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Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei Frauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Beate Hellmann
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zaghaft.
    Daniela lächelte. »Für sieben Leben, Eva!«
    Das schmeichelte mir. Es machte mir aber auch Mut, und den brauchte ich unter den gegebenen Umständen. Durch meine Arbeit mit Daniela wurde ich täglich weicher und offener, fast schon porös. Ich tauchte ein in das Meer meiner Erinnerungen und beweinte die Wunden, die mir mein bisheriges Leben zugefügt hatte.
    Am meisten bekam Claudia meine Wandlung zu spüren. Sie trug es mit erstaunlicher Fassung, oder besser: Nachdem sie mit Engelszungen geredet hatte, um mir klar zu machen, dass kein Mensch Angst vor einer Erinnerung hätte und das alles »Mumpitz« wäre, und nachdem sie hatte erkennen müssen, dass man sehr wohl Angst vor einer Erinnerung haben konnte und das keineswegs »Mumpitz« sein musste, war sie verpflichtet, mich und meinen Zustand mit erstaunlicher Fassung zu tragen. Trotzdem hielt sie nicht viel davon. »Ich hätte da Angst vor, sonne sanfte Trulli zu werden«, erklärte sie mir. »Wenn de anfängs mit dat Fühlen, dann tuse dir immer gleich so furchba leid und sonne weiche Rehkes, die leben ebent nich lange.«
    Claudias Ansicht, das Erlebnis eines echten Gefühls wäre der Untergang, hatte ich lange Zeit geteilt. Jetzt glaubte ich aber nicht mehr daran. »Man muss sich ›aufmachen‹«, beschwatzte ich Claudia Tag und Nacht, »sonst weiß man ja gar nicht, wie man wirklich ist. Man muss sich erinnern an das, was mal war, denn nur dann versteht man, warum man träumt, was mal sein könnte.«
    »Ich träum aber nix!«, meinte Claudia dazu.
    »Bestimmt tust du das!«, widersprach ich ihr. »Du hast bestimmt auch so ein zweites Ich in dir, genau wie ich.«
    »Ich???«
    »Ja. Tief in dir gibt es mit Sicherheit eine Claudia, die so verletzbar ist, dass ein einziges falsches Wort sie vernichten könnte.«
    »Nee!«, erwiderte sie und fügte wie immer in solchen Fällen hinzu: »Dat wüsst ich!«
    »Wenn du es wüsstest, würdest du die andere nicht einsperren!«
    Claudia sah mich skeptisch an. Noch traute sie dem Braten nicht, und überdies waren ihr meine Ratschläge viel zu abstrakt, als dass sie etwas damit hätte anfangen können. Sie brauchte konkrete Anhaltspunkte, am besten wäre ein Nachschlagewerk gewesen mit dem Titel: Sinn und Zweck der Selbstfindung oder Wie mache ich mich auf. Trotzdem gelang es mir im Laufe der Zeit, sie davon zu überzeugen, dass irdisches Glück nur durch wahre Emotionalität zu erreichen war.
    »Dafür bin ich schließlich ein lebendiges Beispiel!«, tönte ich. »Neunzehn Jahre lang habe ich geklagt, dass man mich nie geliebt hat, sondern immer nur meine Funktionstüchtigkeit. Und erst jetzt fällt mir auf, dass das meine Schuld war. Es gab mich ja neunzehn Jahre lang nur zur Hälfte. Wie sollte man mich da ganz lieben?«
    »Und wenn dich nu, wo de ganz bis, trotzdem keinen liebt?«, fasste Claudia nach.
    Ich lächelte so mitleidig, wie meine Analytikerin es immer tat. »Daniela sagt«, zitierte ich sie dann auch noch, »dass man erst mal sich selbst lieben muss. Man muss sich lieben können, wie man ist, nur dann kann man auch die Menschen lieben und wird von den Menschen geliebt.«
    Claudia sah mich angestrengt an. »Hat se dat so gesacht?«, fragte sie vorsichtshalber noch einmal.
    »Ja.«
    »Und du glaubst dat auch?«
    »Ja.«
    »Mmh!« – Sie kratzte sich am Kinn und lugte misstrauisch zu dem Foto ihres Verlobten hinüber. Es stand da, wo es seit über einem Jahr stand, auf Claudias Nachttisch. Für mich gehörte dieser Willi auf Glanzpapier deshalb längst zum Inventar. Mehr war er in meinen Augen nicht, und ich war eigentlich auch sicher gewesen, dass er für Claudia schon lange nicht mehr war. Jetzt sah das plötzlich anders aus. Von einem Tag auf den anderen erwischte ich sie immer häufiger dabei, wie sie das Foto von allen Seiten betrachtete, wie sie Willis Briefe hervorholte und zum hundertsten Male las, Briefe, die zum Teil viele Jahre, zum Teil aber auch erst wenige Wochen alt waren.
    »Du liebst ihn immer noch«, fragte ich sie deshalb eines Abends, »habe ich Recht?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte sie.
    »Warum bist du dann traurig, dass er dich verlassen hat?«
    »Hat er nich!«
    »Hat er nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich hab ihm abserviert, weil … ich hab gedacht, dat dat so rum wat besser war … wenn ich et nich gemacht hätte, hätt er et irgendwann gemacht. Verstehse?«
    Ich verstand es nicht, ich verstand es überhaupt nicht.
    »Ich hab den Willi schon vor meine Krankheit

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