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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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so wüßte ich schon, was ich d'Artagnan erwidern würde.«
    Planchet dachte an gar nichts und verdaute nur.
    Nach Verlauf von Zehn Minuten gelangte d'Artagnan zum Eingang einer regelmäßigen, mit hübschen Pappeln bepflanzten Allee, die zu einem eisernen Gitter fühlte, an dem die Spitzen und Querstangen vergoldet waren. Mitten in dieser Allee zeigte sich ein dem Anschein nach vornehmer Herr, der grün gekleidet, wie das Gitter vergoldet war und auf einem dicken Hengste saß. Rechts und links von ihm waren zwei Diener, an allen Nähten mit Borten besetzt, ein Haufen Gesindel brachte ihm sehr ehrfurchtsvolle Huldigungen dar. Dieser Mann entpuppte sich wenige Augenblicke später als Mousqueton, der so feist geworden war, daß seine munteren Äuglein zwischen Fettpolstern begraben zu sein schienen. Er war über d'Artagnans und Planchets Ankunft vor Freude schier außer sich und führte sie strahlend seinem Herrn zu, der seinerseits von dem unvermuteten Wiedersehen tief geruht war. D'Artagnan war angenehm überrascht, in Porthos noch den strammen, kraftvollen Kavalier wiederzufinden und war überdies froh, in der Hoffnung, diesen Mann für seine und Mazarins Pläne gewinnen zu können. Er erfuhr zu seinem Bedauern, daß Porthos' Gattin gestorben war, und wunderte sich im stillen, daß der muntere Freund so einsam lebe.
    D'Artagnan rückte bald mit seinen Vorschlägen heraus und war hocherfreut, Porthos bereit zu finden, der seiner Begeisterung für den Beginn eines neuen Abenteurerlebens mit ungebundener Fröhlichkeit Ausdruck gab. Er fragte sogleich, ob Aramis und Athos auch mittun wollten, und erfuhr, baß ersterer wegen seines Priesterberufes abgelehnt hätte, während d'Artagnan Athos' Wohnort bisher unbekannt geblieben wäre. Hier konnte Porthos aus der Verlegenheit helfen, da er wußte, daß Artos auf seinem gräflichen Besitz Bragelonne bei Blois hauste. Was übrigens Porthos für d'Artagnans Vorschlag besonders begeisterte, war das Versprechen, daß Mazarin seine künftigen Verdienste durch Verleihung der Baronie belohnen, wolle, was ihm, der ein bißchen ruhmsüchtig war, sehr verlockend schien. Mousqueton war, im Gegensatz zu seinem Herrn, über diese Ruhestörung sehr entsetzt, und schien nun d'Artagnan nicht mehr gewogen, als Bazin, der Diener Aramis', es gewesen war.
    D'Artagnan und Planchet waren nach nicht unbeschwerlicher Reise in die Nähe des Schlosses la Vallière gekommen, das man ihm als den Sitz Athos' bezeichnet hatte. Von dem Waldweg, auf dem sich die beiden befanden, sah man bereits das schwere Gittertor, das zu dem gesuchten Schloß zu führen schien. Der Musketier ritt noch einige Schritte weiter, bis er sich dem Gittertor gegenüber befand, das dem Geschmacke der damaligen Gießerei Ehre machte. Man erblickte durch dieses Gitter sorgsam bestellte Küchengärten, einen geräumigen Hof, auf dem mehrere Bediente in verschiedenen Livreen stampfende Reitpferde hielten, und wo eine mit zwei Rossen bespannte Kutsche stand.
    »Wir irren, oder dieser Mann hat uns getäuscht,« sagte d'Artagnan, »hier kann Athos nicht wohnen. Mein Gott! er ist etwa gestorben und es gehört dieses Besitztum irgendeinem seines Namens? Steige doch ab, Planchet, und frage, denn ich bekenne, daß ich hierzu nicht den Mut habe.« Planchet stieg vom Pferde. »Setze bei,« sagte d'Artagnan, »ein reisender Edelmann wünsche die Ehre zu haben, dem Herrn Grafen de la Fère seine Aufwartung zu machen, und bist du mit der Auskunft zufrieden, dann – magst du meinen Namen nennen.«
    Planchet führte sein Pferd am Zügel, näherte sich dem Tore, läutete die Glocke am Gitter, und allsogleich kam ein Bedienter mit Weißen Haaren, von gerader Gestalt ungeachtet seines hohen Alters und empfing Planchet.
    »Wohnt hier der Herr Graf de la Fère?« fragte Planchet.
    »Ja, mein Herr, er wohnt hier,« gab der Diener, der keine Livree trug, Planchet zur Antwort.
    »Ist es ein Herr, der sich vom Dienste zurückgezogen hat?«
    »Es ist derselbe.«
    »Und der einen Bedienten hatte namens Grimaud?« fragte Planchet weiter, der bei seiner gewohnten Vorsicht nicht genug Erkundigungen einziehen zu können glaubte.
    »Herr Grimaud ist eben vom Schlosse entfernt,« entgegnete der Bediente, der an solche Ausforschungen nicht gewohnt war und anfing, Planchet vom Kopf bis zu den Füßen zu beschauen.
    »Nun sehe ich,« rief Planchet freudestrahlend aus, »es ist wirklich derselbe Graf de la Fère, welchen wir suchen. Wollt Ihr so gefällig sein und

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