Zur Liebe entfuehrt
sich regelrecht einsam, sodass ihr das Herz schwer wurde. Seufzend redete sie sich ein, dass sie Martin vermisste. Aber in Wirklichkeit hatte sie kaum einen Gedanken an ihn verschwendet, seitdem sie bei Jared war.
Tatsächlich schlug ihr aufs Gemüt, dass Jared verheiratet war. Eigentlich sollte sie froh für ihn sein, aber irgendwie tat es weh – trotz allem, was gewesen war.
Sei keine Närrin, schimpfte sie mit sich.
Sie hatte ihre Chance gehabt. Aber nach dem Vorfall in Las Vegas konnte sie ihm nicht mehr vertrauen und hatte sich von ihm getrennt. Perdita berührte den Verlobungsring an ihrem Finger wie einen Talisman. Nun würde sie Martin heiraten, der ihr Vertrauen verdiente und sie anbetete, dem es aber nie gelungen war, ihr Herz zu erobern.
Warum wollte sie einen Mann heiraten, den sie nicht liebte? Der Wahrheit so plötzlich ins Auge zu sehen, tat weh, und Perdita fühlte sich noch einsamer als vorher.
Normalerweise machte es ihr nichts aus, allein zu sein, manchmal zog sie das Alleinsein sogar vor. Doch jetzt? Sie hatte nicht einmal ein Buch dabei, da blieb ihr also nur noch, ins Bett zu gehen. Dazu war sie allerdings viel zu aufgewühlt.
Unwillkürlich erinnerte sie sich an Jareds Warnung. Das Letzte, was sie wollte, war wach zu liegen und sich Gedanken zu machen. Doch da gab es noch eine Möglichkeit, die sie bisher zu verdrängen versucht hatte. Aber jetzt ließ sie sich nicht mehr wegdenken: Sie könnte sich zu Jared auf die Terrasse setzen. Vielleicht wäre das ein Fehler, vielleicht aber auch die letzte Gelegenheit, mit ihm allein zu sein, bevor seine Frau ankam.
Angetrieben von diesem Gedanken, zog sie das Nachthemd wieder aus und beeilte sich unbewusst sogar beim Anziehen.
Sie verzichtete auf Make-up und ließ das Haar wie es war – bereits fürs Bett zum Zopf geflochten. Dann nahm sie all ihren Mut zusammen und machte sich auf die Suche nach Jared.
5. KAPITEL
Überall war es still, und von einer Haushälterin fehlte jede Spur. Vielleicht hatte sie ihre eigene Wohnung, dachte Perdita, als sie durch den Flur zum anderen Ende des Hauses ging.
Sie öffnete eine Tür und gelangte in ein ansprechendes geräumiges Wohnzimmer, in dem auch nur wenige Möbel standen, darunter allerdings ausgewählte Antiquitäten. Auf dem Boden lag ein cremefarbener Teppich, und vor einem großen offenen Natursteinkamin standen eine Couch und zwei Ohrensessel mit kaffeebraunem Leinenbezug.
Der Kamin wurde von hohen Bücherregalen aus dem achtzehnten Jahrhundert flankiert, zu denen auch die typisch steile Bibliotheksleiter gehörte. Über dem Kamin hing ein modernes Ölgemälde – eine fesselnde toskanische Szene. Den Bildhintergrund bildeten Sonnenblumenfelder in warmen Farben, und im Vordergrund sah man die Gebäude eines alten, teilweise verfallenen Bauernhofs in der Mittagshitze, wobei die blauschwarzen Schattenverläufe die Szenerie besonders realistisch wirken ließen.
Dieses ungewöhnliche Miteinander von Alt und Neu wirkte erstaunlich harmonisch.
Der Raum selber war hoch, zum Gebälk hin offen und zartgrün gestrichen, sodass er durch sein kühles, luftiges Ambiente bestach. Die Außenwand bestand fast vollständig aus Glasschiebetüren.
Draußen auf der Terrasse saß Jared in einem Liegestuhl und hielt ein Cocktailglas in der Hand. Er hatte sich umgezogen, trug jetzt eine Safarihose und ein kurzärmeliges Poloshirt. Trotz der langen Reise sah er erholt und ungemein attraktiv aus.
Schlagartig wurde Perdita bewusst, dass es ein Fehler gewesen war, herzukommen. Anstatt sich zu ihm hingezogen zu fühlen, wäre sie besser in ihrem Zimmer geblieben. Sie wollte sich gerade umdrehen und zurückeilen, als Jared aufblickte. Entspannt stand er auf und lächelte sie an.
Perdita hatte das komische Gefühl, als habe er sie erwartet.
Er drückte einen Schalter an der Außenwand, und die Glastüren glitten auseinander. „Bitte komm, und trink etwas mit uns.“
Mit uns? Perditas Herz schlug schneller. Bedeutete das, seine Frau war schon angekommen?
Offenbar, denn als Perdita sich nicht rührte, drängte Jared: „Sam und ich würden uns freuen.“
Seine Frau hieß also Samantha … Aber während Perdita noch darüber nachdachte, stürmte der größte Hund, den sie jemals gesehen hatte, von der Terrasse ins Wohnzimmer und sprang an ihr hoch, sodass Perdita zurücktaumelte. Dann legte er ihr die Vorderpfoten auf die Schultern und leckte ihr übers Gesicht.
Ihre Anspannung war sofort wie weggeblasen, und
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