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Zur Liebe verurteilt

Titel: Zur Liebe verurteilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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einsperren, wissen Sie das? Man muß Sie ja vor sich selber schützen. Wissen Sie denn, was das für Männer sind, die auf dieser Liste stehen?«
    »Nein. Seit meine Schwester mich brieflich von ihrem bevorstehenden Besuch in Kenntnis gesetzt hat, hatte ich nur Zeit, mich über Sie zu informieren, Mr. Hunter. Obwohl Sie manchen Menschen Angst einzujagen scheinen, haben Ihre Kunden, denen Sie mal geholfen haben, Ihnen ein gutes Zeugnis ausgestellt. Ich gehe davon aus, daß die anderen auf der Liste genauso sind wie Sie.«
    »Glauben Sie etwa, daß alle Revolverhelden ein Herz aus Gold haben?« Er hatte den Satz etwas anders formulieren wollen - es sollte daraus hervorgehen, daß er jedenfalls ein goldenes Herz habe. Doch nun konnte er seine Worte nicht mehr zurücknehmen.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Mann, der seinen Lebensunterhalt mit dem Revolver verdient, überhaupt ein Herz hat. Aber das müssen Sie mit Ihrem Schöpfer abmachen. Vor ihm werden Sie eines Tages Rechenschaft ablegen müssen, nicht vor mir.«
    »Lady«, preßte Cole zwischen den Zähnen hervor, »Sie verstehen es, einen Mann so zu beleidigen, daß er nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Sie haben Glück, daß Sie nicht als Mann geboren sind. Denn dann wären Sie keinen Tag älter als 20 geworden. Jetzt sagen Sie mir, was Sie mit dieser Namensliste anfangen wollen!«
    »Das geht Sie wohl kaum etwas an, Mr. Hunter. Ihnen schulde ich nur die Bitte um Verzeihung und ... und dies.« Sie hielt ihm einen kleinen, offenbar schweren Lederbeutel hin. Aus dem Gewicht und dem klimpernden Geräusch schloß er, daß der Beutel voller Goldstücke war. Da er keine Miene machte, ihn zu nehmen, stellte sie ihn auf den Nachttisch. »Daß Ihnen etwas zugestoßen ist, war mein Fehler, und ich bezahle immer meine Schulden. Ich glaube kaum, daß ein Mann wie Sie etwas für Notzeiten zurückgelegt hat. Von diesem Geld können Sie so lange leben, bis Sie wieder in der Lage sind, Menschen totzuschießen. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, daß Sie meinetwegen auf der Straße oder im Wald hausen müssen.«
    Wieder einmal war Cole sprachlos. Es stimmte ja, er hatte nie einen Penny gespart. Warum sollte er auch? In seiner Branche wußte man ja nie, ob man den nächsten Tag erleben würde. Übrigens hatte er seit dem vergangenen Jahr keine große Lust mehr gehabt, immer im Freien auf der Erde zu schlafen. Seitdem sehnte er sich nach einem eigenen Bett. Seit neuestem verspürte er auch den Wunsch nach Besitz. Zum Beispiel nach einem Sessel, der seinem Körper angemessen war. Und vielleicht auch nach einem eigenen Haus, in dem er mehr als die zwei Hemden unterbringen konnte, mit denen er bisher immer ausgekommen war.
    Mag sein, daß sie die Wahrheit gesagt hatte. Aber die wollte er jetzt nicht hören. »Ich versichere Ihnen, Miß, daß ich allein zurechtkommen kann.« Der Angriff ist die beste Verteidigung. Er hielt die Liste mit den Namen der Gesetzesbrecher in die Höhe. Selbst wenn sie mit Absicht die schrecklichsten Kerle zusammengestellt hätte, wäre kaum eine schlimmere Liste zustande gekommen.
    Mit schneidender Stimme sagte er: »Dieser Mann hier erledigt seine Opfer durch Genickschuß. Wenn Sie ihn in Ihr Haus lassen, stiehlt er Ihnen alles, was Sie haben, und läßt nur Ihre Leiche liegen. Dieser hier sitzt im Gefängnis. Dieser ist schon tot.« Er ließ den Finger weiter auf der Liste wandern. »Der nächste: tot. Dann: tot. Im Gefängnis. Aufgehängt. Und diesen hier habe ich gestern in der Bank erschossen.« Er hob vielsagend die Augenbrauen und sah sie voll an. »Dieser hier ist gemeiner als eine Schlange. Dieser wurde vor einem halben Jahr beim Falschspiel ertappt und erschossen. Nein, nein! Wo haben Sie die Liste nur her? Haben Sie sie von den Fahndungsplakaten abgeschrieben?«
    »Ich habe einige Damen in der Stadt gefragt, welches die aufregendsten Männer waren, denen sie mal begegnet sind.«
    »Damen?« fragte er. »Wohnen diese Damen zufällig in dem Haus neben dem Saloon zum goldenen Strumpfband?«
    »Ja, das stimmt«, sagte sie ernsthaft.
    »Man muß Sie wirklich vor sich selber schützen. Warum fahren Sie nicht nach Haus und lassen sich von Ihrer Schwester einen Ehemann besorgen? Schlimmer als diese Männer kann er nicht sein, falls sie ihn nicht direkt unterm Galgen wegholt. Sie dürfen diese Männer nicht in Ihrem vornehmen Haus aufnehmen.«
    Mit ausdruckslosem Gesicht nahm sie ihm gemessen die Fahrkarte und die Liste aus der Hand.

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