Zutritt verboten
Gunter. Unser Vater lebte vor vier Jahren. Da erwischten ihn die Höllensöhne auf einem Jagdzug. Wir haben die Meute später abgeschossen, als wir die guten Waffen hatten.«
Sein wohlwollendes Lächeln vereiste. Jemand ließ einen Sicherungsflügel klicken. Eine Mündung glitt langsam nach oben.
Eben hatte ich ins Fettnäpfchen getreten! Nun, ich wüßte nicht, was ich als Offizier der 8. Armee mit Burschen gemacht hätte, von denen sicher anzunehmen war, daß sie Soldaten von Suchkommandos umgebracht hatten. So sagte ich rasch, aber betont:
»Kommen Sie nicht auf falsche Gedanken, Kapitän! Unser Vater war Balte, dazu russischer Offizier. Sie werden in den Akten leicht feststellen können, daß ein Major von Essen das kleine Panzerfort östlich Agyntjan kommandierte. Er kam davon und nahm sich dann ein Mädchen aus dem Dorf zur Frau. An unsere Mutter können wir uns aber nicht mehr erinnern. Wir waren noch Kinder, als sie starb. Sie können sich darauf verlassen, daß wir niemals einen von Ihren Soldaten angegriffen haben. Wir sind euch nur immer aus dem Wege gegangen, da wir uns vorstellen konnten, daß Mutanten drüben nicht willkommen sind. Unser Vater erzählte einmal etwas von Sammellagern. Er konnte die Lage sicher gut beurteilen. Er sagte uns auch, daß Sie es nicht wagen könnten, der Weltöffentlichkeit die Ungeheuer vom großen Fluß vorzustellen. Da wir die Freiheit vorzogen, sind wir in den Wäldern geblieben. Nun – jetzt habt ihr uns doch gefaßt.«
Der Hauptmann sah mich durchdringend an. Die Mündung senkte sich zögernd.
Augenblicke später traten zwei Männer zu uns. Sie zeigten verbissene Gesichter. Ihre Augen funkelten haßerfüllt. In den Händen hielten sie unsere modernen Maschinenkarabiner.
Der Kapitän nahm sie an sich. Dann sagte er gedehnt:
»Waffen der 8. Armee! Ihr konntet damit umgehen. Da drüben sind Bäume abgeschossen. Hier weist der Boden flache Explosionstrichter auf. Redet schnell, ihr Biester, aber ganz schnell!«
In seiner Hand lag die Automatik.
»Woher habt ihr die Waffen? Woher?«
Ich sah wieder in eine Mündung. Hannibal äußerte verhalten grinsend:
»Die meinen es gut, Bruder! Sag schon etwas. Mir glauben sie bestimmt nicht.«
»Wir fanden die Waffen vor etwa einem Jahr weiter nördlich«, erklärte ich ruhig. »Wir waren auf der Jagd. Plötzlich vernahmen wir eine Schießerei. Die Monstren brüllten. Als wir schließlich ankamen, sahen wir einen langgestreckten Kettenwagen. Er war nicht geschlossen wie Ihre Panzer, sondern oben offen. Soldaten waren keine mehr da, aber die beiden Waffen lagen noch im Fahrerhaus. Hinten gab es viel Munition. Das hatten die Bestien liegengelassen. Nur die Männer und alle Nahrungsmittel waren verschwunden. Wir nahmen so viel Trommeln mit, wie wir eben schleppen konnten. Die Nummer von dem Wagen weiß ich auch noch. Sie müssen wissen, daß ich niemals etwas vergesse.«
»Positives Gehirn«, sagte ein Mann mit den Rangabzeichen eines Mediziners.
»Welche Nummer?« fragte der Offizier sofort. »Könnt ihr überhaupt lesen?«
»Natürlich. Ich sagte doch, daß unser Vater noch lange lebte. Der Wagen hatte die Bezeichnung PX245. Das weiß ich noch genau. Mit den Karabinern haben wir auch, die Horde abgeschossen, die unseren Vater erwischte.«
»Glaubhaft, warum nicht«, sagte der Mediziner. »Den offenen Mannschaftswagen mit dieser Nummer haben wir übrigens vor einigen Monaten gefunden. Es war nördlich von hier. Wir werden nachprüfen müssen, ob es vor der Explosion einen Major von Essen als Fortkommandanten gab. Wenn das stimmt, ist anzunehmen, daß er seine Söhne einigermaßen gut erzog. In dem Fall möchte ich nicht
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