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Zur Liebe verurteilt

Titel: Zur Liebe verurteilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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tragen und Blumen in der Hand haben, oder? Hieß es nicht immer, daß eine Hochzeit für Frauen ein ganz besonderes Ereignis ist? Und vom Bräutigam erwartete man, daß er so tat, als ließe ihn die ganze Sache kalt, im Inneren aber doch an dem Blumenduft und an der spitzenübersäten Braut Gefallen finde.
    Seit der Trauung hatte er kaum ein Wort gesprochen und alles dieser herrschsüchtigen Schwester Dories überlassen. Nach wenigen Stunden in Rowenas Gesellschaft war es Cole aufgegangen, daß sich unter ihrem schmeichelnden, honigsüßen Gehabe ein stählerner Wille verbarg. Unablässig scharwenzelte sie um ihn herum. Wenn er ihr geglaubt hätte, müßte er sich für den klügsten, tapfersten und bestaussehenden Mann auf diesem Planeten halten. Doch während sie ihm Schmeicheleien sagte, sorgte sie dafür, daß Dories Hochzeit auch wirklich zustande kam. Sie ordnete an, wo sie stattfinden sollte, wo Dorie und er die Flitterwochen zu verbringen und wann sie nach Latham zurückzukehren hätten. Rowena bestellte das Hochzeitsessen und ließ ihre Reisekoffer packen. Doch als sie am Schluß der Trauungszeremonie sagte: »Dorie, jetzt darfst du ihn küssen«, da riß bei Cole der Geduldsfaden.
    »Sie ist jetzt meine Frau«, sagte er mit jener leisen, drohenden Stimme, die er immer anwandte, wenn er meinte, einen Falschspieler ertappt zu haben. Eins mußte man Rowena lassen: sie wußte, wann sie den Rückzug anzutreten hatte. Fortan traf sie keine Anordnungen mehr, sondern trat höflich beiseite und lächelte so zufrieden, als wäre alles ihr Werk gewesen.
    Jetzt war er also mit einer Fremden allein, die seine Frau war und doch wieder nicht. Auf einmal spürte er das Verlangen, sie näher kennenzulernen. War sie nun so hart, wie sie ihm beim ersten Zusammentreffen erschienen war? Oder war sie so weich, wie sie ihm danach manchmal vorgekommen war? War sie berechnend oder unschuldig? Wollte sie den anderen mit ihrer spitzen Zunge absichtlich verletzen, oder war ihr gar nicht bewußt, was sie tat?
    Ohne von ihrem Teller aufzublicken, sagte sie: »Ich weiß nicht recht, wie man das macht, charmant zu sein. Das habe ich immer meiner Schwester überlassen.«
    Über Rowenas Charme hatte Cole seine eigenen Ansichten. Er fand ihn viel zu dick aufgetragen. Jetzt sah er Dories Scheitel vor sich und dachte: Ich habe sie noch niemals richtig lächeln sehen. Kann sie überhaupt lächeln? Und falls ja, wie mag sie dann aussehen?
    Er setzte sich aufrecht wie ein Lehrer vor seiner Schulklasse hin. »Passen Sie gut auf, Miß Latham ... äh, Mrs. Hunter!« Irgendwie fand er es nett, daß sie jetzt seinen Namen trug. »Ich erteile Ihnen jetzt Unterricht in Charme.«
    Sie blickte überrascht auf.
    »Nehmen wir an, du bist mit einem Mann allein und möchtest gern mit ihm ins Gespräch kommen. Was sagst du dann? Antworte!«
    Ihrer Miene nach zu urteilen, nahm sie die Sache völlig ernst. »Was tut er denn?«
    »Er tut gar nichts. Fast überall auf der Welt ist der gesellschaftliche Verkehr Sache der Frau. Der Mann ist stark und schweigsam, und die Frau muß ihn aus der Reserve locken.«
    »Ach so«, sagte Dorie. Das hatte sie noch nicht gehört. Doch es erklärte einiges, was sie bisher nicht verstanden hatte. »Aber ich wollte eigentlich wissen, womit der Mann seinen Lebensunterhalt verdient. Vielleicht läßt sich daran ein Gespräch anknüpfen.«
    »Gute Idee. Der Mann ist Farmer.«
    »Na, dann frage ich ihn, wie seine Ernte ausgefallen ist.«
    »Hmmmm«, machte Cole. »Das kannst du bei einem Farmer machen, der so alt ist, daß er dein Vater sein könnte. Aber wenn es sich nun um einen jungen, gutaussehenden Mann mit breiten Schultern handelt?«
    In Dories Augen blitzte der Schalk auf. »Wir breit sind denn seine Schultern?«
    Cole blieb todernst. Mit den Händen deutete er an: »Ach, ungefähr so. Nein, so breit!«
    Dories Augen funkelten stärker. »Mr. Hunter, es gibt keinen Mann, der so breite Schultern hat.«
    Betroffen schaute Cole von seinen ausgestreckten Händen auf seine eigenen Schultern. Er hatte genau deren Breite angezeigt! Schon wollte er sie darauf aufmerksam machen. Da las er ihr an den Augen ab, daß sie ihn nur necken wollte. Na schön, dachte er, das werde ich ihr heimzahlen.
    »Ich habe mich geirrt. Dieser Mann neben dir ist kein Farmer, sondern ein berühmter Friedensstifter.«
    »Friedensstifter? Du meinst, ein Revolverschwinger? Ein Killer? Ein ...«
    Jetzt machte Cole ein sehr ernstes Gesicht. »Mrs. Hunter, würden

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