Zurueck ins Glueck
du dich überhaupt erst bei uns um einen Job beworben hast. Ich hielt dich bislang nur für eine clevere Geschäftsfrau, aber jetzt weiß ich, dass hier deine Gene durchschlagen.«
»Wie meinst du das?«
»Ich meine, es lässt sich nicht leugnen, dass du eine Judge bist.«
»Schon komisch.« Sie lächelte, weil sie merkte, dass ihr der Whiskey allmählich zu Kopf stieg. »Letzte Woche um diese Zeit dachte ich ebenfalls, ich wäre heute eine Judge – aber nicht von Geburt an, sondern weil ich einen Judge heiraten wollte.«
»Und genauso ist es gekommen.« James grinste spitzbübisch. »Anderer Weg, gleiches Ziel«, fügte er sichtlich zufrieden hinzu.
Samantha musterte ihren ehemaligen Fast-Schwiegervater und jetzigen Vater und dachte an die anderen Judge-Frauen: die herrschsüchtige Rose, die flippige Caroline und die weinerliche Stephanie. Gehörte sie jetzt tatsächlich zu diesem exklusiven Club? Der Gedanke flößte ihr Unbehagen ein. Einen Judge zu heiraten, war eine Sache, plötzlich festzustellen, dass man mit der Familie blutsverwandt war, eine ganz andere. Sie wusste nicht, ob ihr diese Vorstellung gefiel.
Der Sturm, der den ganzen Tag über die Ostküste Irlands hinwegfegte, zwang die Delaneys, früher als sonst mit der Arbeit aufzuhören und umzukehren. Als Luke Montagnachmittag
nach Hause kam, war seine Stimmung auf den Nullpunkt gesunken. Er selbst besaß kein Handy, hatte Gillian aber Matts Nummer gegeben. Zum ersten Mal in seinem Leben bedauerte er, sich kein Handy zugelegt zu haben. Zur Sicherheit hatte er ihr auch die Nummer des Familien-Festanschlusses genannt. Als das Handy seines Bruders den ganzen Morgen nicht geklingelt hatte, war er davon ausgegangen, dass Gillian stattdessen bei ihm zu Hause angerufen hatte – ein Irrtum, wie sich herausstellte. Luke hatte gehofft, sie würde sich möglichst früh bei ihm melden, denn er sehnte sich verzweifelt danach, sie wiederzusehen und wollte sich unbedingt heute Abend mit ihr treffen. Sie saß doch bestimmt den ganzen Tag in ihrem Büro und hatte reichlich Gelegenheit, ihn anzurufen. Was war los mit ihr? War sie krank? Das Einzige, was ihm nicht in den Sinn kam, war, dass sie ihn womöglich gar nicht wiedersehen wollte. Sie hatten miteinander geschlafen, verdammt noch mal. Sie gehörten zusammen. Wenn sie im Laufe des Tages nichts von sich hören ließ, würde er zu ihr fahren.
15. Kapitel
D em Himmel sei Dank für Barbados«, seufzte Cameron, während er eine weitere große Segeljacht beobachtete, die gerade in See stach. Sogar die Boote schien in diesem Teil der Welt eine Aura lässiger Sorglosigkeit zu umgeben. Auf Barbados hatte niemand Eile – das machte den Zauber dieser Insel aus. Nun ja, dachte er, das, das wunderbare Wetter, die herrlichen Strände und die stets freundlichen, gut gelaunten Einheimischen. »Ich sollte ganz hierherziehen«, murmelte er, ehe er mehr Öl auf seinem schon leicht gebräunten Oberkörper verrieb. Er befand sich seit fast vierundzwanzig Stunden auf Barbados und begann, die Probleme, die er in Irland zurückgelassen hatte, schon fast zu vergessen. Was ihm nicht schwerfiel. Momentan bestand die schwierigste Entscheidung des Tages für ihn darin, zwischen einem Rumcocktail und einem Daiquiri zu wählen.
Der Strand, an dem er müßig in der Sonne faulenzte, hieß Sandy Beach. Hinter ihm lag das weltberühmte Sandy Lane Hotel, genau in der Mitte einer kleinen natürlichen Bucht mit einem feinen weißen Sandstrand, der nur ungefähr zehn Meter breit war. Hier gab es keine nennenswerten Gezeiten, sodass man nicht stundenlang durch den feuchten Sand stapfen musste, um sich im tiefen Wasser abkühlen zu können. Hinter dem Strand erstreckte sich ein Streifen tropischen Waldes. Das Farbspiel
des sattgrünen Laubes, des türkisfarbenen Wassers und des gleißend weißen Strandes hätten jedes Malerherz höher schlagen lassen.
Cameron musste an seine kleine Schwester denken. Caroline sollte mehr Zeit hier und weniger daheim in Dunross verbringen, dachte er, während er auf das Wasser hinausblickte. Das majestätische, von Palmen und exotischen Pflanzen umgebene Hotel war nur einen Steinwurf vom Strand entfernt; er brauchte nur ein paar Meter zu gehen, um von seiner luxuriösen Suite zu seiner Sonnenliege zu gelangen. Das Personal des Sandy Lane hielt den Strand makellos sauber, der Sand wurde ständig geharkt und geglättet, die Badetücher regelmäßig durch frische ersetzt und leere Gläser sofort entfernt. Doch
Weitere Kostenlose Bücher