Zurück in Virgin River (German Edition)
sich genommen hat, um dann die ganze Zeit schlotternd vor Angst im Wartezimmer zu sitzen, damit sie in deiner Nähe ist.“
„Hör mir mal zu, Jack. Bitte“, bat ihn Rick. „Begreifst du es denn nicht? Ich bin ein Pechvogel. Ich bringe den Menschen, die ich liebe, nur Unglück.“
Jack hob überrascht den Kopf. „Wie bitte?“
„Mir und um mich herum sind schreckliche Sachen passiert.
Nichts klappt, wenn ich da bin. Das hat schon angefangen, als ich zwei war.“
Jack war mehr als erstaunt. „Wovon, zum Teufel, redest du?“
Rick schüttelte den Kopf. „Meine Eltern starben. Meine Oma ist richtig krank geworden. Meine Freundin wurde gleich beim ersten Mal schwanger. Und dann starb das Baby. Ich gehe zu den Marines, und prompt wird die Einheit, die vor uns nach dem Rechten sehen soll, in die Luft gejagt. Ich werde in die Luft gejagt. Ich bin ein wandelndes Desaster.“ Rick lachte verbittert. „Nein, ich bin ein beinloses Desaster, eins, das nicht mal mehr laufen kann.“
Jack beugte sich zu ihm hinunter. „Du bekommst ein neues Bein. Es wird mindestens genauso gut funktionieren wie das alte. Und dann kannst du ganz normal weiterleben. So ist das Leben nun einmal. Überall passiert Mist, mit dem wir klarkommen und weiterleben müssen. Und du kommst auch damit klar.“
„Sind deine Eltern gestorben, als du klein warst? Ist dein Baby gestorben? Bist du im Krieg in die Luft gejagt worden?“
In dem Moment ging Jack ein Licht auf. Er hatte sich nieauf die Dinge konzentriert, die schiefgegangen waren. Es war schwierig genug, mit ihnen fertigzuwerden, ohne jede Minute daran zu denken. Es war falsch, ständig alles Negative aufzulisten. Ein schrecklicher Fehler, vor dem sich Jack immer gehütet hatte. Ricks Fragen empfand Jack als pure Provokation. Am liebsten wäre er aufgestanden und hätte ihm ins Gesicht gebrüllt: „Ich habe mehr als einen scheißsterbenden Marine in meinen Armen gehalten, ohne Aussicht darauf, dass man ihn noch hätte retten können – es hat mir manchmal ganz schön zu schaffen gemacht. Bis ich vierzig war, hatte ich Schwierigkeiten, eine Frau zu finden, mit der ich eine Beziehung eingehen konnte. Meine Mutter starb ebenfalls zu früh. Meine kleine Schwester ist vergewaltigt und misshandelt worden. Mein geliebter Rick wurde im Krieg in die Luft gejagt. Es ist zwar nicht dasselbe, aber es war alles so schrecklich, dass es mich oft zum Heulen brachte.“
Doch Jack schwieg und sah Rick stattdessen kühl an. „Vieles von dem, was dir passiert ist, ist mir auch passiert. Denn ich war immer bei dir. Eines Tages wirst du herausfinden, wie schrecklich man mitleidet, wenn jemandem, den man liebt, etwas Schlimmes passiert.“
„Ich will nicht, dass ihr mit mir mitleidet. Deshalb will ich ja, dass ihr mich in Ruhe lasst“, stieß Rick aus.
Jack erhob sich. „Das ist nicht so einfach. Ich werde mich nicht besser fühlen, nur weil du mich einfach wegschickst. Aber ich will jetzt nicht weiter darauf eingehen. Du brauchst Zeit, um dich an die neue Situation zu gewöhnen. Ich sage Liz, dass sie jetzt zu dir kommen kann. Sei nett zu ihr. Ich fliege mit ihr zusammen nach Kalifornien zurück und will nicht, dass sie die ganze Zeit weint.“
Rick zog eine Grimasse. Als er Jacks entschlossenes Gesicht sah, wusste er, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als Liz zu sehen. Die Vorstellung erschreckte ihn. Wenn er sich nicht hinter seinem Ärger verschanzen konnte, würde er zusammenbrechen und heulen wie ein kleines Mädchen. Auf keinen Fall wollte er vor Liz weinen und erst recht nicht vor den anderen verwundeten Soldaten in seinem Zimmer. „Okay“, stimmte erzu. „Schick sie rein.“
Rick holte ein paarmal tief Luft, während er auf sie wartete. Als er sich schließlich zur Tür drehte, sah er sie unsicher im Türrahmen stehen. Lieber Himmel, sie war noch schöner als in seiner Erinnerung oder in seinen Träumen, die viel zu oft von ihr handelten. Grimmig sah er sie an, obwohl er sich nicht sicher war, ob er das wirklich lange durchhielt. Dann winkte er sie zu sich heran. Liz durchquerte langsam das Zimmer, bis sie schließlich vor ihm stand.
Einen kurzen Moment lang spürte er so etwas wie Hass auf sie oder besser auf den Schmerz, den er in ihren Augen entdeckte. Am liebsten hätte er sie angeschrien.
Doch dann gelang ihm wenigstens ein kleines Lächeln. „Sei vorsichtig“, warnte er. „Komm mir nicht zu nah. Wenn du eine falsche Stelle erwischt, gehe ich durch die Decke.“
„Darf
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