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Zur Liebe verurteilt

Titel: Zur Liebe verurteilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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ihrer aufdringlichen Schwester nichts zu tun. Vor vier Stunden hatte ihm seine Wirtin erzählt, daß die schöne ältere Schwester der unscheinbaren Miß Latham eingetroffen sei. Seitdem hatte Cole die Leute in der Stadt kaum von etwas anderem reden hören. Immer wieder war ihm versichert worden, daß die ältere Schwester hinreißend und so liebenswürdig sei, als wäre sie sich ihrer Schönheit gar nicht bewußt.
    In den beiden Tagen, die Mrs. Rowena Soundso in der Stadt weilte, schien sie bereits mit jedermann Bekanntschaft geschlossen zu haben. Ob Cole einen Laden, einen Saloon oder sogar das Bordell besuchte, überall sprach man von ihr. Nina sagte, sie habe gehört, daß er die jüngere Schwester kenne. »Ich meine diese fade kleine Blondine. Kannst du dir vorstellen, daß eine Mutter zwei so verschiedene Tochter auf die Welt gebracht hat? Kein Wunder, daß sie nach der zweiten Tochter keine Kinder mehr haben wollte.« Cole solle unbedingt für sie herausfinden, wie Rowena ihre Haare pflegte, daß sie so weich und glänzend aussahen. »Weißt du«, sagte Nina, »wenn diese Frau bei uns einsteigen würde, könnte sie Millionen scheffeln. Mach ihr doch mal den Vorschlag!«
    Nachdem Cole sich all dieses Gerede einige Stunden lang angehört hatte, stand ihm die begabte Mrs. Rowena bis obenhin. Anscheinend war er der einzige Mensch in der Stadt, der ihr nicht verfallen war. Vielleicht deshalb, weil er der einzige war, der sie verstand. Mit der Schönheit verhält es sich merkwürdig. Ein häßlicher und ein schöner Mensch mochten die gleiche böse Tat vollbracht haben, aber die Tat des Häßlichen wird unweigerlich strenger beurteilt werden. Cole hatte das wieder und wieder erlebt. Er hatte beobachtet, wie die Mitglieder derselben Verbrecherbande, die bei einem gemeinsamen Überfall geschnappt worden waren, zu verschieden langen Haftstrafen verurteilt wurden -abgestuft nach ihrem guten oder weniger guten Aussehen. Als er erfuhr, daß man den alten Ohne-Nase-Wilson endlich festgenommen hatte, wußte er, daß der Mann auf keine Gnade rechnen konnte. Prompt wurde er schon 24 Stunden später gehängt. Dagegen war es dem gutaussehenden Billy Whittier schon dreimal gelungen, mit Hilfe von hübschen Mädchen, die er becirct hatte, den Mühlen der Gerechtigkeit zu entkommen.
    Von wegen, sie wäre sich ihrer Schönheit nicht bewußt, dachte Cole. Sie wußte genau Bescheid. Ebenso wie der Hirsch, wenn der Jäger hinter ihm her ist. Oder wie ein Revolverheld, wenn ein Zunftkollege in die Stadt kommt.
    Ihm konnte auf diesem Gebiet niemand etwas vormachen. Wer schön ist, weiß es auch. Miß Latham hatte gesagt, man nenne ihn den schönsten Mann von Texas. Ein Titel, den er ihrer Ansicht nach nicht mehr verdiene. Ein Titel übrigens, den er haßte, seit ihn eine Journalistin, die nicht viel besser aussah als Miß Latham, in ihrer Zeitung so genannt hatte. Aber überrascht hatte ihn das keineswegs. Wer mit Schönheit begnadet ist, ist sich dessen immer bewußt. Er erlebt ja ständig, daß die Leute sich nach ihm umdrehen. Als er noch ein Knabe gewesen war, hatten alle weiblichen Wesen über seine schwarzen Locken streichen wollen. Und als er erwachsen war, wollten alle Frauen seinen Körper streicheln.
    Nie im Leben war es ihm schwergefallen, eine Frau zu erobern.
    Das heißt, bis zu dieser Woche. Zuerst hatte ihm Miß Latham gesagt... was war es doch gleich? Daß er ein kantiges Kinn habe? Und einen unbarmherzigen Blick?
    Aber das spielte ja alles keine Rolle. Ins Gewicht fiel allein die Tatsache, daß sie ihm für einen Auftrag bares Geld angeboten hatte - es war ein unglaublich blöder Auftrag, aber immerhin ... Mit seinem gebrochenen Arm und den auf gekündigten Verträgen war er auf jede Art von Arbeit angewiesen. Er wollte zwar nicht vorgeben, daß er mit ihr verheiratet wäre. Doch sie mußte vor ihrer aufdringlichen Schwester beschützt werden, die erst zufrieden war, wenn sie die begeisterte Aufmerksamkeit aller Männer, Frauen und Kinder in Abilene auf sich vereinigt hatte.
    Diese zauberhafte Rowena war also jetzt dabei, die ganze Stadt zu becircen. Und zwischendurch quälte sie ihre schwache kleine Schwester. Nun, schwach war wohl nicht die rechte Bezeichnung für Miß Latham. Doch im Vergleich zu der geltungsbedürftigen Rowena war sie weich wie Wachs.
    All dies erklärte aber nicht, warum er jetzt vor Miß Lathams Hotelzimmer stand. Er dachte doch gar nicht daran, ihren Auftrag zu übernehmen. Ein Mann übernimmt

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