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Zutritt verboten

Zutritt verboten

Titel: Zutritt verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.H. Scheer
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draußen ohne Schutzkleidung nicht leben konnten.
    Wie wollte man das aber den Wilden beibringen? Ich fragte danach.
    „Durch drastische Methoden“, sagte der Offizier. „Es geht leider nicht anders. Nur das Beispiel überzeugt bei ihnen. Belehrungen werden kaum geglaubt, selbst wenn sie geistig verarbeitet werden. Wir müssen deshalb immer so lange warten, bis einer einen Fluchtversuch startet. Dann lassen wir die anderen zuschauen. Damit begreifen sie, daß sie nicht entfliehen können. Sie erhalten selbstverständlich niemals Raumanzüge.“
    „Und wir?“ forschte Hannibal neugierig.
    „Natürlich auch nicht“, lächelte der Oberleutnant mit den Abzeichen des russischen Raumkorps. „Das können wir nicht machen, Leute. Sehen Sie sich draußen einmal um, und Sie werden selbst fühlen, daß Sie dort nichts verloren haben. Der Mond ist eine tote und lebensfeindliche Welt.“
    Ich sah den Offizier schärfer an. War das überhaupt ein Mensch? Oder ein getarnter Deneber? Er war beinahe etwas zu freundlich. Also waren wir es auch. Er hatte wahrscheinlich selten so bereitwillige Mutanten gesehen, was er schließlich auch wörtlich ausdrückte.
    „Sie sind sehr vernünftig, Essen. Ich glaube, wir werden gut miteinander auskommen. Ich brauche in meiner Abteilung noch einige gute Wächter. Wir haben insgesamt fünf Blocks, die von fünf Offizieren geleitet werden. Zu jedem Block gehören mehrere Dutzend Wächter aus der Klasse der positiven Mutanten. Sie sind wohl Sonderklasse, oder?“
    „Ja, Sonderklasse“, bestätigte ich.
    „Schön, ich werde Sie beim Kommandanten anfordern. Machen Sie keine Dummheiten, und finden Sie sich damit ab, daß dies Ihre neue Heimat ist. Solange Sie vernünftig bleiben, wird Ihnen niemand etwas tun.“
    „Wie versorgen Sie die vielen Wilden mit Nahrungsmitteln?“ fragte der Zweiköpfige interessiert. Es war Ralph gewesen.
    „Wissen Sie, daß sie mit Vorliebe Fleisch essen? Nur wenige machen sich etwas aus Früchten oder Gemüsen. Die können sehr viel schlucken. Ich habe es oft gesehen. Wie bringen Sie die satt?“
    „Synthesefleisch aus den großen Fabriken auf der Erde. Es schmeckt ganz natürlich, und sie merken es nie. Die Nährwerte sind die gleichen. Dazu kommen natürlich alle Arten von Vitaminkonzentraten, die dem Synthofleisch beigemischt werden. Die werden schon satt, beruhigen Sie sich. Sie als Wächter und intelligente Mutanten erhalten natürlich normale Verpflegung. Die Regierung ist da nicht kleinlich. Folgen Sie nun dem Soldaten. Er wird Sie zur Untersuchungsstation führen. Und“ – er zögerte – „bleiben Sie ja vernünftig!“
    Das Begleitlächeln wollte mir nicht gefallen. Außer dem Schockgewehr trug er auch eine schwere Automatik mit Explosivgeschossen.
    Durch die vordere Schleuse verließen wir endgültig das Schiff. Wir befanden uns in einem weiten, transparenten Dom aus Panzerplastik. Der Transporter lag in einer langgestreckten Luftschleuse, die sich mit dem einen Ende an die halbrunde Kuppel anschmiegte. Weiter links gab es noch eine kleinere Hülle, die mit der großen durch einen breiten Gang verbunden war.
    Draußen hing die Sonne am tief-schwarzen Himmel. Direkt vor uns, drohend das brüchige Gebilde aus Kunststoffen überragend, wölbten sich mächtige Felsmassen in den Mondhimmel. Es waren die über 5000 Meter hohen Niglin-Berge, die man nach der ersten Umrundung des Mondes entdeckt hatte. Bis dahin war die Rückseite des Trabanten für die Menschheit ein Rätsel gewesen. Nun nicht mehr, obwohl es noch unzählige viele Landstriche gab, die noch niemals von eines Menschen Fuß betreten worden waren.
    Dort, wo sich die beiden Kuppeln befanden, war die steil emporragende Bergflanke aufgerissen. In der breiten Schlucht lagen die Konstruktionen der irdischen Menschen. Sie wirkten klein und nichtig, und doch hatten sie so viel Schweiß und Arbeit gekostet.
    Innerhalb der Bauten hatten wir die normale Erdatmosphäre. Das heißt, ganz normal war die Luft nicht mehr. Der Druck war etwas gesenkt, und die Anteile an Helium entschieden verstärkt worden. Ob die hier mit einem plötzlichen Druckverlust rechneten? Möglich war das bei jeder Mondstation, die das Leben nur durch eine hauchdünne Schale von der feindlichen Außenwelt trennte. Hier hatten wir annähernd irdische Bedingungen, einige Meter weiter begann der Raum direkt hinter der durchsichtigen Wand.
    Der Zweiköpfige schrie, als er hoch in die künstliche Luft flog. Die geringe Schwerkraft

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