Zur Liebe entfuehrt
offensichtlich etwas falsch verstanden oder sind falsch informiert worden …“ Sein Gesichtsausdruck machte ganz deutlich, was er glaubte. „Was den Zustand Ihres Vaters betrifft: Er hatte zwar einen ganz leichten Anfall, aber ich kann Ihnen versichern, dass er keineswegs in Lebensgefahr schwebt.“
Perdita atmete erleichtert auf und hätte vor Freude weinen mögen.
„Sind Sie sich da ganz sicher?“, fragte Martin.
Der Arzt warf ihm einen kühlen Blick zu.
„Können wir zu ihm?“, fragte Perdita flehentlich.
„Das ist eine Intensivstation, und Ihr Vater ist auf der normalen Station für Herzerkrankungen.“
„Dürfen wir ihn dort besuchen?“
„Junge Dame, wir können den Leuten leider nicht gestatten, hier zu jeder Tages- und Nachtzeit ein- und auszugehen. Nachts werden ohnehin nur Besucher zugelassen, wenn der Patient in einem lebensbedrohlichen, nicht mehr zu rettenden Zustand ist, was bei Ihrem Vater nun ganz und gar nicht zutrifft.“ Ein wenig freundlicher fügte er hinzu: „Ich schlage vor, dass Sie nach Hause gehen und aufhören, sich Sorgen zu machen. Die nächsten vierundzwanzig Stunden braucht Ihr Vater absolute Ruhe. Danach können wir die Untersuchungen fortsetzen, und einige Tage später haben Sie ihn gesund und munter wieder zu Hause. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, ich muss mich um Patienten kümmern, denen es wirklich schlecht geht.“
Bevor Perdita sich bei ihm bedanken konnte, hatte er seinen Nummerncode eingegeben und die Tür schon wieder hinter sich zugezogen. Perdita und Martin standen in dem schwach beleuchteten, menschenleeren Korridor.
Nach all der Angst, die sie vorher ausgestanden hatte, führte die Erleichterung darüber, dass sich ihr Vater in keinem lebensbedrohlichen Zustand befand, dazu, dass Perdita innerlich zu beben begann und ihr die Knie ganz weich wurden.
„Gibst du dich mit dieser Auskunft zufrieden?“, fragte Martin, der sie ein wenig besorgt beobachtete.
Perdita nickte. Wäre dieser Dr. Sondheim höflicher gewesen, hätte sie vielleicht noch Zweifel gehabt, ob es ihrem Vater tatsächlich gut ging. Aber die schroffe Art des Arztes hatte sie am Ende sogar beruhigt.
„Dann sollten wir uns jetzt schnell ein Hotel suchen.“
„Nein, ich muss Jared anrufen, und dann fliege ich sofort nach Las Vegas zurück.“
Eigentlich hatte sie erwartet, dass Martin versuchen würde, sie davon abzubringen. Aber er verließ mit ihr das Krankenhaus, ohne ein Wort dazu zu sagen.
Als sie draußen waren, suchte Perdita in ihrer Handtasche nach ihrem Handy, musste aber feststellen, dass sie es nicht bei sich hatte.
„Kann ich mal dein Handy haben?“
Martin befühlte seine Taschen. „Tut mir leid, ich habe meins auch vergessen.“
„Dann gehe ich schnell zurück ins Krankenhaus und such mir ein Münztelefon.“
Er hielt sie am Arm fest. „Warum musst du Jared denn anrufen? Wahrscheinlich ist er inzwischen sowieso schon im Bett. Wäre es nicht vernünftiger, das nächste Flugzeug zu nehmen und ihn zu überraschen?“
„Du hast recht. Aber wir brauchen trotzdem ein Telefon, damit wir ein Taxi bestellen können.“
In diesem Augenblick sahen sie Scheinwerferlicht auf sich zukommen, und gleich darauf hielt ein Taxi nicht weit von ihnen entfernt und entließ ein junges Paar, das direkt ins Krankenhaus eilte.
„Wir haben Glück“, rief Martin und machte dem Fahrer ein Zeichen. Gleich darauf saßen sie im Taxi und fuhren zum Flughafen zurück. Um die Uhrzeit gab es kaum noch Verkehr, und sie waren schnell da.
Perdita hatte eigentlich erwartet, dass Martin nach San Jose zurückkehren würde, und war erstaunt, als er am Schalter zwei Tickets für Las Vegas kaufen wollte.
„Du brauchst nicht mit mir zu kommen“, protestierte sie.
Doch er sah sie mit entschiedenem Gesichtsausdruck an. „Du hattest einen furchtbaren Abend, und da lasse ich dich bestimmt nicht mitten in der Nacht allein zurückfliegen.“
Er gab sich allerdings nicht damit zufrieden, sie während des Flugs zu begleiten, sondern beharrte auch darauf, in Las Vegas mit zum Hotel zu fahren. Perdita war hin- und hergerissen, ob sie ihm dankbar sein sollte oder verärgert. Nachdem sie zu Hause so unfreundlich zu ihm gewesen war, beeindruckte es sie, dass er sie an diesem Abend nicht allein gelassen hatte. Andererseits fand sie es überzogen, dass er jetzt immer noch nicht von ihrer Seite weichen wollte.
Obwohl es bereits spät in der Nacht war, als sie das Imperial Palace erreichten, war im
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