Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zur Liebe verurteilt

Titel: Zur Liebe verurteilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
ziehen.«
    »Was für ein Ergebnis?« fragte er erneut. Er verstand immer noch nicht, wovon sie eigentlich redete. Im allgemeinen verstand er sich doch gut auf Frauen. Schließlich beherrschte er die englische Sprache.
    Sie stieß einen Seufzer aus, als wäre sie es leid, daß sie ihm die einfachste Sache von der Welt auch noch erklären mußte. »Als wir ... äh, als wir uns geküßt haben, haben wir sehr stark füreinander empfunden, womit ich nie gerechnet hatte. Denn an dem Tag, als ich Sie in Ihrem Hotelzimmer aufsuchte, habe ich noch nichts dergleichen verspürt. Man kann eine Scheinehe mit einem Mann führen, für den man nichts empfindet. Aber es ist unmöglich bei einem Mann, mit dem man gern ...«
    Auf seinen gutaussehenden Zügen war noch immer nicht der leiseste Schein von Verständnis zu entdecken. »Kinder, Mr. Hunter«, sagte sie herb und zog eine Grimasse. »Kinder. Vielleicht kann ein Mann es nicht verstehen, daß ... daß eheliche Rechte sozusagen nicht nur zum beiderseitigen Vergnügen ausgeübt werden. Bei dem, was Mann und Frau in der Ehe tun, entstehen doch Kinder. Nach unseren Gefühlen bei unserem einzigen Kuß zu urteilen, würden wir, falls wir längere Zeit zusammenbleiben ... nun, wir würden früher oder später zusammen ins Bett gehen. Und ich habe Angst, mit Ihnen ein Kind zu zeugen. Ich kann mir nämlich keinen schlechteren Vater vorstellen als Sie. Das heißt, wenn Sie überhaupt bei mir blieben, was ich bezweifle. Jedenfalls will ich kein Kind allein aufziehen, und ich will auch nicht, daß mein Kind einen Vater hat, der wenig mehr kann, als den Hahn seines Revolvers zu spannen.«
    Cole blinzelte sie ungläubig an. »Ist denn kein Whisky mehr da?« fragte er grob. Sie reichte ihm die Flasche. Im Gegensatz zu ihrer Schwester dachte sie gar nicht daran, ihm höflich einzugießen. Sie reichte ihm einfach die Flasche und hatte dabei wieder diesen Lehrerinnenblick, der zu fragen schien: Verstehen Sie, was ich meine?
    Es fiel ihm nicht leicht, aber er stellte die Flasche gleich wieder hin. Dann nahm er schwerfällig auf dem Sessel Platz und schaute sie an. Also, schüchtern war sie jedenfalls nicht mehr. Sie hatte nicht gesagt, daß sie ihn haßte und nicht mit ihm ins Bett gehen wollte. Nein, sie ließ keinen Zweifel daran, daß sie nichts lieber täte, als mit ihm ins Bett zu hüpfen. Nur daß sie dann vielleicht ein Kind zeugen würden und er einen verdammt schlechten Vater abgäbe. Soviel ihm bekannt war, hatte noch nie jemand seine Qualitäten als Vater überhaupt in Betracht gezogen. Man hatte seinen Wert als schneller Revolverschütze beurteilt - ja, und als Friedensstifter und gelegentlich auch als Liebhaber, aber noch nie als Vater eines Kindes, das es gar nicht gab.
    Vielleicht wurde er wirklich alt. So hatte sich doch noch nie eine Frau verhalten. Er erinnerte sich an Frauen, die schon den Verstand verloren, wenn er ihnen nur die ersten Blusenknöpfe aufmachte. Wenn er eine Frau geküßt und der Blitzstrahl zwischen sie gefahren war wie vorhin bei dem Kuß mit Miß Latham, dann hatten sie nie über die nächsten zwei Stunden hinaus gedacht. Dann gab es keine Beherrschung, keine Überlegung mehr. Nur Leidenschaft. Richtige wilde Leidenschaft.
    Aber nicht bei der unbedeutenden kleinen Miß Latham. Die verlor ihre Beherrschung nicht. Sie sagte, sie sehne sich nach Leidenschaft, wolle aber die Folgen vermeiden, und deshalb verzichte sie lieber ganz darauf. Was natürlich, von ihr aus gesehen, vernünftig war. Aber wenn er mal eine vernünftige Frau kennengelernt hatte, dann hatte sie ohnehin kein sinnliches Verlangen, kein Feuer in den Adern gehabt. Sie war aber leidenschaftlich, er hatte es ja vorhin gespürt. Und doch konnte sie sich beherrschen.
    »Mr. Hunter, fühlen Sie sich nicht wohl?«
    Nein, wollte er sagen. Er fühlte sich tatsächlich nicht wohl. Bevor er diese Frau kennengelernt hatte, war alles in Ordnung gewesen. Aber jetzt begann er an seiner ganzen Lebensführung zu zweifeln. Er mußte prüfen, ob sein Leben wirklich wertlos war. Er war wurzellos, das stimmte. Er hatte ja kein Zuhause. Das hatte er nie gehabt. Nicht daß er je danach Verlangen gehabt hätte. Aber wenn er eins gehabt hätte, wäre er dort bestimmt auch geblieben. Und wenn er je mit einer Frau ein Kind zeugen würde, wäre er auch kein schlechterer Vater als jeder andere. Er würde seinem Kind gern einige Sachen beibringen. Und nicht nur alles, was mit Waffen zusammenhing. Er hatte allerhand im Leben

Weitere Kostenlose Bücher