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Zurueck ins Glueck

Titel: Zurueck ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Higgins
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Händen entgegennahm. Auf dem Umschlag prangte in Pablos krakeliger Handschrift ihr Name. Vorsichtig
riss sie ihn auf. Bei dem ersten Bogen, den er enthielt, handelte es sich um eine Kopie eines einfachen Testaments. Pablo hinterließ all seine weltlichen Besitztümer Pedro. Sie nickte zufrieden, dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf die letzten Worte des Mannes an sie, den sie in ihrem Herzen als ihren Vater betrachtete.
     
    Meine geliebte Sami, es fällt mir schwer, dir diesen Brief schreiben zu müssen, aber ich weiß, dass mir nicht mehr viel Zeit auf dieser Erde bleibt. Ich gebe zu, dass ich dich bewusst in dem Glauben gelassen habe, das Ende stünde nicht so unmittelbar bevor, aber ich bin sicher, du wirst einem alten Mann diese gnädige Lüge verzeihen. Während ich hier sitze und schreibe, bist du schon auf dem Weg nach Irland. Wir hatten eine schöne Zeit miteinander, du und ich, und ich bin fest davon überzeugt, dass es Gott war, der dich zu mir geschickt hat. Bald werde ich bei ihm sein und kann ihm für das wundervolle Geschenk danken, das er mir mit dir gemacht hat. Ich besitze nichts Wertvolles, was ich dir hinterlassen könnte, nur meine Liebe, die auch bestehen bleiben wird, wenn ich nicht mehr bin. Glaub mir, ich bereue aufrichtig, so lange nicht an deinem Leben teilgehabt zu haben. Heute weiß ich, dass es ein Fehler war, damals nicht stärker um euch Kinder zu kämpfen, aber damals dachte ich wirklich, das Beste für dich und Enrique zu tun.
    Und deshalb brauche ich jetzt noch ein letztes Mal deine Hilfe. Ich habe dir ja einmal gestanden, selbst auch viel Schuld auf mich geladen zu haben, und ich muss dir sagen, dass ich noch ein weiteres Kind habe; noch eine arme Seele, die ich im Stich gelassen habe. Ich habe mich versündigt,
aber ich schwöre, es ist nur ein einziges Mal passiert. In Irland lebt eine Frau, die einen Sohn von mir hat. Ich hätte es nie erfahren, wenn sie es mir nicht eines Abends, als sie zu viel getrunken hatte, selbst gebeichtet hätte. Danach bedauerte sie, mir ihr Geheimnis anvertraut zu haben. Ich musste ihr versprechen, fortzugehen und nie zurückzukommen, und ich habe mich ihren Wünschen gefügt. Doch seit ich dich wiedergefunden habe, grübele ich oft über meinen unbekannten Sohn nach und frage mich, ob es nicht ein furchtbarer Fehler war, seiner Mutter so widerstandslos nachzugeben. Der Name dieser Frau ist Rose Judge, und der Junge, mein Sohn, heißt Cameron. Natürlich ist er mittlerweile ein erwachsener Mann. Du musst ihn ausfindig machen und dann entscheiden, ob er von mir erfahren soll oder nicht. Ich hatte seiner Mutter mein Wort gegeben, keinen Versuch zu unternehmen, mich mit ihm in Verbindung zu setzen, solange ich lebe. Aber da ich diese Welt bald verlassen werde, ist dieses Versprechen hinfällig geworden. Wenn du es für richtig hältst, dass er die Wahrheit erfährt, dann gib ihm den an ihn adressierten Brief. Wenn nicht, verbrenne ihn.
    All meine Liebe gehört dir. Bitte kümmere dich ein wenig um Pedro, ich kann es nun nicht mehr.
    Papa
     
    Samantha wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Gerade als sie gedacht hatte, es gäbe nichts mehr, was sie aus der Fassung bringen könnte, hatte Pablo ihr ganzes Leben verändert – wieder einmal.
    Cameron war Pablos und Roses Sohn, sie war James’ und Kathleens Tochter. Samantha begann haltlos zu kichern und schließlich vor Lachen laut zu prusten.

    »Sami?« Pedro musterte sie besorgt.
    »Wir waren überhaupt nicht verwandt«, gluckste sie, ehe sie ihn auf die Nasenspitze küsste. »Viel Lärm um nichts nennt man das wohl. Wir waren gar nicht verwandt!«
    »Du und ich?« Er verstand sie offensichtlich falsch. »Aber das wussten wir doch schon. Ist alles in Ordnung, Sami? Du benimmst dich sehr merkwürdig.«
    Samantha strahlte ihn an. »Mir ist es nie besser gegangen, Pedro. Ich habe lange unter einem schweren Schuldgefühl gelitten, und Pablo hat mir diese Last jetzt von den Schultern genommen – unwissentlich, wie ich zugeben muss. Aber ich brauche kein schlechtes Gewissen mehr zu haben, und das ist ein wundervolles Gefühl.«
    »Wovon redest du, Sami?«
    »Ich werde dir alles erklären – später.«
    Pedro war ihr plötzlicher Stimmungsumschwung nicht geheuer.
    »Kommst du mit mir nach Spanien zurück, Sami?«, fragte er düster. Samantha spürte seine unterschwellige Angst und las die Zweifel in seinen Augen.
    »Pedro...« Sie griff nach seiner Hand.
    »Das heißt nein, nicht wahr?«,

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