Zur Liebe entfuehrt
Knoten im Nacken zusammenstecken, als ihr wieder einfiel, wie Jared ihn im Flugzeug gelöst und sein Gesicht darin geborgen hatte.
Bei dem Gedanken bekam sie ein ganz merkwürdiges Gefühl und ließ das Haar offen. Eigenartig bewegt ging sie dann durch das stille kühle Haus auf die sonnige Terrasse.
Sam kam sofort auf sie zugerannt und hätte sie vor Begeisterung beinah schon wieder umgeworfen. „Man könnte meinen, du hättest mich jahrelang nicht gesehen“, sagte sie lachend.
„Du hast gekniffen, wie ich sehe.“
„Ich dachte, ich zieh mir lieber etwas an. Für den ersten Tag hatte ich genug Sonne.“
Natürlich war Jared bewusst, dass das nur eine Ausrede war. Aber er spielte mit. „Dann spannen wir dir am besten einen Sonnenschirm auf.“
Obwohl schon spät am Nachmittag, hatte die Sonne immer noch Kraft, und Perdita sah ihn dankbar an. Dabei strich er ihr zärtlich übers Haar und wickelte sich eine seidene Strähne um den Finger.
„Ich bin froh, dass du es offen trägst.“ Seine Stimme klang merkwürdig rau.
„Und was möchtest du trinken?“, fragte er kurz darauf wieder ganz normal. „Einen trockenen Martini? Einen Gin Tonic? Einen Fruchtcocktail?“
„Einen Fruchtcocktail, bitte.“
Während sie kurz darauf schweigend an ihrem Getränk nippten, verschwand die Sonne hinter dem Horizont, und die Dämmerung setzte ein. Dabei schien es, als legten sich im Zwielicht duftende Schleier, zart wie Schmetterlingsflügel, über den Garten. Ein einzelner Stern leuchtete am Himmel, und der Hauch einer Mondsichel erschien über den Baumspitzen und verhieß einen weiteren perfekten Sommerabend.
Aber Perdita gelang es nicht, ihn zu genießen. Seitdem Jared ihr Haar berührt hatte, war sie ganz angespannt und hin- und hergerissen zwischen Verlangen und Verzweiflung. Sie hätte sich gerne unterhalten, um sich abzulenken, wusste aber nicht worüber. Dabei fragte sie sich unwillkürlich, ob Jared sich wohl auch so hin- und hergerissen fühlte.
Die Vorstellung machte sie ganz nervös, und sie sah angestrengt zu den immer mehr in der Dämmerung versinkenden Hügeln. Nach und nach gingen dort jetzt die Lampen an, genauso wie in der Kellerei. Das erinnerte sie an ihren Besuch dort, und damit hatte sie ein Gesprächsthema. „Der Wein, den Don Macy erwähnt hat, dieser … Sunset Flight, nicht wahr?“
„Ja, so heißt er. Ich bin erstaunt, dass du dich daran erinnerst.“
„Es ist ein hübscher Name – Flug in den Sonnenuntergang –, aber ich habe ihn vorher noch nie gehört.“
„Das kannst du auch nicht. Es ist ein neuer Rosé, den wir gerade erst auf den Markt bringen wollen. Don, der alte Romantiker, hat den Namen ausgesucht. Bei den Trauben handelt es sich um eine Neuzüchtung“, erklärte Jared. „Um eine ganz besondere Cuvée zu erzielen, haben wir sie mit verschiedenen anderen Weinen verschnitten. Don hat ziemlich viel Zeit und Können da hineingesteckt, und wenn er das richtige Mischungsverhältnis hinbekommen hat, wovon ich ausgehe, haben wir ein echtes Spitzenprodukt.“
Jared klang sehr entspannt, und nach einer Weile ließ auch Perditas Anspannung nach.
„Natürlich habe ich auch eine Flasche kalt gestellt. Wenn du Lust hat, kannst du ihn vor dem Essen probieren und mir sagen, was du davon hältst.“
„Sehr gerne.“
„Gut, dann lass mich jetzt den Hund füttern. Danach können wir in Ruhe zu Abend essen.“
Abendessen! dachte Perdita entsetzt. Bald wäre ihr 24-Stunden-Ultimatum abgelaufen, und Jared erwartete eine Antwort. Aber sie hatte keine.
Sie konnte ja wohl kaum Ja sagen und sich wieder völlig von ihm vereinnahmen lassen. Aber Nein konnte sie auch nicht sagen, und damit das Lebenswerk ihres Vaters dem Untergang weihen.
Als Jared sie zum Tisch begleitete, kam ihr ein beunruhigender Gedanke. Falls sie am Ende doch gezwungen wäre, Jareds Vorschlag zu akzeptieren, wie lange würde es dann dauern, bis er mit ihr schlafen wollte?
7. KAPITEL
Als Jared den Staubschutz vom Tisch nahm, sah Perdita, dass er wieder mit Kristallgläsern und Leinenservietten gedeckt war. Aber diesmal gab es neben der Kerze auch ein schönes Blumengesteck in der Mitte, und auf jedem Platzteller stand bereits eine Vorspeise aus Hummerscheren und Räucherlachs. Auf einem Servierwagen wurden Gerichte unter Silberhauben warm gehalten.
„Es sieht so aus, als gäbe es etwas zu feiern“, stellte Perdita fest.
„So ist es.“
Sie wartete darauf, dass Jared ihr den Anlass nannte, aber er zog nur
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