Zurueck ins Glueck
habt doch über mich gesprochen, nicht wahr?« Sie sah Pedro bittend an.
Pedro musterte sie kurz, dann entspann sich eine weitere Diskussion zwischen den beiden Männern.
»Es ist schon vorbei. Mir geht es wieder gut – siehst du?« Pablo rang sich ein Lächeln ab.
»Es ist alles andere als vorbei«, fauchte Pedro, richtete sich auf und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.
Samantha starrte den alten Mann an. Zu gerne hätte sie ihm geglaubt, aber ihr Instinkt sagte ihr, dass Pablo ihr etwas verschwieg.
»Warum willst du mir denn nicht sagen, was mit dir los ist? Vielleicht kann ich dir helfen?«, drang sie weiter in ihn, doch Pablo, dessen Wangen allmählich wieder Farbe bekamen, hob nur abwehrend eine Hand.
»Ich bin ein müder alter Mann, Sami, und ich hasse Ärzte. Ist das denn so schlimm?«
Samantha trat zu ihm und setzte sich auf die Lehne seines Sessels. »Nein, Papa, das ist nicht schlimm, aber ich denke, du solltest dir Medikamente verschreiben lassen.«
Pablo blickte mit einem breiten Lächeln und feucht schimmernden Augen zu ihr auf. »Du hast mich Papa genannt«, flüsterte er.
Samantha war darüber genauso erstaunt wie er. Sie beugte sich über ihn und umarmte ihn. »Ja, das habe ich, Papa. Ich weiß selbst nicht, warum, es kam mir einfach gut und richtig vor.«
Ein paar Minuten später stürmte Pedro wieder in den Raum. Er trug seinen langen Mantel, und seine genagelten Stiefel klapperten auf den Fliesen. »Ich gehe noch mal weg«, verkündete er, während er nach seinem Hut griff. Pablo machte keine Anstalten, ihn zurückzuhalten, sondern nickte nur resigniert, und Pedro stapfte zur Tür hinaus.
Samantha unterdrückte ein leises Seufzen. Den ganzen Tag hatten Pedro und sie wie zwei gute Freunde zusammengearbeitet, und nun das. Sie rechnete es ihm hoch an, dass er Pablo gegenüber nie durchblicken ließ, wie verhasst ihm die Arbeit auf den Weinfeldern war;
er tat stets so, als sei er mit dem Leben, das er führte, wunschlos glücklich. Zwischen den beiden Männern bestand kaum Ähnlichkeit, das war ihr schon häufiger aufgefallen, beiden gemein waren nur die olivfarbene Haut und das breite Lächeln. Samantha hatte Pablo im Lauf der letzten Tage sehr lieb gewonnen. Mit Pedro verhielt es sich anders, ihm brachte sie ausgesprochen widersprüchliche und sehr verwirrende Gefühle entgegen...
Da sie wenig Lust verspürte, diesen Gedankengang weiterzuverfolgen, stand sie auf, um das Abendessen zuzubereiten. Ohne Pedro erschien ihr das Haus leerer und stiller als sonst – merkwürdig eigentlich, denn er sprudelte nicht gerade über vor Redseligkeit.
»Lass uns heute Abend am Kamin essen«, schlug Pablo vor, als sie aus der Küche kam, um ihm zu sagen, dass das Essen in fünf Minuten fertig war.
Kurz darauf saßen sie beide mit Tellern voll Hühnerfrikassee und Reis auf dem Schoß vor dem hell prasselnden Feuer.
»Pedro ist böse auf mich«, gestand Pablo nach einer Weile.
»Ich weiß – weil du partout nicht zum Arzt gehen willst.«
»Könnt ihr einen alten Mann denn nicht endlich damit in Ruhe lassen?«, grollte Pablo.
Wieder registrierte Sam besorgt, wie elend er aussah. Sie beschloss, das Thema zu wechseln.
»Erzähl mir doch von seiner Mutter«, bat sie.
»Von Lydia?« Pablo lächelte. »Sie war eine wunderbare Frau.«
Samantha verspürte einen leisen Stich der Eifersucht.
»Hast du sie nach deiner Rückkehr hierher kennen gelernt?«
Pablo runzelte verwundert die Stirn. »Nein, ich kannte sie schon lange vorher.«
»Schon vor Mum?«
»Ja, natürlich – schon mein ganzes Leben lang. Lydia hat hier gelebt, und Pedro wurde hier geboren.«
»Weißt du, was du da sagst, Papa?«, vergewisserte sich Samantha bestürzt. »Das hieße ja, dass Pedro schon da war, als du dich mit Mum zusammengetan hast!«
Pablo sah sie erstaunt an, dann dämmerte ihm, was sie meinte. »Ach, mi cosa guapa «, lachte er.«Pedro ist nicht mein Sohn. Er ist zwar wie ein Sohn für mich, aber nicht von meinem Blut. Das heißt, eigentlich doch, aber ich bin nicht sein Vater.«
»Wovon redest du eigentlich, Papa?«
»Pedro ist der Sohn meiner Schwester und meines Schwagers. Aber ich habe mich um ihn gekümmert, seit er ein Baby war, deswegen steht er mir so nah wie ein eigenes Kind.«
»Aber du hast mir doch gesagt, er wäre mein Bruder!« Samantha sog scharf den Atem ein.
»Habe ich das?« Pablo zog die Brauen hoch. »Ach ja, das war an dem Tag in Haro, wo ihr euch kennen gelernt habt. Sami, ich hatte
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