Zurück in Virgin River (German Edition)
auszudenken.“
„Wollen Sie mir nicht lieber Ihre Geschichte erzählen?“, fragte er.
„Ich glaube nicht.“
„Und mir glauben Sie auch nicht? Denken Sie etwa, ich hätte mir das alles einfach nur ausgedacht? Oder dass ich die Geschichte mit dem Gefängnis nur benutze, um Sie ins Bett zu kriegen? Ja?“, wollte er wissen.
„Es sind schon merkwürdigere Sachen passiert“, erwiderte sie achselzuckend.
„Das bezweifle ich stark“, sagte er und erhob sich. „Ich wurde hier in Eureka verhaftet. Rufen Sie die Polizei an, und fragen Sie nach Sergeant Delaney von der Drogenfahndung. Erzählen Sie ihm, dass Sie wissen wollen, ob ich Sie belogen habe, bevor Sie das nächste Mal mit mir sprechen. Sie wissen ja, wo ich wohne. Sie haben meine Nummer.“
Er wandte sich ab, ging zu seinem Wagen und verließ Eureka, ohne den Bodenbelag für das Haus zu besorgen.
Dan hatte in den vergangenen Jahren genug mitgemacht. Deshalb ärgerte er sich nicht allzu lange über Cheryls Reaktion. Seitdem er aus dem Irak zurückgekehrt war, wusste er, dass das Leben für ihn nicht leichter wurde. Und nachdem er Grenzen überschritten hatte und zu einem Verbrecher geworden war, schwand die Hoffnung, in diesem Leben noch einmal einer Frau zu begegnen, die sich freiwillig an ihn ankuscheln würde. Er machte Cheryl keinen Vorwurf daraus, würde sie aber auchnicht mehr behelligen. In Zukunft würde er sie höchstens anrufen, um nachzufragen, wo er ihr die Miete hin überweisen sollte. Cheryl hatte nichts von ihm zu befürchten. Dan plante nicht, sie zu verfolgen.
Als er am Dienstagabend in der Küche des alten Hauses arbeitete, klingelte plötzlich sein Telefon. Dan starrte den Apparat einen Augenblick lang fassungslos an. Es gab nur drei Möglichkeiten: Entweder es hatte sich jemand verwählt oder dieser Jemand wusste noch nicht, dass die Creightons weggezogen waren. Vielleicht war es auch Cheryl. „Hallo?“, meldete er sich.
„Nächsten Sonntag bringe ich die Sandwiches mit“, sagte sie. Er lachte. „Sergeant Delaney muss Ihnen eine Menge schlimmer Dinge über mich erzählt haben, sonst hätte ich wohl kaum noch mal von Ihnen gehört.“
„Wenn ich mich auf meinen Instinkt verlassen würde, hätte ich tatsächlich nicht angerufen. Ich glaube, wir sind beide ziemlich verkorkst. Kann sein, dass wir uns nicht unbedingt guttun. Vielleicht sollten wir das Ganze einfach vergessen.“
„Wie Sie wollen“, entgegnete er.
„Können Sie mir nicht wenigstens anstandshalber ein wenig widersprechen, hm?“
„Nö.“ Er lachte erneut. „Ich weiß, worauf ich aus bin. Sie müssen Ihre eigenen Entscheidungen treffen. Falls Sie Probleme haben, kümmern sie mich nicht besonders. Sie gehören Ihnen. Ich habe schon seit Jahren genug mit meinen eigenen Problemen zu tun. Und ich fühle mich eigentlich ziemlich gut damit. Ob mit Picknick oder ohne.“ Cheryl hörte ihm schweigend zu. „Cheryl“, sagte er in einem ernsten Tonfall, „ich erwarte nichts Besonderes. Aber es wird Zeit für mich, wieder unter die Leute zu kommen und mich mit ihnen abzugeben. Das ist alles. Es gibt kein Zwölf-Punkte-Programm für das, was ich tun muss. Ich komme einfach nur aus einer langen, finsteren Nacht.“
Sie ließ einen tiefen Seufzer hören. „Okay, um drei. An derselben Stelle wie letztes Mal.“
„Ich bin da.“
13. KAPITEL
W alt bezahlte viel zu viel für den Flug nach Montana, aber es hatte nur zwei Möglichkeiten gegeben – einen Flug zwei Wochen im Voraus zu einem günstigeren Tarif zu buchen oder sofort nach Montana zu fliegen, wo Muriel ihn erwartete. Walt hatte sie angerufen und eine Nachricht hinterlassen: „Ich komme. Ich will bei dir sein.“ Nachdem sie seine Anrufe eine Woche lang ignoriert hatte, rief sie nach dieser Nachricht sofort zurück. „Oh Gott, ich habe solche Sehnsucht nach dir! Beeile dich!“ Und Walt machte sich gleich am Freitag auf den Weg.
Muriel gab ihm die Adresse des Hauses, in dem sie wohnte. Um drei Uhr traf Walt in Missoula ein, besorgte sich einen Mietwagen und war um vier in einem kleinen Nest zwischen Butte und Missoula. Er kaufte ein paar Lebensmittel ein und stand um fünf vor Muriels Tür, einem kleinen, zweistöckigen Haus mit Dachgauben. Auf der Straße fuhren Kinder mit ihren Rädern um die Wette, und eine ältere Frau kniete in ihrem Vorgarten und grub ein Blumenbeet um. Ein alter Mann saß auf der anderen Straßenseite auf seiner Veranda, und automatisch winkte Walt ihm zur Begrüßung zu. Der
Weitere Kostenlose Bücher