepäck folgte, legte Jared Perdita besitzergreifend eine Hand auf die Taille und geleitete sie zum Terminalgebäude.
Das Flughafenpersonal kannte ihn gut, und die Formalitäten waren schnell erledigt. Perdita hatte darauf gebaut, ihren Pass behalten zu können, doch ganz unverhofft und lässig nahm Jared ihn ihr aus der Hand und ließ ihn wieder in seine Jackentasche gleiten.
Gerade wollte sie dagegen protestieren, als er herablassend erklärte: „Schatz, du weißt doch nie, wo du deine Sachen hintust. Da ist dein Pass bei mir besser aufgehoben.“
Die Beamten lächelten verständnisvoll, und Perdita biss wütend die Zähne zusammen. Dann fuhren sie mit dem Aufzug zu den Langzeitparkplätzen. Jared schloss ein weißes Cabriolet auf und half Perdita beim Einsteigen, während sich Henry um das Gepäck kümmerte. Danach wechselten die beiden noch ein paar Worte, bevor der Steward davonging.
Wenige Minuten später verließen Jared und Perdita das relativ dunkle Parkhaus und fuhren hinaus in den strahlenden Sonnenschein. Der Himmel war blau und wolkenlos, und über dem Flughafen lag eine Dunstglocke, die durch die Abgase und den beim Starten und Landen aufgewirbelten Staub noch verstärkt wurde.
Drei Jahre war Perdita nicht mehr hier gewesen, aber es hatte sich nichts verändert. Es gab immer noch wahnsinnig viel Verkehr, riesige Werbeplakate am Fahrbahnrand und hässliche Glas- und Betonbauten jenseits der Straße.
„Es ist kein besonders schöner Anblick …“ Jared musste laut sprechen, um das Windgeräusch im offenen Cabriolet zu übertönen. „… aber wenn ich von einer Geschäftsreise zurückkehre, habe ich hier trotzdem immer das Gefühl, nach Hause zu kommen.“
Perdita schwieg.
Kurze Zeit später bogen sie auf den Freeway Richtung Norden ein.
„Ist es weit bis zum Napa Valley?“, fragte Perdita, nachdem sie zu dem Schluss gekommen war, dass Beleidigtsein und Schmollen auch nichts brachte.
„Etwa anderthalb Stunden, aber das ist es wert.“
Noch einmal anderthalb Stunden! Unwillkürlich fragte sie sich, ob die Autofahrt nicht zu viel für Jared wurde. Aber als sie ihn aus den Augenwinkeln betrachtete, wirkte er fit und kein bisschen müde.
Er bemerkte, dass sie ihn ansah, und hob fragend eine Augenbraue. Perdita fühlte sich genötigt, etwas zu sagen. „Ich weiß nie, welche Zeitzone hier gilt“, meinte sie ausweichend.
„Kalifornien gehört zur Pazifischen. Hier ist es acht Stunden früher als in London.“
Perdita stellte ihre Uhr um. „Leidest du nie unter Jetlag?“
„Eigentlich nicht. Ich bin in den letzten Jahren so viel geflogen, dass ich mich inzwischen schnell anpassen kann.“
Danach schwieg er, und Perdita war froh, nicht sprechen oder nachdenken zu müssen.
Schon nach kurzer Zeit war sie eingenickt, und Jared warf ihr einen Blick zu. Die langen Haare umwehten ihr Gesicht, und trotz der vielen Stunden, die sie bereits an Bord geschlafen hatte, wirkte sie blass
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