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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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Schlauheit, Gewandtheit und Politik nur ein Schüler sei.«
    »Wirklich?«
    »Wie ich die Ehre habe, Ew. Eminenz zu versichern.«
    »Erzählt mir doch ein bißchen, lieber Herr Rochefort.«
    »Das ist sehr schwierig, gnädigster Herr,« entgegnete der Edelmann lächelnd. »So soll er es mir selbst erzählen ....«
    »Daran zweifle ich, gnädigster Herr!«
    »Warum?«
    »Weil das Geheimnis nicht ihm angehört, weil dieses Geheimnis das einer Königin ist, wie ich schon gesagt habe.«
    »Und er allein hat ein solches Unternehmen ausgeführt?«
    »Nein, gnädiger Herr! er hatte drei Freunde, drei Tapfere, die ihm behilflich waren, drei Tapfere, wie Sie eben solche suchen.«
    »Und diese vier Männer, sagt Ihr, standen im Bunde?«
    »So als hätten sie nur einen Mann ausgemacht, und ein Herz in der Brust getragen.«
    »Wahrhaft, lieber Herr von Rochefort! Ihr stachelt meine Neugierde auf unbeschreibliche Weise. Könntet Ihr mir denn diese Geschichte nicht mitteilen?«
    »Nein, doch kann ich Ihnen ein Märchen erzählen, ein wahrhaftes Feenmärchen, das kann ich versichern, gnädigster Herr!«
    »O, erzählt es mir, Herr von Rochefort, ich liebe die Märchen ungemein.«
    »Sie wünschen das, gnädigster Herr?« sagte Rochefort, indem er aus diesem schlauen, listigen Antlitz irgendeine Absicht zu lesen bemüht war.
    »Ja!«
    »Nun wohl, so vernehmen Sie. Es war einmal eine Königin – aber eine gar mächtige, die Königin eines der größten Länder der Welt, gegen die ein großer Minister sehr zürnte, weil er ihr vorher allzu gut gewesen war. Forschen Sie nicht, gnädiger Herr! Sie könnten nicht erraten, wer es war. Alles das hat sich lange vor der Zeit zugetragen, als Sie in das Land kamen, wo diese Königin regierte. Da kam ein so tapferer, reicher, wohlgebildeter Botschafter an den Hof. daß sich alle Frauen rasend in ihn verliebten, und daß sogar die Königin, zweifelsohne zum Andenken an die geschickte Art und Weise, womit er die Staatsangelegenheiten besorgte, so unbedacht war, und ihm einen gewissen, so auffallenden Schmuck schenkte, daß er nicht ersetzt werden konnte. Da nun dieser Schmuck vom Könige herrührte, so forderte der Minister diesen auf, er solle von der Fürstin verlangen, daß sie diesen Schmuck bei dem nächsten Balle unter ihre Toilette aufnehme. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, gnädigster Herr, daß es dem Minister aus zuverlässiger Quelle bekannt war, daß diesen Schmuck der Botschafter, der sehr weit her, von der anderen Seite des Meeres war, mit sich genommen habe. Die große Königin war verloren, verloren wie die Letzte ihrer Untertanen, und schien von ihrer ganzen Höhe herabzustürzen.« »Wirklich?« rief Mazarin. »Nun, gnädigster Herr! vier Männer faßten den Entschluß, sie zu retten. Diese vier Männer waren keine Prinzen oder Herzoge, sie waren nicht mächtig und nicht einmal reich, sondern vier Soldaten, die ein edles Herz, kräftige Arme und gewandte Klingen besaßen. Sie machten sich auf. Der Minister wußte von ihrer Abreise und stellte auf ihrem Wege Leute auf, um sie an der Erreichung ihres Zieles zu verhindern. Drei wurden durch die vielen Angreifer kampfunfähig gemacht; jedoch einer gelangte nach dem Hafen tötete oder verwundete die, welche sich ihm widersetzten, steuerte über das Meer und brachte der großen Königin den Schmuck zurück, die ihn dann am festgesetzten Tage an ihre Schultern heftete, was den Minister fast zum Sturze brachte. Nun, gnädiger Herr, was sagen Sie zu diesem Zuge?«
    »Das ist wunderbar!« versetzte Mazarin gedankenvoll. »Nun denn, ich weiß zehn ähnliche.« Mazarin sprach nicht mehr, er dachte.
    So vergingen fünf bis sechs Minuten, dann sagte Rochefort: »Gnädigster Herr, Sie haben mich nichts mehr zu fragen?« »Doch. Und Herr d'Artagnan sagt Ihr, war einer dieser vier Männer?« »Er war es, der das ganze Unternehmen leitete.« »Und wer waren die andern?« »Erlauben Sie, gnädigster Herr, daß ich es Herrn d'Artagnan anheimstelle, Ihnen ihre Namen zu nennen. Sie waren seine Freunde und nicht die meinigen; nur er hatte einigen Einfluß auf sie; mir waren Sie unter ihren wirklichen Namen nicht einmal bekannt.« »Ihr setzt in mich kein Vertrauen, Herr von Rochefort. Wohlan, so will ich durchaus offenherzig sein; ich brauche Euch, ihn. Alle! –« »Beginnen wir mit mir, gnädiger Herr, da Sie mich holen ließen und ich hier bin; dann kommt an sie die Reihe. Sie werden sich wohl nicht über meine Neugierde verwundern; wenn man

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