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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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ganz bebend in sein Kabinett, wo er sein Gold und seine Kostbarkeiten in die Kassen verschloß und seine schönsten Diamantringe an die Finger steckte. Die Königin, ihrem eigenen Willen überlassen, war entrüstet; sie ließ den Marschall de la Meilleraie rufen und befahl ihm, daß er so viel Mannschaft nehme, als er nötig erachte, und sehe, was denn an diesem »Scherz« wäre. Der Marschall, wie gewöhnlich sehr abenteuerlich, zweifelte an nichts, da er jene hochmütige Verachtung gegen das Volk hegte, welche damals die Krieger gegen dasselbe kundgaben. Er nahm nur einhundertfünfzig Mann und wollte über die Louvre-Brücke ausrücken, doch stieß er auf Rochefort und die fünfzig Cheveauxlegers, die von mehr als fünfzehnhundert Leuten begleitet waren. Es war unmöglich, eine solche Schranke zu durchbrechen. Der Marschall machte nicht einmal den Versuch und ritt über den Kai wieder zurück.
    Am Pont Neuf jedoch traf er Louvières und seine Bürger. Diesmal versuchte der Marschall einen Angriff, allein er wurde mit Büchsenschüssen empfangen, während es aus allen Fenstern Steine wie Hagel regnete. Er verlor da drei Mann. Hierauf nahm er seinen Rückzug nach dem Viertel der Hallen, allein dort traf er auf Planchet und seine Hellebardiere. Diese kehrten ihre Waffen drohend nach ihm; er wollte über alle diese Graumäntel hinwegsehen, allein die Graumäntel hielten wacker stand, und der Marschall zog sich nach der Straße Saint-Honoré zurück, nachdem er vier seiner Gardisten, die ganz einfach von der Klinge fielen, auf dem Wahlplatz zurückgelassen hatte. Der Marschall meinte, dieser Punkt wäre schlechter bewacht als die anderen, und wollte ihn gewaltsam wegnehmen. Er ließ zwanzig Mann absteigen, damit sie diese Barrikaden erstürmen und öffnen sollten. Die zwanzig Mann rückten nach diesem Fort, wo nicht allein Männer, sondern auch Weiber und Kinder unter den Waffen standen. Jene zwanzig Mann des Marschalls rückten also geradezu auf das Hindernis los; doch da, hinter den Balken, zwischen den Rädern der Karren, von der Höhe der Steine herab, entlud sich ein entsetzliches Gewehrfeuer, unter dem die Hellebardiere Planchets an der Ecke des Friedhofes des Innocents und die Bürger Louvières' an der Ecke der Münzstraße vordrangen. Der Marschall de la Meilleraie ward von drei Feuern eingeschlossen.
    Der Marschall de la Meilleraie war tapfer, und beschloß also auch, da zu sterben wo er wäre. Er gab Streich um Streich zurück, wonach unter der Menge ein Wehgeheul entstand. Die besser geübten Gardisten schossen auch besser, allein die viel zahlreicheren Bürger vernichteten sie unter einem wahren Feuerorkan. Die Männer fielen rings um ihn, wie sie bei Rocroy oder Lerida hätten fallen können. Fontrailles, sein Adjutant, hatte einen zerschmetterten Arm; sein Pferd ward am Hals von einer Kugel getroffen, weshalb er, da es vor Schmerz wütend wurde, große Mühe hatte, es zu bändigen. Endlich kam es zu diesem entscheidenden Momente, wo der Tapferste den Schauder durch die Adern wallen und den Schweiß an der Stirne fühlt, als sich plötzlich die Volksmenge nach der Straße de l'Arbre Sec öffnete und ausrief: »Es lebe der Koadjutor!« indem dort Gondy erschien und ganz unbekümmert durch das Gewehrfeuer schritt. Alle sanken auf die Knie. Der Marschall erkannte ihn, eilte ihm entgegen und rief: »In des Himmels Namen! entreißt mich dieser Bedrängnis, oder ich lasse hier meine Haut und die meiner ganzen Mannschaft.« Es erhob sich ein Getöse, bei dem man den Donner des Himmels nicht gehört hätte. Gondy streckte die Hand empor und gebot Stillschweigen. Alles schwieg. Dann sprach er:
    »Meine Kinder! Hier ist der Herr Marschall de la Meilleraie, an dessen Gesinnungen Ihr Euch geirrt habt, und der sich verbindlich macht, daß er, wenn er nach dem Palais-Royal zurückkehrt, in Eurem Namen von der Königin die Freilassung unseres Broussel verlangt. Herr Marschall, macht Ihr Euch hierzu verbindlich?« fügte Gondy hinzu, und wandte sich zu dem Gefragten.
    »Morbleu!« rief dieser, »ich will es meinen, daß ich mich hierzu verbindlich mache; ich hoffte nicht, so wohlfeilen Preises davonzukommen.«
    »Er gibt Euch sein Edelmannswort.« rief Gondy. Der Marschall hob die Hand empor zum Zeichen der Einwilligung.
    »Es lebe der Koadjutor!« schrie die Menge. Einige Stimmen fügten noch bei: »Es lebe der Marschall!« Doch alle begannen wieder im Chor: »Nieder mit Mazarin!«
    Wie schon gesagt, befand sich Mazarin

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