Zutritt verboten
habe Hunger«, beschwerte sich der Kleine. »Nennen Sie das Bordverpflegung, he?«
»Hätte noch gefehlt«, lehnte der Mann mürrisch ab. »Wie viel Mann sollen wir euretwegen noch an Bord nehmen? Die kurze Zeit könnt ihr das schon durchhalten. Weiterhin angeschnallt lassen. Das Schiff wird in die Waagrechte gelegt zum Einschleusen. Die Lager drehen sich also, verstanden? Oder ist das zu hoch für euch?«
Ralph machte diesmal keine Dummheiten. Der Astronavigator blickte ihn ohnehin mißtrauisch an.
Aus den Bugdüsen des chemischen Hilfstriebwerks begann es zu donnern. Der Schall wurde innerhalb der Zelle gut weitergeleitet.
Ich fühlte, daß der Transporter langsam und von den glühenden Gasen gehalten nach vom abkippte.
Schließlich knirschten die ausgefahrenen Landebeine mit den gewaltigen Kunststoffwalzen auf den Boden. Ich konnte hören wie sie durch Preßluft aufgeblasen wurden.
Das war eine recht umständliche Methode zum Einschleusen eines Schiffes. Immerhin ließ sich ein turmhoher Körper damit besser transportieren, als wenn man ihn auf den Heckflossen bewegt hätte.
Es rumpelte weich durch den Rumpf. Die breiten Laufwalzen schienen die Unebenheiten des Bodens spielend zu schlucken. Ich konnte nicht sehen, daß wir von Spezialtraktoren in eine weite Schleusenhalle gezogen wurden.
Dort lag das Schiff, bis der Druckausgleich von innen erfolgt war.
Als die Wachen erschienen, stellte ich fest, daß es sich um Menschen handelte. Es waren vier Mann, darunter ein Offizier.
Nachdem man uns endlich losgeschnallt hatte und das so lange gestaute Blut schmerzhaft in Bewegung kam, erhielten wir klar verständliche Instruktionen über die Beschaffenheit des Mondes.
Wir ließen die Unterweisung gelangweilt über uns ergehen, spielten aber die aufmerksamen Zuhörer.
So erfuhren wir, warum hier alles nur den sechsten Teil wog, weshalb es vierzehn Tage lang hell und vierzehn Tage lang dunkel war. Wieso es zu den extremen Temperaturunterschieden kam, und daß man infolge der fehlenden Lufthülle außerhalb der Hallendome und Unterkünfte nur im Raumanzug leben konnte.
Die Atemluft müßte künstlich erzeugt werden, was durch die großen Wasservorräte im Innern des Mondkörpers ziemlich einfach wäre. Energie gäbe es genug, da wir mit den modernsten Stromreaktoren ausgerüstet wären.
Man hätte überhaupt alles getan, um uns das Leben so erträglich wie möglich zu machen. Der Staat stünde in unserer Schuld.
Die Informationen dauerten etwa drei Stunden. Langsam wurden sie zur Qual. Natürlich mußten den ankommenden Mutanten die einfachsten Dinge erst einmal begreiflich gemacht werden. Sie mußten wissen, daß sie draußen ohne Schutzkleidung nicht leben konnten.
Wie wollte man das aber den Wilden beibringen? Ich fragte danach.
»Durch drastische Methoden«, sagte der Offizier. »Es geht leider nicht anders. Nur das Beispiel überzeugt bei ihnen. Belehrungen werden kaum geglaubt, selbst wenn sie geistig verarbeitet werden. Wir müssen deshalb immer so lange warten, bis einer einen Fluchtversuch unternimmt. Dadurch begreifen sie, daß sie nicht entfliehen können. Sie erhalten selbstverständlich niemals Raumanzüge.«
»Und wir?« forschte Hannibal neugierig.
Ich wußte die Antwort im voraus.
»Natürlich auch nicht«, lächelte der Oberleutnant mit den Abzeichen des russischen Raumkorps. »Das können wir nicht machen, Leute. Sehen Sie sich draußen einmal um, und Sie werden selbst fühlen, daß Sie dort nichts verloren haben. Der Mond ist eine tote und lebensfeindliche Welt. Keine Luft, tagsüber glühende Hitze, nachts Tiefsttemperaturen. Zerrissene Landschaften,
Weitere Kostenlose Bücher