Zutritt verboten
du nicht? Nur lachen?«
»Nur das. Tue es, wenn ich ebenfalls lache. Wir werden gemeinsam zu ihm kommen, denke ich. Du mußt aber unbedingt den Mund halten und nicht verraten, daß ich dich darum gebeten habe. Denke an die Rationen. Du kriegst die ganze Schokolade.«
Er pfiff vergnügt und so schrill, daß ich die Schwingungen nicht mehr aufnehmen konnte. Dann fuhr er los. Hannibal öffnete das Sperrgitter zum allgemeinen Verbindungsgang.
Ich sah dem Mutanten lange nach.
Also der Kommandeur wollte uns heute noch sehen! Das war interessant. Noch verblüffender aber war Manzos Nachricht, wonach der Oberstleutnant einige Tage nicht im Monsterlager gewesen war. Wo hatte er sich aufgehalten? In der russischen Großstation auf dem Südpol? Das mußte festgestellt werden.
Hannibal schien die gleichen Gedanken zu haben. Sein haariges Gesicht war wieder gespannt. Seine großen Augen glänzten.
»In einer knappen Stunde gehen wir in den Speiseraum.«
Ich nickte ihm kurz zu. Wir waren uns einig. Wieder sah ich mich vergeblich nach Abhörvorrichtungen um. Es waren tatsächlich keine zu entdecken. Das war der einzige Punkt, der uns beunruhigte. Wir mußten uns jedoch mit der Ungewißheit abfinden.
Manzos schaufelartige Pranken wurden mit dem Löffel nicht fertig. Er verbog das Metall zur Spirale, die er dann mit zwei Fingern wieder sorgfältig glättete.
Er saß vor mir wie ein Koloß. Seine sehr breiten Schultern wirkten noch massiger, da sein mächtiger Kopf ohne halsartigen Obergang auf dem Körper saß. Seine Haut schimmerte noch immer grünlich, als wäre sie mit Smaragdstaub übersät. Wir wußten, daß dieses seltsame Gewebe sogar harte Gammastrahlen reflektierte.
Er grinste mich mit seinem breiten Rachen an. Anstatt der Zähne verfügte er nur über scharfe Knochenreihen. Die faustgroßen Augen verrieten Intelligenz. Er gehörte zu den seltsamen Ausnahmen positiver Mutanten, die trotz hoher Geistesfähigkeiten einen Monsterkörper besaßen.
Sogar der Zweiköpfige – er saß allein am übernächsten Tisch – wirkte menschlicher als unser mutierter Kollege aus dem Amazonas-Gebiet. Dort hatte sich vor mehr als zwanzig Jahren auch eine Atomkatastrophe ereignet, nur war sie längst nicht so heftig abgelaufen wie in Sibirien.
Manzos tonnenartige Brust berührte die Tischkante. Wenn er nicht aufpaßte, geriet der ganze Tisch in Bewegung.
Hannibal saß ihm schräg gegenüber. Er wirkte gegen den 2,50 Meter hohen Giganten wie ein Gnom. Unsere gute Bekanntschaft resultierte angeblich aus den Wäldern. Manzo war vorher entsprechend informiert worden.
Als wir zum erstenmal den Speiseraum der Wärter betreten hatten, war er sofort in ein Freudengebrüll ausgebrochen. Von da an saßen wir bei den Mahlzeiten zusammen. Die logische Erklärung war geschaffen.
Er war bereits sechs Wochen vor uns angekommen und hatte schon wesentliche Dinge ausgekundschaftet. Nur konnte er uns nicht sagen, was hier eigentlich gespielt wurde.
Ich führte den Löffel mit der dicken Graupensuppe zum Mund. Dabei murmelte ich:
»Neue Nachrichten, Kleiner?«
»Ja«, kam es so verhalten aus dem mächtigen Mund, wie ich es niemals für möglich gehalten hätte. Früher hatte er immer gebrüllt, daß Wände und Fensterscheiben wackelten. Man schien ihn im HQ hervorragend geschult zu haben.
»Funknachrichten auch über Sup-Ultra-Welle unbedingt unterlassen. Ab sofort Funkverbot, es sei denn bei dringenden Notfällen.«
»Warum?«
»Neue Entdeckungen in den unterlunaren Marsstädten. Den Marsianern war die überkurze Funkwelle bekannt. Sie arbeiteten damit. Es ist anzunehmen, daß auch die
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