Zurueck ins Glueck
und Caroline da mit hineingezogen – von Mum und Dad ganz zu schweigen.«
Samantha spürte, wie das Blut in ihren Ohren zu rauschen begann. Sie wollte ihn unterbrechen, aber Cam war nicht zu bremsen.
»Unser Name ist unser Kapital. Ich meine, Judge ist der irische Begriff für Whiskey. Wenn unser Familienname
in den Schmutz gezogen wird, ist das Gift für das Geschäft!«
»Ich brauche keine Lektion in Wirtschaftswissenschaften, Cameron«, hielt sie ihm so ruhig wie möglich entgegen.
»Okay, okay, aber du begreifst doch sicher, worauf es ankommt, Samantha. Wir sind auf das Vertrauen der Öffentlichkeit angewiesen.« Samantha sah ihm an, dass er zu einem längeren Vortrag ansetzen wollte, und trat rasch einen Schritt zurück.
»Ich rufe dich an, wenn ich etwas Neues erfahre«, schnitt sie ihm das Wort ab.
Cameron wusste, dass er sich auf der Verliererstrecke befand – sein Charme prallte wirkungslos an ihr ab. Vielleicht konnte er später im Bett einen Sinneswandel herbeiführen. »Wir sehen uns dann später im Rathnew Manor, nehme ich an.«
»Wohl kaum. Ich kann meine Mutter jetzt nicht allein lassen.«
»Wo ist denn Ricky?«
»Irgendwo in der Nähe. Vermutlich in der Kantine, um einen Kaffee zu trinken, aber ich bleibe trotzdem bei Mum.«
»Himmel, Sam, irgendwann musst doch auch du einmal schlafen.«
»Schlafen schon, aber mit Sicherheit nicht mit dir, falls du darauf aus bist. Nicht nach dem, was Mum über uns gesagt hat. Was, wenn das wahr ist, Cam?«
»Nichts davon ist wahr. Trinkerinnen reden im Suff viel dummes Zeug, Sam.«
»Aber sie müssen nicht zwingenderweise immer lügen.« Mit diesen Worten ließ sie ihn stehen, verschwand
im Zimmer ihrer Mutter und zog die Tür hinter sich zu, womit ihm der Zutritt verwehrt war.
Cameron starrte auf die ins Schloss gefallene Tür. Miststück, dachte er erbittert, als er sich abwandte und zum Auto zurückging.
Die Fahrt nach Dublin war eine einzige Katastrophe. Camerons üble Laune verschlechterte sich zusehends. Er blaffte seinen Vater an, weil dieser sich trotz des schlechten Befindens seiner Frau eine Zigarette angesteckt hatte, und riss der armen Gillian fast den Kopf ab, als sie eine Bemerkung über das miserable Wetter machte. Dann brüllte er den Chauffeur John an, weil der beinahe die Einfahrt zum Vincent’s Private verpasst hätte. Als sie endlich vor dem Krankenhaus hielten, befahl Cameron John, James zu helfen, Rose zur Aufnahme zu bringen.
»Ich muss über Schadensbegrenzung nachdenken«, erklärte er. »Oh, und kann ich mir Ihr Handy ausborgen, John?«
Der Chauffeur war heilfroh, den Launen des jungen Judge zumindest eine Weile lang nicht ausgesetzt zu sein, selbst wenn das hieß, dass er dem Schnösel sein Handy leihen musste. Der Kerl ging ihm gewaltig auf die Nerven.
Paul traf gerade mit Wendy beim Wicklow General ein, als sein Telefon klingelte. Er schickte Wendy los, um Samantha zu suchen, dann nahm er den Anruf entgegen.
»Ja?«, meldete er sich.
»Paul, wo zum Teufel stecken Sie?«, donnerte Cameron Judge am anderen Ende der Leitung.
»Hi, Cameron. Ich habe gerade Wendy zu Samantha
und ihrer Mutter gefahren. Ich stehe vor dem Wicklow General.«
»Was soll das Theater? Die dämliche Kuh ist bloß stinkbesoffen, sonst nichts!«
Paul hielt es für ratsam, Camerons Wutausbruch schweigend über sich ergehen zu lassen.
»Ich will doch sehr hoffen, dass Sie auf unserer Seite und nicht auf der dieser wandelnden Schnapsflasche und ihrer Tochter stehen«, giftete Cameron weiter.
»Tut mir leid, Cameron, aber ich dachte, Samantha würde jetzt zur Familie Judge gehören«, gab Paul kühl zurück. Er war zu alt, um sich solchen Scheiß bieten zu lassen. »Und ich hätte eigentlich erwartet, Sie ebenfalls hier zu sehen. Wo sind Sie denn? Soll ich Sie abholen?«
»Nicht nötig. Ich bin mit Bill Boggans Dienstwagen unterwegs und habe Mum gerade ins Vincent’s Private gebracht. Lassen Sie Ihr Handy eingeschaltet. Ich rufe Sie an, wenn und wann ich Sie brauche. Kapiert?«
Warum arbeite ich bloß für diesen Typen?, fragte Paul sich nicht zum ersten Mal. Er kann seinem Vater auch nicht annähernd das Wasser reichen. In diesem Moment keimten erstmals Zweifel an Camerons Abstammung in ihm auf. Konnte es sein, dass die alte Lady die Wahrheit gesagt hatte? Eigentlich hielt er das für unwahrscheinlich.
Als er sein Handy zuklappte, öffnete der Himmel plötzlich seine Schleusen, und es begann wie aus Eimern zu schütten. Wendy kam
Weitere Kostenlose Bücher