Zurück in Virgin River (German Edition)
zweijährige David war jedoch nicht in Stimmung, sich zurückzuhalten. Er machte gerade seine Trotzphase durch. Er zappelte herum, machte sich steif, quengelte oder trat um sich. „Halt doch mal still, Kleiner“, versuchte Jack ihn zu beruhigen. David frei in der Bar und im Restaurant herumsausen zu lassen stand nicht zur Debatte. Das versprach nur Ärger und Scherben.
„Hast du zufällig ein paar Chips oder Popcorn?“, fragte jemand ein paar Barhocker von Mel entfernt.
„Ja, die kann ich auftreiben“, versprach Jack. „Dauert eine Minute, ja? Ich habe mit diesem Satansbraten gerade alle Hände voll zu tun.“
Mel wandte sich um und entdeckte Dan Brady, der alleine an der Bar saß und ein Bier trank.
„Wenn du mir deinen Stammhalter überlässt, könntest du mir etwas zum Knabbern bringen, und du und deine Frau, ihr könntet mal kurz aufatmen.“ Dan streckte die Hände nach David aus. „Ich bin geübt und weiß, wie man mit so kleinen wilden Teufeln umgeht.“
Jack zog die Augenbrauen hoch. „Ach? Du kannst noch was anderes als Marihuana anbauen? Du steckst aber auch voller Überraschungen.“ Jack hob David über den Tresen und drückte ihn Dan in die Hände.
Zuerst kreischte David verdrießlich, aber Dan schnappte ihn sich und nahm ihn auf den Schoß. „Hey, ist ja gut“, tröstete er den Kleinen und schaukelte ihn auf seinem Bein. „Entspann dich. Nur in einem Sechshundertseelendorf wie diesem findet man es normal, dass ein Kind in deinem Alter schon in eine Bar geht. Da kannst du aber von Glück sagen.“
Jack schüttete ein paar Cracker in eine Schüssel. „Das sind seine Lieblingssnacks“, erklärte er.
„Perfekt“, erwiderte Dan und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder David zu. „Also, kleiner Mann, willst du was davon?“ Er manövrierte einen Cracker in Davids Mund. „Und jetzt gibst du mir einen, okay? Bitte!“
David überlegte einen Augenblick, bevor er seinerseits langsam einen Cracker in Dans offenen Mund schob. „Mmmmm“, lobte Dan. „Jetzt bist du wieder dran.“ Er fischte einen weiteren Cracker aus der Schüssel, lenkte ihn in die Nähe von Davids Mund, zog ihn jedoch im letzten Augenblick wieder weg und brachte den Jungen damit zum Lachen. „Oh, du willst noch einen? Dann sag schön Bitte!“
David schüttelte stur das Köpfchen und versteifte sich. Er drückte die Fäustchen ans Gesicht und schob die Unterlippe vor. „Komm, wir versuchen es noch einmal“, schlug Dan ihm vor und griff wieder in die Schüssel. „Bitte?“, wiederholte er.
„Itte“, sagte David schmollend.
„Toll“, lobte Dan und warf ihm den Cracker in den Mund.
„Du bist echt begabt“, sagte Jack, der ihn beobachtete. „Er war in letzter Zeit oft ein richtiger kleiner Arsch.“
„Jack! Wir wollten doch versuchen, uns in Gegenwart der Kinder etwas gewählter auszudrücken!“
„Ja, ich weiß. Nebenbei gesagt gelingt mir das immer noch besser als dir. War er ein Arsch, oder war er es nicht?“
„Er kann doch nichts dafür, er ist halt im Arschlochalter. Das geht irgendwann vorbei.“
„Siehst du?“ Jack grinste sie an. „Du hast ebenfalls ein loses Mundwerk und kommst nicht dagegen an.“Mel erwiderte sein Grinsen. „Bevor ich dich kannte, habe ich nie auch nur das kleinste Schimpfwort benutzt.“
Dan konzentrierte sich auf David. „Deine Eltern flirten miteinander. Du solltest besser noch einen Cracker essen. Es könnte sein, dass du noch lange auf meinem Schoß sitzen musst.“
Jack betrachtete Dan einen Moment lang. „Alter, du hast echt Erfahrung mit Zwergen“, stellte er schließlich fest.
„Ein paar“, antwortete Dan, bevor er sich wieder David widmete. „Nun bin ich dran, bitte.“ Er öffnete den Mund.
„Mit Neffen?“, fragte Jack. „Oder Nichten. So was in der Art?“
„So ungefähr“, sagte Dan, der seine Aufmerksamkeit auf David konzentrierte. „Du bist dran. Sag Bitte.“
„Itte“, sagte David lachend und öffnete seinen klebrigen Mund.
Dan sah Jack an. „Wie geht’s dem anderen Jungen, Rick?“
„Hm, ich weiß nicht. Mel und Preacher sagen, dass er dabei ist, die Sache zu verarbeiten, aber er hat sich verändert. Er verschließt sich, weißt du, was ich meine? Er meldet sich weder bei mir noch bei seiner Freundin. Er ruft einfach nicht an, dabei war er so dermaßen in dieses Mädchen verliebt. Und jetzt meidet er sie.“
„Er macht vermutlich eine schwere Zeit durch“, erwiderte Dan, bevor er David anguckte und ihn aufforderte:
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