Zurueck ins Glueck
die erste bereits ausgebucht war. Cameron seinerseits sah wenig Sinn darin, seinen Platz aufzugeben, nur um ihr Gesellschaft zu leisten. Und so blieb er, wo er war, und kam frisch und ausgeruht auf Barbados an, während sie erschöpft und gereizt war und ihr ganzer Körper nach acht Stunden in der engen Sitzreihe schmerzte.
»Da kommt man sich vor wie in einer Sardinenbüchse«, beschwerte sie sich bei ihrem Sohn. »Und dann der Service! Praktisch nicht existent! Ich musste aufstehen und mir selbst ein Glas Wasser holen, wenn ich Durst hatte. Es war unerträglich.«
»Ja, Mutter, aber jetzt ist ja alles vorbei, daher schlage ich vor, du vergisst diesen Flug und fängst an, deinen Urlaub zu genießen. Ist es nicht eine nette Abwechslung, im Hotel statt in der Villa zu wohnen?«, versuchte Cameron sie aufzumuntern, was ihm bis zu einem gewissen Grad auch gelang. Die luxuriöse Umgebung trug das ihre dazu bei. Im Sandy Lane standen dem Gast zwei Restaurants zur Verfügung, ein sehr gediegenes und ein etwas legereres. In Anbetracht des langen Tages, der hinter ihnen lag, entschieden sie sich für das zweite, in dem die Tische zum Teil im Sand standen, aber trotzdem mit schneeweißen Tischtüchern und erlesenem Porzellan gedeckt waren. Kerzen in mehrarmigen silbernen Leuchtern spendeten ein gedämpftes Licht. Aus dem Speisesaal
des Restaurants wehte leise Musik zu ihnen herüber. Die Atmosphäre war formell und angenehm intim zugleich.
An dem Tisch am Strand, an dem Cameron und Rose saßen, übertönte das Plätschern der Wellen die unaufdringliche Hintergrundmusik. Gelegentlich glitt ein hell erleuchtetes Boot über das nachtschwarze Wasser, ab und an brandete das Gelächter von Touristen auf einem Ausflugsschiff auf.
Roses Stimmung hob sich während der Mahlzeit, und beim Dessert versprühte sie schon fast wieder ihren alten Charme.
»Es ist wirklich schön hier«, seufzte sie schließlich. »Danke, dass du mich mitgenommen hast, Cameron.«
»Mutter, ich kann dir mit gutem Gewissen versichern, dass es im Moment keine andere Frau gibt, mit der ich lieber meinen Urlaub verbringen würde.« Er schenkte ihr Wein nach.
»Du solltest diese Zeit nutzen, um die unerfreulichen Vorfälle des Wochenendes hinter dir zu lassen. Wir werden uns beide hier prächtig erholen und in Topform und kampfbereit nach Hause zurückkommen, nicht wahr?«
»Ich werde mir Mühe geben, Mutter.«
Rose tätschelte mit mütterlicher Zuneigung seine Hand. »Ich habe mich für morgen für ein Wellnessprogramm angemeldet. Ich kann eine Anti-Stress-Massage gebrauchen, und ich muss unbedingt zur Pediküre, ehe ich mich am Strand blicken lassen kann.« Dass sie sich zudem für eine Ganzkörper-Wachsbehandlung hatte eintragen lassen, verschwieg sie ihrem Sohn. Solche Dinge brauchte er nicht zu wissen.
»Ich werde mir einen faulen Tag am Strand machen«, erwiderte Cameron abwesend.
»Und ich überlege, ob ich mal schnell in der Villa vorbeischaue, wenn ich fertig bin. Nur um zu sehen, ob Patrick und Roisin keinen Unfug anstellen.« Rose meinte die beiden Barbadier, die die Villa seit dreißig Jahren in Ordnung hielten und in einem umgebauten Wagenschuppen auf dem Grundstück wohnten. Wie so viele Einheimische trugen sie irische Namen, obwohl sie nur ihre Arbeitgeber mit Irland verbanden.
»Ich halte es für höflicher, vorher anzurufen, Mutter. Sie könnten sonst auf den Gedanken kommen, du wolltest ihnen hinterherspionieren.«
»Aber genau das ist meine Absicht«, entgegnete Rose indigniert.
Cameron verdrängte seine Mutter entschlossen aus seinen Gedanken und räkelte sich genüsslich auf der Liege. Barbados war gewissermaßen seine zweite Heimat. James hatte die große Villa gegen Ende der sechziger Jahre als Hochzeitsgeschenk für Rose gekauft, kurz nachdem Barbados seine Unabhängigkeit zurückgewonnen hatte. Cameron verbrachte jedes Weihnachtsfest und viele lange, heiße Sommer hier und kannte die Hauptstadt Bridgetown wie seine Westentasche. Als Junge hatten er und seine Schwestern die gesamte Insel unsicher gemacht und viele einheimische Freunde gehabt. Das Inselleben war seine persönliche Vorstellung vom Paradies.
Das The Cliff hatte er zu seinem erklärten Lieblingsrestaurant erkoren, und dorthin wollte er seine Mutter zum Essen ausführen, um sie für den unbequemen Flug zu entschädigen. Er hatte im Sandy Lane früher schon ein paarmal zu Mittag gegessen, aber noch nie dort gewohnt, daher hatte er es für eine gute Idee
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