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Zurueck ins Glueck

Titel: Zurueck ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Higgins
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einer Einbahnstraße zu wenden? Wirklich einmalig!« Nachdem sie erneut geschaltet und einmal den Motor abgewürgt hatte, fuhr sie am ganzen Leib zitternd los. Er hat das mit Absicht gemacht, dachte sie verzagt. Er mag mich nicht, und wer kann ihm das verübeln? Da tauche ich plötzlich aus dem Nichts auf und erhebe Ansprüche auf seinen Vater – mein Gott, seinen Vater. Doch dann mahnte sie sich nachdrücklich, dass zwischen ihr und Pablo ja gar keine Blutsverwandtschaft bestand. Sie war so daran gewöhnt, ihn als ihren Vater zu betrachten – auch wenn er in ihrem Leben keine große Rolle gespielt hatte -, dass es ihr schwerfiel, sich von dieser Vorstellung zu lösen. Doch die traurige Wahrheit lautete, dass das Einzige, was sie mit Pablo Garcia verband, der Umstand war, dass er sich während ihrer ersten Lebensjahre wie ein Vater um sie gekümmert hatte. Im Grunde genommen ist er ein Fremder für mich, dachte sie bedrückt, während sie weiterfuhr und darauf wartete, dass Pedro ihr den Weg wies.
    »Okay, jetzt musst du hier entlang.« Er deutete nach rechts. In seiner tiefen Stimme klang keine Spur von Wärme oder Freundlichkeit. Samantha bog rechts ab und stellte fest, dass sie sich offensichtlich auf einer Umgehungsstraße befanden, die um die kleine Stadt Haro herumführte.
    Die Innenstadt schien sehr alt zu sein; die Straßen waren
unglaublich schmal und die Gebäude, die aussahen, als stammten sie noch aus dem Mittelalter, rangen um jeden Zentimeter Platz miteinander. Sie befanden sich jetzt auf einer schönen, von Bäumen gesäumten Allee und...
    »Pass doch auf!«, riss Pedros erschrockene Stimme sie aus ihren Gedanken. Er griff ihr ins Lenkrad und riss es herum, um den Wagen wieder auf die rechte Straßenseite zu steuern. »Hier gibt es Gegenverkehr«, erklärte er.
    Samantha hatte die entgegenkommenden Fahrzeuge gar nicht bewusst wahrgenommen, so versunken war sie in ihre Umgebung gewesen.
    »Entschuldige, ich hatte völlig vergessen, dass hier Rechtsverkehr herrscht. Als ich rechts abgebogen bin, bin ich rein gewohnheitsmäßig auf die linke Spur hinübergezogen. Auf der Fahrt von Madrid hierher hatte ich keine Probleme, ich bin ja nur Autobahn gefahren.« Sie schielte zu Pedro hinüber; machte sich auf einen tadelnden Blick gefasst, aber er grinste sie nur an.
    »Frauen am Steuer«, feixte er. »Möchtest du, dass ich fahre? Du bist müde, nicht wahr?«
    »Todmüde sogar.«
    Erleichtert, dass ihr die Zügel aus der Hand genommen wurden, sprang Samantha aus dem Auto und lief um die Motorhaube herum, um auf den Beifahrersitz zu rutschen. Pedro tat es ihr nach, nur ging er um das Heck des Wagens herum. Er mied sie ganz bewusst, so viel stand fest – und sie konnte ihm keinen Vorwurf daraus machen. Sie war ein unerwünschter Eindringling in seinem Leben und noch dazu einer, der ihn soeben dank seiner riskanten Fahrweise beinahe umgebracht hätte.
    Der Rest der Fahrt verlief ohne weitere Zwischenfälle.

    Ein paar Kilometer außerhalb der Stadt bog Pedro links in eine unbefestigte Straße ein und gelangte wenig später an ein Tor. Es stand offen, auf dem daneben angebrachten Briefkasten prangten die Worte Casa Garcia . Samantha sah Pedro fragend an.
    »Heißt das ›Haus der Garcias‹?«
    Er nickte so knapp, dass es schon fast feindselig wirkte, was sie als ein Ja wertete.
    Der Weg, den sie jetzt entlangfuhren, wand sich weit in das Land hinein. Zu beiden Seiten waren hohe, mit Reben bepflanzte Erdwälle aufgeschüttet, die den Blick auf die Landschaft versperrten. Der Weg beschrieb eine Rechtskurve. Noch immer konnte Samantha nicht sehen, was vor ihnen lag.
    »So viele Trauben«, staunte sie in dem verzweifelten Versuch, Konversation zu betreiben, und zeigte auf die Reben, die auf den Wällen wuchsen. Als Pedro weder eine Antwort gab noch sonst eine Reaktion zeigte, schoss ihr das Blut in die Wangen. Wie hatte sie nur so etwas Dummes sagen können? Natürlich gab es hier überall Trauben. Sie wusste ja, dass Pablo Wein anbaute.
    »Wann müssen sie denn geerntet werden?«, fragte sie.
    »Bald«, entgegnete er wenig hilfreich.
    Der Mann war ein ungehobelter Klotz und ihre Bemühungen nicht wert, entschied sie grimmig, während der kleine Wagen durch zahlreiche Schlaglöcher rumpelte. Kurz darauf bogen sie um eine weitere Kurve, die Erdwälle fielen ab, und vor ihr erstreckte sich flaches Gelände, auf dem ein wunderschönes Landhaus stand.
    Der Weg endete vor dem Haus in einer Art Parkplatz, der nur aus

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