Zur Liebe verurteilt
ausgedacht, womit sie den Banditen ablenken konnte, und dann blitzschnell gehandelt. Und jetzt stellte ihre Schwester sie als ein nutzloses Wesen hin, das man so bald wie möglich loswerden mußte!
»Bitte nicht...«, begann Dorie.
Doch da schoß Cole in die Höhe, durchquerte rasch das Zimmer, stellte sich neben sie und legte ihr seine gesunde Hand auf die Schulter. »Es ist wirklich so, Mrs. Westlake, Ihre Schwester und ich lieben uns und wollen demnächst heiraten. Sie wird meine Frau und nicht die irgendeines anderen Mannes.«
Dorie sah flehend zu ihm auf. »Nein, das können Sie nicht tun. Es war ein Fehler von mir, Sie darum zu bitten.« Dann wandte sie sich an ihre Schwester. »Rowena, glaub ihm nicht! Er lügt. Wann hätte sich denn je ein Mann in mich verliebt?« Und wieder zu Cole: »Was Sie da tun, ist völlig unnötig. Ich hätte nie davon sprechen sollen. Hätte wissen müssen, daß es nicht funktionieren kann. Rowena, laß dir erzählen, was ich angestellt habe! Ich ...«
Cole wußte, daß er sie unbedingt zum Schweigen bringen mußte. Aber wie? Er konnte nicht mitansehen, wie sie sich vor ihrer schönen Schwester erniedrigte. Deren Miene verriet ja deutlich, daß sie nicht eine Sekunde daran glaubte, Cole hätte sich in ihre unbedeutende kleine Schwester verliebt. Ihr hochmütiger Gesichtsausdruck ärgerte Cole maßlos.
»Ich habe Mr. Hunter gebeten, daß er...« setzte Dorie erneut an. Sie sprach zögernd wie ein Kind, das zugeben muß, gelogen zu haben, und nun seine Bestrafung erwartet.
Ohne zu überlegen, schob Cole seinen gesunden Arm unter Miß Lathams Schulter und zog sie hoch. Sie war ein so kleines Ding, zierlich und zerbrechlich, und wog fast nichts. Er wollte sie ja nur zum Schweigen bringen. Doch da er ihr nicht gut die Hand auf den Mund legen konnte und ihm nichts anderes einfiel, küßte er sie einfach. Es war kein leidenschaftlicher Kuß, nicht mal ein Kuß, wie er ihn sonst austeilte. Zwei Münder prallten nur hart aufeinander.
Sekunden später beendete er den Kuß, drehte sich zu Rowena um und sagte herausfordernd: »Bitte, da sehen Sie selbst...«
Sein Blick fiel auf die Frau an seiner Seite. Er hielt sie immer noch fest, ihre Füße hingen in der Luft, ihr Körper war so leicht wie eine Puppe, und sie sah ihn aus großen verwunderten Augen an.
Für Cole blieb die Zeit stehen. Er wußte gar nicht recht, was geschehen war. Aber der Kuß, den er dieser Frau gegeben hatte - falls man ihn überhaupt einen Kuß nennen durfte - unterschied sich von allen Küssen, die er je erlebt hatte. Und er hatte Hunderte von Frauen geküßt. Er küßte ja gern und hatte nie eine gebotene Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen, ob in einem Saloon oder hinter der Kirche. Aber dieser Kuß war anders gewesen.
Als wäre Rowena gar nicht anwesend, als wären diese Frau und er die einzigen Menschen auf der Welt, wandte er sich wieder ihr zu und küßte sie richtig.
Dazu zog er sie fest an sich. Sie war gar nicht so mager, wie er gedacht hatte. Sie hatte nette Rundungen. Und daß sie etwas klein war, gefiel ihm gerade. Sie erschien ihm so winzig, daß er glaubte, sie würde sich in nichts auflösen, wenn er sie kraftvoll an sich drückte.
Er küßte sie also, sanft zuerst, als koste er ihre Frische und Reinheit. Er zweifelte keinen Augenblick, daß er der erste Mann war, der sie je angefaßt, an sich gezogen und geküßt hatte. Entfernt konnte er sich noch erinnern, daß er sie beim ersten Zusammentreffen als stachliges, feindliches Ding empfunden hatte. Das konnte doch nicht dieselbe Frau sein wie dieses weiche, nachgiebige Wesen in seinen Armen! Sie öffnete sich ihm wie keine Frau zuvor. Und in ihrem Kuß lag etwas, das er nicht benennen konnte. Etwas, das er noch nie erlebt hatte. Wenn er es nicht besser wüßte, hätte er es für Liebe gehalten. Aber das war unmöglich. Zwischen ihnen war ja gar nichts.
Jetzt legte er beide Arme um sie. Dabei fühlte er kaum den Schmerz in dem verletzten Arm, der in der Schlinge lag. Mit der guten linken Hand drehte er ihren Kopf zu sich, um ihre Lippen besser zu erreichen und kennenzulernen. Er saugte an ihrer Unterlippe und zog sie in seinen Mund. Wie süß das schmeckte - süßer als bei jeder anderen Frau!
, Es mußten wohl mehrere Minuten vergangen sein, bis er Rowenas Stimme vernahm. Aber ihrem Klang war zu entnehmen, daß sie schon längere Zeit vergeblich versucht hatte, seine Aufmerksamkeit zu erregen.
Es fiel ihm schwer, ihr zuzuhören. Nur
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