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Zurueck in die Nacht

Zurueck in die Nacht

Titel: Zurueck in die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
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sonst diese komischen Stimmen sein? Wer könnte
wohl sonst in ihre Träume eindringen? Und wer könnte überhaupt ein Interesse
daran haben?“
    Das
klingt logisch. Leider. „Keine Ahnung. Aber wenn sie es wirklich sind…“
    „…dann
sollten wir schleunigst losfahren!“, beendet er meinen Satz ohne zu zögern.
    „Losfahren?
Wohin?“ Ratlos sehe ich ihn an.
    „Wie
kannst du da noch fragen?“ Er sieht mich an, als wäre ich leicht zurückgeblieben.
„Wohin hat es mich denn die ganzen letzten neunzehn Jahre getrieben?“
    Ich
bin immer noch ratlos. „Äh – zu ihr? Claire? Aber wie willst du sie jetzt auf
einmal finden?“
    Er
schüttelt tadelnd den Kopf. „Und das fragst ausgerechnet du. Dabei bist du doch
eigentlich ein ganz helles Kerlchen. Da gibt es doch nur einen Weg.“ Als ich
immer noch nichts kapiere, fährt er fort: „Ich habe, wie gesagt, fast mein
ganzes Leben lang nach ihr gesucht, ohne die geringste Ahnung zu haben, wo sie
sein könnte. Aber jetzt gibt es plötzlich jemanden, der genau weiß, wo sie
früher war. Bevor sich ihre Wege getrennt haben. Und außerdem habe ich gleich
hier bei mir auch jemanden, der in der Lage ist, sich dorthin zu begeben. Und
mich ja wohl hoffentlich mitzunehmen, oder?“ Er sieht mich plötzlich zweifelnd
an, und ich nicke schnell. Ich erkenne ihn kaum wieder. Er ist energisch,
voller Tatendrang und wirkt zwanzig Jahre jünger als vorhin. „Also dann –
worauf warten wir noch? Flitz los und pack deine Sachen! Vergiss deinen Pass
nicht! Und dann nichts wie weg hier!“
    Ich
bremse ihn mit der Frage: „Habe ich das richtig verstanden? Du willst also zu
Arik, um mit ihm zusammen Claire zu suchen?“
    „Völlig
richtig.“ Er nickt energisch. Seine Augen funkeln. „Und natürlich zu dieser
Clarissa.“
    „Zu
ihr? Warum das denn?“
    „Na,
wenn ich das richtig sehe, wissen diese Wächtertypen jetzt, dass sie einen der
ihren ermordet hat. Findest du nicht, dass irgendwer sie warnen sollte?“
    Schuldbewusst
zucke ich zusammen. In der Aufregung der letzten Minuten habe ich das doch
glatt vergessen. „Doch, natürlich. Unbedingt.“
    „Na
also. Dann sind wir uns ja einig.“ Er will losrennen, und ich hasse es
wirklich, seinen Tatendrang zu bremsen, aber ich habe noch einen Einwand. „Und
wenn Arik nicht mehr in Deutschland ist? Wie geht es dann weiter?“
    Er
macht eine wegwerfende Handbewegung. „Das überlegen wir uns dann. Ach ja, und
noch etwas.“
    „Ja?“
Bei seinem Tempo fühle ich mich mittlerweile ziemlich atemlos.
    „Diese
Patti – meinst du, es besteht eine Chance, dass sie mitkommt?“
    Ich
traue meinen Ohren nicht. „Patti? Warum sollte sie?“
    „Nun,
ich schätze, das wäre nur fair, oder?“
    „Fair?
Sie in irgendwelche völlig uneinschätzbaren Gefahren zu schleppen?“ Die
Vorstellung gefällt mir gar nicht.
    „Mach
dir doch nichts vor!“, entgegnet er. „Sie steckt da doch sowieso schon bis zum
Hals mit drin. Oder glaubst du wirklich, dass diese Wächter sie von jetzt an in
Ruhe lassen? Die sind doch total skrupellos. Und sie hat keine Ahnung, in was
sie da reingeraten ist. Allein hat sie keine Chance! Und außerdem – vielleicht
wäre sie ja ganz nützlich. Immerhin kann sie sich ja offenbar nach und nach an
ihr Leben als Wächterin erinnern. Und da wir so gut wie nichts von denen
wissen, wäre es doch ganz hilfreich, einen Insider bei uns zu haben. Vielleicht
könnte sie uns ja helfen, ihnen zu entkommen, wenn es nötig wird. Und stell dir
mal vor, sie träumt weiter und stellt fest, dass du auch dabei gewesen bist.
Dann verrät sie dich auch an diese Typen, ohne dass du eine Ahnung davon hast.
Nein, nein, wir sollten sie wirklich mitnehmen, damit wir sie unter Kontrolle
haben.“
    Das
überzeugt mich. „Ich glaube aber nicht, dass sie so einfach mit uns von zu
Hause abhauen wird, nur weil wir ihr eine völlig verrückte Geschichte
erzählen.“
    „Wir
können es zumindest mal versuchen. Immerhin scheint sie dem Ungewöhnlichen ja
nicht ganz abgeneigt zu sein, denn wie hätte sie sonst eine Wächterin werden
können?“
     
    Während
Raphael in aller Eile eine Tasche mit dem Nötigsten packt, wähle ich noch
einmal Pattis Nummer.
    „Mike!
Ausgeschlafen?“
    „Nein.
Ich habe überhaupt nicht mehr geschlafen. Und du?“
    „Ich
auch nicht.“ Sie gähnt hörbar.
    „Ehrlich
gesagt, was du mir da erzählt hast…“ Ich stocke, nicht sicher, wie ich
weitermachen soll. Sie wird mich sowieso für total übergeschnappt

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