Zutritt verboten
irgendwo im Hosenboden, und dabei bin ich doch ein Held, ho!«
Das war bittere Selbstironie, gekleidet in einen seltsamen Humor. Nun, wenn ich ehrlich sein sollte, mußte ich zugeben, daß mein Herz auch nicht mehr am richtigen Platz zu sitzen schien.
Die Leute musterten uns wie seltsame exotische Tiere. Wenn unser Verbindungsmann TS-19 nicht in der Halle gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich mißtrauische Fragen gestellt. So unterließ ich es, drückte feste und weiche Hände und gab mir ansonsten alle Mühe, die verschiedenartigen Dialekte zu verstehen.
Wir wußten, daß der russische Geheimdienst Männer und Frauen aus fast allen Gegenden Asiens beschäftigte. Das ergab sich durch die Geschichte des Landes. Für uns war es allerdings schwierig, die vielen Menschen einigermaßen zu sondieren. Dieser Einsatz konnte noch sehr heiter werden!
Ich fuhr erschreckt zusammen, als weit im Hintergrund ein kleiner, unscheinbarer Mann erschien. Das war niemand anders als der weltweit bekannte und gefürchtete Abwehrchef des russischen Riesenreiches. Ich hatte ihn im Verlauf des Einsatzes »Eliteeinheit Luna-Port« kennengelernt.
Gregor Gorsskij reichte mir lächelnd die Hand.
»Major HC-9, nicht wahr? Wir kennen uns, meine ich. Sie sind die beiden Männer, denen wir die Entdeckung der lunaren Marsstadt zu verdanken haben, oder täusche ich mich?«
»Ich habe ein schlechtes Gedächtnis, Sir. Vielleicht sollten Sie einmal General Reling fragen.«
Als ich ihn angrinste, hörte ich das erste befreiende Lachen. Gorsskij schien Humor zu besitzen.
»Wie Sie wollen. Treten Sie näher und bewundern Sie mein Reich. Es dürfte nicht wesentlich schlechter sein als das der GWA. Sie werden übrigens von einem Team Ihrer Leute erwartet. Mir scheint es erforderlich, an Ihrem Körper einige Veränderungen vorzunehmen.«
»Wohl weil die Monstren in den klaren Nächten heulen, wie?« fragte ich mit belegter Stimme.
Er sah kurz zu Karenin hinüber. Der Oberst zeigte ein ausgesprochen müdes Gesicht.
»Ich hatte einige Andeutungen für erforderlich gefunden, General.«
»Ach so!«
Das war alles, was auf meine Frage geantwortet wurde. Hannibal murmelte einige Verwünschungen, aber das änderte auch nicht die Lage. Uns schien recht viel bevorzustehen.
3.
Iwan Iwanowitsch war durchaus kein seltener Name, wenigstens nicht in Rußland. Der Mann selbst war schon seltsamer, beinahe eine Kuriosität.
Immerhin hatte er noch ein einigermaßen menschliches Aussehen, auch wenn seine spitzen und beweglichen Ohren ebenso behaart waren wie der größte Teil seines kleinen gelenkigen Körpers. Schätzungsweise war er zwanzig Jahre alt. Er wußte es nicht genau.
Er konnte sich aber gut an die Erzählungen seiner Eltern erinnern, die immer wieder von der großen Explosion gesprochen hatten. Das Bild seines Vaters haftete unauslöschlich in den Tiefen seiner Erinnerung.
Russische Experten hatten ihn in mechanischer Tiefhypnose befragt; und so war die klare Profilierung seines längst verschollenen Vaters entstanden.
Die Leute in den Riesenbunkern von Wolkowgrad hatten herausgefunden, daß er der wahrscheinlich einzige Sohn eines Pionieroffiziers war, den man vor etwa vierundzwanzig Jahren zum Kommandanten einer kleinen militärischen Waldstation ernannt hatte.
Zu jener Zeit waren in dem weiten Gebiet zwischen den Flüssen Lena und Wiljuj Industriezentren entstanden, die man von der Außenwelt abriegeln wollte. Dafür waren Militärposten in den sibirischen Urwäldern erforderlich gewesen.
Von den neuen Städten war nichts übriggeblieben. Der
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