Zurück in Virgin River (German Edition)
er. Du kannst das nicht unbeantwortet lassen, das wäre grausam. Aber er wollte nicht, dass sie wusste, dass er sie immer noch liebte. Es war nicht gut, wenn er sie so an sich band. Und dann erinnerte er sich selbst daran, dass er nicht einfach so jetzt und hier mit ihr Schluss machen wollte. Das würde er später machen. Deshalb dauerte es etwas zu lange, bis er endlich zu ihr sagte: „Ich liebe dich auch, Baby.“ Vielleicht reichte dieses hinterhergeschobene „Baby“, um die Enttäuschung über die Verzögerung ein wenig zu mildern. „Entschuldige, aber mein Kopf ist noch ziemlich matschig. Die Medikamente, weißt du.“
„Jack sagt, noch ein paar Tage und dann bist du an die Medikamente gewöhnt und etwas klarer bei Verstand.“
Unwillkürlich musste Rick lächeln. Seine Liz benutzte solche Worte normalerweise eigentlich nicht. „Stimmt“, sagte er. „Komm, gib mir einen schönen Abschiedskuss. Sei stark für mich, und wir reden später weiter, sobald ich in der Reha bin, hm?“
Sie beugte sich zu ihm und küsste ihn noch einmal.
„Wenigstens bist du jetzt in Sicherheit“, flüsterte sie. „Ich werde dich trotzdem vermissen, wenn du in der Reha bist.“
„Ich vermisse dich jetzt schon“, erwiderte er leise gegen seinen Willen und ohne es wirklich so zu meinen. „So, und jetzt geh. Zieh es nicht so in die Länge. Es ist alles schwer genug.“
Als Liz das Zimmer endlich verließ, sah er ihr lange hinterher. Ihm fiel auf, dass Jack ihn ziemlich grimmig anschaute. Oh, ich habe den großen Mann verärgert . Das ist ja so verdammt schlimm, dachte Rick. Vielleicht wären sie alle besser dran gewesen, wenn er nicht überlebt hätte. Er brachte allen immer nur Unglück.
Rick drehte sich wieder zur Wand und kämpfte mit seinem Selbstmitleid. Allein der Gedanke an die nächtlichen Telefonate, die er mit Liz hatte, als sie noch jünger gewesen waren, brachte ihn zum Heulen wie ein Baby. Er konnte gar nicht fassen, wie viel Selbsthass er empfand, weil er den Menschen, die er liebte, so viel Kummer machte. Und, als ob das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, konnte er sich nicht vorstellen, dass seine Schmerzen irgendwann einmal vorbei sein würden. Die Stelle, an der einmal sein Bein gewesen war, tat höllisch weh. Vor allem der Fuß bereitete ihm Höllenqualen. Er konnte sich überhaupt nicht vorstellen, dass so etwas möglich war. Doch der Arzt hatte ihm irgendwas mit Neuronen erklärt, die seinem Gehirn immer noch meldeten, dass das verlorene Bein schmerzte. Die blöden Neuronen hatten immer noch nicht kapiert, dass sein Bein jetzt über dem Knie endete.
Dann hörte Rick das Geräusch, das Stu, einer seiner Zimmergenossen machte, wenn er sich mithilfe des Triangelgriffs aus dem Bett in seinen Rollstuhl hievte. Dann setzten sich die Räder in Bewegung. Rick hoffte, dass Stu das Zimmer verließ.
Aber Fehlanzeige. Stu kam an Ricks Bett. Er war nicht wegen eines Unfalls oder weil er gelähmt gewesen wäre nach Landstuhl geflogen worden. Im Gegenteil. Stu hatte seine Beine noch, benutzte sie jedoch nicht.
„Interessant“, bemerkte Stu und betrachtete Rick. „Wunderschönes Mädchen. Sie vergöttert dich, und du schickst sie weg. Hast du einen Hirntumor?“
„Vielleicht“, antwortete Rick und wandte den Blick von ihm ab. „Das gehört zu den wenigen Sachen, die ich noch nicht hatte.“
„Ich weiß, dass deine Beine wehtun, aber doch nicht deine Lippen.“
„Würde es dir was ausmachen, dich um deine Angelegenheiten zu kümmern?“„Die Krankenstation ist eine eigene kleine Welt. Es ist unmöglich, sich nur um die eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Und du bist total im Arsch, Mann.“
„Ja, das wissen wir nun“, sagte Rick und verzog den Mund zu einem bösen Lächeln. „Das ist aber noch längst kein Grund, auch sie fertigzumachen.“
„Soweit ich es gehört habe, während ich mich hier in unserer kleinen Welt um meine eigenen Sachen gekümmert habe, hast du sie bereits fertiggemacht, und nun willst du sie loswerden. Wir sollten dafür sorgen, dass man eine Tomografie bei dir vornimmt – du hast ganz sicher einen Hirntumor.“
„Lass mich in Ruhe.“
„Vielleicht kapierst du es noch nicht, doch da gibt es Leute, denen du nicht egal bist. Sie kommen den ganzen Weg aus den Staaten nach Deutschland, weil du verletzt wurdest. Und du wirst wieder nach Hause kommen und so aussehen, wie du vorher ausgesehen hast, bis du die Hosen runterlässt. Alles wird wieder gut. Aber du bist zu
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