Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zurueck ins Glueck

Titel: Zurueck ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Higgins
Vom Netzwerk:
einem Traubenbüschel.
    »Du musst wissen, wo du die Schere ansetzen musst«,
erklärte er, legte den anderen Arm um sie, griff sacht nach ihrer linken Hand und legte sie unter die Trauben, damit sie nicht zu Boden fielen, wenn sie von der Rebe abgeschnitten wurden.
    Doch Samantha, die sich seiner Berührung nur allzu bewusst war, vermochte sich nicht so auf seine Anweisungen zu konzentrieren, wie sie es gerne getan hätte.
    »Und schnipp.« Pedro durchtrennte mühelos die Ranke, und die saftigen Trauben glitten in seine und Samanthas linke Hand. Samantha drehte sich zu ihm. Sein Gesicht war ihr ganz nah; er sah sie an und lächelte – ein freundliches, unbefangenes Nachbarsjungenlächeln. Offenbar war die prickelnde Erregung, die von ihr Besitz ergriffen hatte, nicht genauso auf ihn übergesprungen.
    Wie sollte sie auch, er hielt sie ja für seine Schwester.
    »Siehst du, es ist ganz einfach.« Pedro trat einen Schritt zurück und legte die Trauben behutsam in den neben ihnen stehenden Weidenkorb.
    »Für dich vielleicht«, knurrte sie. Sie ärgerte sich über sich selber, weil sie sich so blöd anstellte.
    Pedro lachte. »Was hast du denn erwartet? Du machst das heute zum ersten Mal. Ich habe mein Leben lang nichts anderes getan. Du brauchst ein paar Jahre Übung, bis du eine perfekte Erntearbeiterin bist.«
    »Ha!«, entfuhr es ihr, während sie den sauberen Schnitt begutachtete, mit dem er die Trauben von der Rebe getrennt hatte. »Ich glaube kaum, dass ich es hier so lange aushalten werde, Pedro. Mich zieht es allmählich nach Irland zurück.« Sie drehte sich zu ihm um, doch seine Miene hatte sich wieder verfinstert, er wandte sich abrupt ab und ließ sie einfach stehen. Verdutzt sah Samantha ihm nach.

    Während sie das im Kamin aufgeschichtete Holz betrachtete, spürte sie, wie jeder Muskel ihres Körpers gegen die Schinderei der letzten Tage protestierte. Ihre Gedanken wanderten noch einmal zu jenem ersten Morgen zurück. Hatte er ihr die Ankündigung, bald nach Hause zurückkehren zu wollen, eventuell übel genommen? Oder mochte er sie ganz einfach nicht? Warum schlug sie sich überhaupt mit diesen Gedanken herum? Sie schalt sich eine Närrin, als sie aufstand, um das Feuer zu entzünden. In diesem Moment kamen die beiden Männer ins Haus.
    »Morgen müssten wir fertig werden, Sami. Das ist eine gute Nachricht, nicht wahr?« In Pablos Augen tanzte ein schelmischer Funke. Pedro dagegen ging an ihr vorbei in die Küche, ohne sie eines Blickes zu würdigen.
    Samantha sah den Mann an, der sich für ihren Vater hielt.
    »Du glaubst gar nicht, wie froh ich darüber bin, Pablo. Ich hatte ja keine Ahnung, was für eine Knochenarbeit die Weinlese ist. Du scheinst entschieden besser in Form zu sein als ich, ich bin nämlich fix und fertig.« Sie riss ein Streichholz an und hielt es an das Reisig im Kamin.
    Pablo lachte laut auf, doch dann begann er zu ihrem Entsetzen, plötzlich zu schwanken, verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden, dabei riss er den Couchtisch mit sich.
    Pedro kam von dem Klirren alarmiert in den Raum zurückgestürzt, hob den alten Mann auf und setzte ihn vorsichtig in einen der Sessel.
    »Alles in Ordnung, Pablo?«, fragte Samantha ungeachtet der unleugbaren Tatsache, dass eindeutig nicht alles in Ordnung war.

    Pedro sprach eindringlich und beschwichtigend zugleich auf Spanisch auf ihn ein.
    » Agua «, keuchte Pablo, als er wieder zu Atem gekommen war.
    Samantha lief in die Küche. Die Müdigkeit war mit einem Schlag von ihr abgefallen. Das ist doch lächerlich, dachte sie grimmig. Dieser Mann hat auf den Feldern nichts mehr zu suchen, und er braucht dringend einen Arzt. Er hatte offenbar einen schweren Schwächeanfall erlitten. Als sie mit einem Glas Wasser in der Hand in das Wohnzimmer zurückkam, hatte Pedro die Arme um seinen Vater gelegt und redete noch immer leise auf ihn ein.
    »Ich bin der Meinung, wir sollten einen Arzt rufen, Pablo«, sagte sie eine Spur schärfer als beabsichtigt.
    Pablo konzentrierte sich darauf, ruhig und gleichmäßig durchzuatmen, trotzdem brachte er genug Kraft auf, ihr einen so giftigen Blick zuzuwerfen, dass ihr ein Schauer über den Rücken rann. Er schien keine allzu hohe Meinung von Ärzten zu haben. Pedro überschüttete ihn erneut mit einem spanischen Wortschwall, doch Pablo schüttelte nur nachdrücklich den Kopf und schielte zu Samantha hinüber. Ihr wurde klar, dass die Auseinandersetzung sich um sie drehte.
    »Was habt ihr da eben gesagt? Ihr

Weitere Kostenlose Bücher