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Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei Frauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Beate Hellmann
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gekannt«, erklärte Claudia. »Der hat gegenüber in dat Haus gewohnt und weil er ja wat älter is wie ich, hab ich immer wahnsinnig für ihm geschwärmt.«
    Eines Tages hatten sich ihre Träume dann erfüllt. Willi Schultheiß fing an, sich für Claudia zu interessieren, mit ihr auszugehen, ihr Geschenke zu machen, und dann wurde sie krank.
    »Dat war natürlich furchba für ihn«, sagte sie. »Schluss machen könnt er nich wegen de Leute, und ich wa froh,
dat er dat nich konnte, weil ja so schon allet so beschissen wa.«
    »Und dann?«
    »In meine erste Remission ham wir uns verlobt.«
    »Und dann?«
    Sie atmete schwer und erklärte mir, dass das alles im Grunde nur eine Farce gewesen wäre. Willi hätte das sinkende Schiff lieber heute als morgen verlassen, und Claudia hatte ihn dafür gehasst, weil er es sie stets und ständig fühlen ließ.
    »Aber gesacht ham wir beide nix. Wechgefahrn sind wir, vonne Hochzeit ham wir gesprochen … bis dann echt nix mehr dran wa an mir, und ich hierher musste.«
    Von Stund an hatte Claudia ihrem Verlobten eingeredet, sie wäre stark und unbeugsam und fähig, ihr Schicksal allein zu tragen. Selbst als er daraufhin aufhörte, sie zu besuchen, hatte sie die Demütige gespielt und so getan, als hätte sie auch dafür größtes Verständnis.
    »Und das war ein Fehler«, sagte ich ihr jetzt, nachdem sie geendet hatte.
    »Dat weiß ich.«
    »Ein Fehler, den du aber immer noch gutmachen kannst!«
    Claudia glaubte, nicht richtig gehört zu haben.
    »Wie denn?«
    »Lass deinen Schmerz doch einfach mal heraus!«
    »Hab ich mein Verstand verkloppt?«
    »Nein, aber deine Traurigkeit ist doch auch ein Teil von dir, wie deine Fröhlichkeit.«
    »Ich mach so wat Leidendet an mir aber nich leiden.«
    Ich lächelte. »Das heißt nichts anderes, als dass du einen Teil von dir nicht leiden kannst, meine Liebe!«
    An diesem Satz knabberte Claudia noch die ganze Nacht. »Glaubse echt, dat der Willi mich lieben tät, wenn ich anders wär?«, fragte sie mich nämlich gleich am nächsten Morgen.
    »Ja«, erwiderte ich, »wenn du ehrlich wärest, würde er es bestimmt tun.«
    »Wie soll ich denn ährlich sein?«
    »Indem du ihm gestehst, wie sehr du unter diesem Zustand leidest und wie groß deine Sehnsucht nach ihm ist.«
    Claudia spitzte die Lippen. Dann legte sie ihren Udo auf und ließ sich erst mal von dem erklären, was es mit der so genannten »Einsamkeit« auf sich hatte.
    Dieses Lied hörte ich fortan mehrmals täglich. Es schien für Claudia so eine Art von Erinnerungshymne zu sein, denn jedes Mal, wenn Herr Jürgens geendet hatte, fing sie an,
mir irgendeine Geschichte von Willi zu erzählen. So wurde Willi für Claudia und mich zum Gesprächsdauerbrenner.
Ich erfuhr binnen weniger Tage so viel Einzelheiten über diesen Mann, dass ich ihn getrost hätte heiraten können, ohne Gefahr zu laufen, irgendeine Überraschung zu erleben.
    »Hab ich dir dat echt noch nie erzählt?«, tönte Claudia dann meist zum guten Schluss.
    »Nein«, pflegte ich zu antworten, »du hast mir bisher kaum etwas von Willi erzählt. Du hast immer nur auf ihn geschimpft.«
    »Echt? – Na, dann pass ma auf. Da wa nämlich noch so wat! …«
    Und weiter ging’s. Willi bestimmte fortan unser Leben. Es gab für Claudia kein Thema, von dem sie nicht auf Willi zu sprechen kommen konnte.
    Das war zwar anstrengend, bescherte uns jedoch ein »Miteinander«, das wir in dieser Form noch nicht erlebt hatten. Schon häufig hatten wir miteinander gelacht, gestritten oder diskutiert. Gemeinsam unser Schicksal zu betrauern und von der Zukunft zu träumen war hingegen eine völlig neue Erfahrung. Unglücklicherweise war Claudia nur längst nicht so »weich gespült« wie ich, und deshalb siegte bei ihr zu guter Letzt immer wieder die Vernunft.
    An einem besonders verregneten Spätnachmittag erhielt Claudia völlig außer der Reihe Besuch von ihrer Mutter. Der war sie ja nun noch nie besonders herzlich begegnet, aber was sie sich an diesem Tag im April erlaubte, übertraf alles Bisherige. So waren die ersten fünfzig Schimpfworte bereits gefallen, als Frau Jacoby Platz genommen hatte. Die nahm das jedoch wesentlich gelassener hin als sonst, und das entging auch ihrer Tochter nicht. Erwartungsvoll blickte Claudia ihrer Mutter ins Gesicht und sah, wie diese tief Luft holte, alle Kraft zusammennahm und ruhig und selbstbewusst verkündete, sie hätte die Absicht, wieder zu heiraten.
    Für einen kurzen Moment bekam Claudia den Mund vor

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