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Zur Liebe verurteilt

Titel: Zur Liebe verurteilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Zeit, als sie noch daran glaubten, daß beim Küssen Kinder entstehen.
    Während all dieser Jahre mit ihrem Vater, als Dorie in ständiger Furcht vor ihm und seinem Zorn jede Gefühlsäußerung unterdrückte, hatte sie oft überlegt, was sie unternehmen würde, wenn sie frei wäre - nach seinem Tode also. »Wilde« Dinge hatte sie sich ausgemalt wie Reisen in fremde Länder. Und sie hatte sich vorgestellt, sie würde plötzlich so schön wie Rowena sein und erwachsene Männer ins Zittern geraten, wenn sie nur die Wimpern hob.
    Dabei hatte sie übersehen, welche Bürde er ihr hinterlassen hatte: eine ganze Stadt in Ordnung zu halten. Menschen, die sie ihr Leben lang persönlich oder wenigstens vom Sehen her kannte, verwandelten sich über Nacht in Bittsteller, die nur noch die Hand aufhielten. Sie mußte Geld für die Reparatur von Dächern, Veranden und die Reinigung von Abflüssen aufbringen. Ihre Arbeit schien nie ein Ende zu nehmen.
    Und als hätte sie nicht schon genügend Ärger am Hals, kündigte ihr Rowena auch noch ihren in wenigen Tagen bevorstehenden Besuch an. Wobei Rowena, die nie etwas verschweigen konnte, unmißverständlich hinzufügte, sie werde nicht eher wieder wegfahren, bis sie für ihre Schwester einen Ehemann gefunden habe.
    Natürlich hatte der Angestellte im Telegrafenamt diese Nachricht nicht nur in ganz Latham, sondern auch mindestens bei der Hälfte aller Durchreisenden bekanntgemacht. Es wäre keine Überraschung für Dorie gewesen, wenn inzwischen sämtliche Einwohner von San Francisco darüber informiert wären, daß ihre aufdringliche Schwester ihr einen Ehemann verschaffen wollte.
    Dorie liebte ihre Schwester. Doch manchmal fehlte es Rowena an gesundem Menschenverstand. Glaubte sie wirklich, Dorie wäre entzückt, wenn sie das Telegramm las, und würde begeistert ausrufen: »Oh, wie wunderbar, meine Schwester will mich mit einem Mann verheiraten, den ich gar nicht kenne?«
    Wahrend Dorie sich noch von dem Schreck erholte und täglich das Gelächter und die spöttischen Bemerkungen ihrer Mieter, ob jung oder alt, mit anhören mußte, schickte ihr die wohlmeinende Schwester ein zweites Telegramm, in dem sie sie aufforderte, Alfred ja nicht vor ihrer Ankunft zu heiraten.
    Dies war allerdings Dories Fehler gewesen. Vor zwei Jahren, als ihr Vater noch lebte, hatte Rowena schon einmal aus ihrem schönen Haus in England geschrieben, sie mache sich Sorgen um ihre kleine Schwester. Schon damals hatte sie angekündigt, daß sie nach Amerika kommen wolle, um einen Mann für sie zu finden. Das hatte Dorie zutiefst erschreckt. Denn wenn ihr Vater mit der Möglichkeit rechnete, er könne auch seine zweite Tochter verlieren, würde er ihr das Leben noch schwerer machen. Nach Rowenas Eheschließung hatte er seine jüngere Tochter sowieso schon fast wie eine Gefangene gehalten. Doch im Laufe der Jahre war das Gängelband etwas lockerer geworden. Nun durfte Dorie schon in den Feldern hinter dem Haus spazierengehen und nachmittags mit einem Buch am Flußufer sitzen. Und wenn ihr Vater die Mieten eintrieb, nahm er sie im Wagen mit. Tatsächlich hatte sich das Verhältnis zwischen Dorie und ihrem Vater mit jedem Monat nach Rowenas Hochzeit gebessert. Nicht daß sie Gespräche miteinander geführt hätten. Aber sie waren doch nicht mehr in dem Maße Gefangene und Wächter wie vorher.
    Doch wenn Rowena ihren Kopf durchsetzte und zurückkam, um ihren Vater zum Einverständnis mit einer Eheschließung Dories zu zwingen, würde er Dorie inzwischen das Leben zur Hölle machen. Andererseits hätte Dorie nur zu gern Rowena freien Lauf gelassen, wenn sie wirklich daran hätte glauben können, daß sie ihr einen fabelhaften Ehemann verschaffen würde. Doch sie kannte Rowenas Geschmack. Sie neigte zu Dichtertypen mit zerknitterten Hemden, die so blödsinnige Dinge von sich gaben wie: »Das Leben ist eine Landstraße, auf die sich nur wenige Menschen begeben.« Bei solchen sinnlosen Sätzen bekam Rowena weiche Knie. Dorie hatte ihr schon tausendmal erklärt, daß es gar nicht ihr Verdienst gewesen sei, einen so starken und intelligenten Mann wie Jonathan für sich gewonnen zu haben. Vielmehr habe Jonathan sie ausgewählt, sei ihr auf Schritt und Tritt gefolgt und habe sie regelrecht belagert, bis Rowena weich geworden war und ihm das Jawort gegeben hatte.
    Dorie fürchtete nun, Rowena würde ihr einen Mann aufdrängen, der Sherry trank und am kleinen Finger einen Ring trug. Aus reinem Selbstschutz begann sie ihr

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