Zurueck ins Glueck
fort: »Deine Mutter ist schon fast krank vor Sorge um dich.«
Schweigen.
»Deine Brüder vermissen dich, vor allem auf dem Boot.«
Noch immer schien er nicht zu seinem Sohn durchzudringen.
»Du wirst irgendwann ein anderes Mädchen finden.« Frank war mit seiner Weisheit allmählich am Ende. »Du wirst mir jetzt sicher nicht glauben, aber die Zeit heilt alle Wunden. Beim einen geht das schnell, bei anderen dauert es eine Weile, aber letztendlich vergeht auch der größte Schmerz, selbst wenn eine Narbe zurückbleibt. Du musst diese Gillian...«
Er brach ab, weil Luke sich mit einem Ruck auf dem Bett aufsetzte.
»Sprich diesen Namen nie wieder in meiner Gegenwart aus«, schnarrte er. »Nie wieder, hörst du, Dad? Ich will den Namen dieser... dieser Frau nie wieder hören!«
Die heftige Reaktion seines Sohnes jagte Frank Angst ein. Luke war zeitlebens ruhig und verträglich gewesen und hatte weder in seiner Kindheit noch später zu Wutanfällen geneigt. Er atmete tief durch und lenkte sofort ein.
»Schon gut, Sohn, ich wollte dich nicht aufregen. Aber du fehlst uns, Junge – deiner Mutter und deinen Brüdern. Wir vermissen den alten Luke; den, der du früher warst.«
Er wartete auf eine Antwort, doch Luke hatte sich
schon wieder auf das Bett zurücksinken lassen und die Hände unter seinen Hinterkopf geschoben.
»Kommst du denn dann wenigstens wieder zur Arbeit? Wir können auf dem Boot auf keinen Mann verzichten, und ohne dich kommen wir kaum zurecht.«
Das traf zu, wie Luke nur zu gut wusste.
»Morgen«, stimmte er tonlos zu. »Morgen fahre ich wieder mit euch raus.«
Das war mehr, als Frank zu hoffen gewagt hatte.
»Wenn du arbeiten willst, musst du etwas essen. Wenn du an Bord der Ashling umkippst, ist keinem von uns gedient.«
Luke erwiderte nichts darauf, sondern studierte erneut stumm die Decke.
»Wenn ich dir ein paar Sandwiches bringe, versprichst du mir dann, dass du sie isst? Du musst etwas im Magen haben, wenn du morgen wieder mit anpacken willst«, mahnte sein Vater eindringlich.
Keine Antwort.
Frank wertete Lukes Schweigen als Zustimmung. Er erhob sich und ging zur Tür, blieb aber dort noch einmal stehen und drehte sich zu seinem Sohn um.
»Die Zeit heilt alle Wunden, du wirst sehen«, wiederholte er weich, dann schloss er die Tür hinter sich.
Allein mit sich und seinem Kummer spürte Luke, wie sich sein Herz erneut zusammenzukrampfen begann. Der Schmerz war so intensiv, dass er beim ersten Anfall dieser Art gedacht hatte, einen Infarkt zu erleiden – das war an dem Nachmittag gewesen, als er Gillians Apartment verlassen und sich die Tür zu ihrem Leben für immer hinter ihm geschlossen hatte. Jetzt wusste er, woher diese sengende Qual rührte – sein Herz war gebrochen,
nicht mehr und nicht weniger. Sein Vater irrte sich, keine Zeit der Welt konnte diese Wunde heilen. Wenn etwas in zwei Teile zerbrochen war, wuchs es nicht einfach wieder zusammen. All seine Hoffnungen auf Liebe und Glück waren zunichte gemacht worden; von seinem früheren Selbst war nur noch eine tote, leere Hülle geblieben.
Er scherte sich nicht mehr darum, ob sich seine Mutter Sorgen um ihn machte, und er scherte sich noch weniger um seine Brüder. Das Licht, das Gillian in ihm entfacht hatte, war erloschen, und nichts und niemand vermochte es wieder zu entzünden. Nie wieder.
24. Kapitel
W illkommen auf Barbados!« Cameron kam mit ausgebreiteten Armen auf Gillian zu.
Gillian spürte, wie ihre Knie weich wurden. Nach einer Woche unter karibischer Sonne sah er noch umwerfender aus als sonst. Er trug einen cremefarbenen Leinenanzug, weiche hellbraune Wildledermokassins, und seine Haut war leicht gebräunt, sodass seine Augen noch heller und seine Zähne noch weißer schimmerten. Mit einem glücklichen Lächeln schmiegte sie sich in seine Arme.
Der Flughafen war klein, die Zollformalitäten wurden rasch abgewickelt. Als sie über den Parkplatz gingen, ertönte plötzlich ein ohrenbetäubender Lärm.
»Tut mir leid, wenn du dich erschreckt hast, Schätzchen. Sie erweitern diesen Flughafen schon, solange ich denken kann.« Cameron nahm ihre Hand und winkte einem Wagen zu, der offenbar auf sein Zeichen wartete. Ein langer, jettschwarz schimmernder Mercedes glitt lautlos heran.
O Gott, ich liebe diesen Mann, dachte Gillian. Wie konnte ich nur ernsthaft mit dem Gedanken spielen, seinen Vater zu verführen, wenn ich ihn haben kann? Er ist jede Mühe wert. Dann werden es eben nur dreißig Millionen statt
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