Zurueck ins Glueck
ich sie kenne.«
»Und du kanntest sie einmal ziemlich gut, wie es scheint.« Sam konnte sich die bissige Antwort nicht verkneifen.
James ging nicht weiter darauf ein. »Das stimmt. Weißt du, Samantha, deine Mutter war früher eine umwerfend attraktive Frau und dazu das, was ich als Freigeist bezeichnen möchte. Ich war wie besessen von ihr, vom ersten Moment an, in dem ich sie sah. Nur ein Blinder wäre nicht von ihr hingerissen gewesen. Ich muss gestehen, dass ich auf eine Chance bei ihr gehofft und sie sofort genutzt habe, als sie sich mir bot. Ich hätte nichts gegen eine langfristige Affäre einzuwenden gehabt, aber sie verschwand dann plötzlich mit Pablo. Glaub mir, wenn ich damals von dir gewusst hätte, wäre alles anders gekommen.«
»Wie denn?«
»Tja...« Er kratzte sich nachdenklich am Kopf. »So genau kann ich das jetzt nicht sagen. Es ist alles schon so lange her, aber ich erinnere mich noch genau, wie verrückt ich nach Katie war, und vergiss nicht, dass Rose und ich zu diesem Zeitpunkt noch keine Kinder hatten. Wer weiß, wie die Dinge sich entwickelt hätten...«
»Aber du musst doch deine Frau geliebt haben. Wie konntest du ihr nur gleich zum Anfang eurer Ehe untreu werden?«
James sah Samantha an. Verlegene Röte stieg in seine Wangen. »Da bin ich genetisch vorbelastet, fürchte ich.«
»Wie bitte?«
»Ich rede von einem berühmten oder vielmehr berüchtigten Charakterfehler in unserer Familie. Wir nennen es das Judge-Untreuegen.« Er straffte sich und lächelte ihr beschwichtigend zu. »Aber ich bin sicher, dass Cameron davon verschont geblieben ist. Er war schon immer mehr Roses Sohn als meiner.«
»Du sprichst in Rätseln. Worauf willst du eigentlich hinaus?«
»Das wirst du merken, wenn du erst eigene Kinder hast.« James zuckte zusammen, als ihm aufging, welch fatale Wendung ihr Gespräch genommen hatte, und lenkte es rasch auf die Familie Judge zurück. »Weder ich noch mein Vater Edward – Victorias verstorbener Mann – noch sein Vater James der Erste haben es fertiggebracht, ihren Frauen treu zu bleiben. Es muss eine Art Familienkrankheit sein – das Judge-Untreuegen eben.«
»Ein Haufen Scheiße, wenn du mich fragst.« Der Whiskey zeigte Wirkung, Samantha war im Stande, offen auszusprechen, was sie dachte. »Ihr habt euch sozusagen einen Freibrief zum Fremdgehen ausgestellt, nichts weiter!«
James zuckte nur die Achseln.
»Himmel, James, ihr müsst doch gerade erst frisch verheiratet gewesen sein, wenn ihr noch keine Kinder hattet. Bisschen früh, um sich schon anderweitig zu amüsieren, findest du nicht?«
»Wenn du es genau wissen willst – Rose war auch kein Unschuldsengel.«
»Du meinst, sie hat ebenfalls...«
»Nein, nein, sie hat sich keinen Liebhaber zugelegt. Das ist nicht ihr Stil – jedenfalls nicht, soweit ich es beurteilen kann. Nein, ich meine etwas anderes. Dir ist doch sicher schon aufgefallen, dass Rose so ziemlich alles tut, um ihren Willen durchzusetzen.«
»Und dabei über Leichen geht.« Samantha lachte bitter auf.
»Wenn du es so nennen willst...«
»Was hat sie getan, James?« Zu ihrer eigenen Überraschung stellte Samantha fest, dass sie die lockere Unterhaltung zu genießen begann. James war ein angenehmer Gesprächspartner und ein umgänglicher Mann. Sie hätte mit einem schlimmeren Vater gestraft werden können.
»Vor unserer Hochzeit sagte mir Rose, sie wäre schwanger. Nur aus diesem Grund habe ich sie überhaupt geheiratet.«
»Das glaube ich nicht.«
»Du musst das für dich behalten, Samantha. Keines ihrer Kinder weiß davon. Es muss unser kleines Geheimnis bleiben.«
»Großes Ehrenwort.« Sie zwinkerte ihm zu. »Rose hat dich also in die Ehefalle gelockt.«
»Das trifft den Nagel auf den Kopf.«
»Nicht zu fassen... war dieses Kind Cameron?«
»Nein. Dieses bewusste Baby kam nie zur Welt. Rose machte mir weis, sie hätte während unserer Hochzeitsreise eine Fehlgeburt erlitten.«
»Glaubst du, dass sie wirklich schwanger war, James?«
James sah Samantha an und hob eine buschige Braue. »Was denkst du denn, Mädchen? Du dürftest die Frau inzwischen fast so gut kennen wie ich.«
Samantha beschloss, lieber für sich zu behalten, was sie Rose alles zutraute. »Kein idealer Anfang für eine Ehe.«
»Siehst du, so standen die Dinge, als ich deine Mutter kennen lernte. Pablo war ein netter Kerl, eine ehrliche Haut, hätten wir damals gesagt, aber deine Mum hätte jeden Mann um den Verstand gebracht.«
»Hast du mit ihr
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