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Zur Liebe verurteilt

Titel: Zur Liebe verurteilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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keinen Auftrag, bei dem er ständig so tun muß, als ob ... Er war immer stolz auf seine Ehrlichkeit gewesen. Also war es für ihn ausgeschlossen, einen Auftrag anzunehmen, bei dem er zu dauerndem Lügen gezwungen war. Keine Rede von Schießeisen oder Diplomatie, nur eine Lüge nach der anderen.
    Als Cole die Hand hob, um anzuklopfen, sah er das Bild vor sich, das ihn erwartete: die kleine Miß Latham, wie sie ihre prachtvolle, faule, verwöhnte Schwester vorn und hinten bediente.
    Doch auf den traumhaften Anblick, der sich ihm nach dem Öffnen der Tür wirklich bot, war er nicht gefaßt. Er hatte eine weltgewandte Frau erwartet, die sich in Seide und Spitzen hüllte und ihr Gesicht erstklassig zu schminken verstand. Deshalb war er völlig verblüfft, als er Rowena zum erstenmal sah. Das schöne, feingebildete Gesicht war makellos rein. Die kastanienbraunen Haare - scheinbar kilometerlang - hatte sie im Nacken zu einem dichten Zopf geflochten, der ihr über eine Schulter fiel. Ihre großen Augen waren weder grün noch grau. Sie hatten die Farbe eines Teichs, auf den das Mondlicht fällt. Mit entwaffnender Unschuld sahen sie ihm entgegen.
    »Hallo«, sagte sie mit wohlklingender Stimme, in der leichte Neugier anklang. Gleich darauf strahlte sie, gleichsam von innen erhellt, über das ganze Gesicht. »Sie sind doch Mr. Hunter! Sie haben Dorie das Leben gerettet, nicht wahr? Oh, kommen Sie herein! Es ist uns eine Ehre. Bitte, nehmen Sie Platz! Dorie, guck mal, wer hier ist!«
    Bisher hatte Cole noch kein Wort gesprochen. Sie nötigte ihn zum Nähertreten und bot ihm einen höchst bequemen Sessel an. Wie aus dem Nichts erschienen ein Glas Whisky und eine Zigarre. Nach wenigen Minuten fühlte er sich wie zu Hause. Ihm war, als hätte er schon immer in diesem behaglichen Luxus gelebt.
    Rowena beugte sich beflissen vor. »Wie geht es Ihrem Arm? Der Arzt sagte, es werde lange Zeit dauern, bis Sie ihn wieder voll benutzen können. Ich staune immer noch, daß ein Mann, der so viel zu verlieren hat wie Sie, sein Leben riskiert, um eine Frau zu retten, die er kaum kennt. Dafür kann ich Ihnen gar nicht genug danken.«
    Cole ertappte sich dabei, wie er in diese erstaunlichen Augen sah, in denen er zu ertrinken meinte. Als er endlich die ersten Sätze herausbrachte, hörte es sich so an, als wäre er ein grüner Junge. »Nicht der Rede wert. Hätte jeder andere Mann auch getan.« Genüßlich nippte er an dem Whisky. So einen guten hatte er noch nie getrunken. Ob sie ihn aus England mitgebracht hatte? Und die milde Zigarre schmeckte herrlich. In seinem ganzen Leben hatte er sich nicht so behaglich gefühlt.
    »Jeder andere Mann?« wiederholte Rowena lächelnd. »Ihre Bescheidenheit ist genauso groß wie Ihre Talente und ihr Mut. Ist er nicht wunderbar, Dorie?«
    Rowena trat einen Schritt zurück. So geblendet war Cole von Rowenas Schönheit und ihrer freundlichen Gastlichkeit gewesen, ganz zu schweigen von ihren schmeichelhaften Worten, daß er Miß Latham glatt übersehen hatte. Vorher hatte er sie für grau und langweilig gehalten, aber wie unansehnlich wirkte sie jetzt erst neben dem strahlenden Glanz ihrer Schwester! Nun, im Beisein Rowenas wäre wohl selbst ein Pfau im vollen Schmuck seiner Federn grau erschienen.
    Miß Latham ruhte auf einer Couch, einen verbundenen Fuß ausgestreckt. Ein Blick in ihr Gesicht, und Cole kam wieder zur Besinnung. Miß Latham grinste spöttisch! Ihre Miene drückte deutlich aus, was sie dachte. Habe ich es Ihnen nicht gesagt ? Er erschrak. Auf einmal kam ihm zu Bewußtsein, wie leicht er es der schönen Rowena gemacht hatte, ihn um den kleinen Finger zu wickeln.
    Cole dachte daran, sich zu rechtfertigen, obwohl ihn ja keiner beschuldigt hatte. Aber der Blick, den Miß Latham ihm zugeworfen hatte, sprach Bände.
    Sofort setzte Cole das Whiskyglas ab, legte die Zigarre hin und setzte sich kerzengerade auf. »Ich wollte mich erkundigen, wie es Miß Latham geht«, sagte er. »Ich hoffe, gut.« Gleich darauf ärgerte er sich, daß er diese Worte an Rowena gerichtet hatte. Was war nur los mit ihm? Er war doch wohl öfter schon schönen Frauen begegnet. Immerhin war an dieser Frau etwas Besonderes. Sie schien gar nicht zu merken, welche Wirkung sie auf andere Menschen ausübte. Sie sah so frisch wie der erste Sonnenstrahl am frühen Morgen aus, so unschuldig wie Tau auf den Wiesen, so süß wie ...
    Dann hörte er Miß Latham sagen: »Rowena, ich glaube, da hat sich schon wieder jemand in dich

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