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Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei Frauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Beate Hellmann
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Was sagen Sie dazu?«
    Ich sagte nichts. Ich brachte kein einziges Wort heraus. Ich spürte nur einen dumpfen Druck in meiner Magengrube, und zugleich schossen mir die Gedanken wild durch den Kopf. Keinen einzigen davon konnte ich halten, in mir war es leer. Der Doktor konnte mein Verhalten natürlich nicht verstehen und erkundigte sich, wie immer in solchen Fällen, ob ich denn überhaupt begreifen würde, was das für mich bedeuten würde.
    Ich rührte mich nicht.
    »Eva, das heißt, dass wir es erst mal geschafft haben. Wir können bestrahlen!«
    Noch immer rührte ich mich nicht, was Behringer zusehends verunsicherte. Er erinnerte sich wohl ebenso gut wie ich, dass er vor noch gar nicht so langer Zeit in einer ähnlichen Situation eine »Tracht Prügel« von mir bezogen hatte, und deshalb stand er jetzt vorsichtshalber schon mal auf und trat ein paar Schritte zurück.
    »Wie eine Statue!«, flüsterte er dabei. »Sie sitzen da wie eine Statue aus Marmor oder Holz, Eva …! Wir werden Sie bestrahlen, Eva … und wenn das gut geht, werden wir Sie operieren … dann haben Sie eine echte Chance zu überleben.«
    Seine Augen glühten, als er das sagte, sie glühten vor Begeisterung und Hoffnung, und als ich das sah, musste ich lächeln.
    »Dann habe ich eine echte Chance zu überleben?«, wiederholte ich seine Worte.
    »Ja.«
    »Aber die habe ich sowieso, Herr Doktor …«
    »Was?«
    »… die habe ich sowieso!«
    Das war zu viel für den guten Behringer. Kopfschüttelnd und ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum, und ich hatte einmal mehr die Bestätigung, dass dieser Mann mich einfach nicht verstand. Er kannte mich nun seit so langer Zeit und wusste immer noch nicht, dass es meiner Natur widerstrebte, spontan auf Dinge von entscheidender Bedeutung zu reagieren. Über Kleinigkeiten konnte ich auf Anhieb lachen oder weinen, aber das erfolgreiche Ende meiner Chemotherapie war keine Kleinigkeit. Für diesen Augenblick, für diesen Sieg hatte ich monatelang gekämpft.
    Claudia kam nach über zwei Stunden endlich von Mennerts privater Gerichtsverhandlung zurück, und als ich sie zur Tür hereinrollen sah, war mein Herz im ersten Moment so voll von meiner Neuigkeit, dass ich die Worte kaum zurückhalten konnte. Doch dann sah ich ihr bedrücktes Gesicht und schwieg.
    Nichts war schlimmer, als selbst im Dunkeln zu sitzen und von anderen zu hören, in welch strahlendem Licht sie standen. Das wusste ich aus eigener Erfahrung, und dass Claudia sich momentan in wahrer Finsternis befand, sprach aus jeder Faser ihres Körpers. Daher hielt ich mich zurück.
    »Und?«, fragte ich, nachdem Helma ihr vom Rollstuhl ins Bett geholfen hatte und wieder fort war. »Wie sieht das Urteil aus?«
    Sie gab mir keine Antwort darauf.
    »Hat er dich rausgeworfen?«
    Sie seufzte.
    »Hat er dir mit irgendeiner Strafe gedroht?«
    Sie seufzte wieder, und ich bohrte natürlich weiter, erhielt aber weiterhin keine Antwort. Claudia schwieg. Sie lag da und starrte an die Decke, und sie schwieg, den ganzen restlichen Tag, den ganzen Abend.
    So etwas war noch nie vorgekommen. Sicher hatten wir in der Vergangenheit schon mal miteinander gestritten und anschließend für eine gewisse Zeit nicht mehr miteinander gesprochen. Das war aber ein ganz anderes, kraftvolles Schweigen gewesen. Jeder hatte versucht, den anderen damit aus der Fassung zu bringen, und immer hatte Claudia dieses Spiel gewonnen, weil sie einfach penetranter war. Das, was sie mir jetzt bot, hatte nichts mehr von dieser Kraft und von dieser Präsenz. Jetzt schien sie schwach zu sein in ihrem Schweigen, es isolierte sie von allem anderen, von ihr selbst, von mir, sogar von den Möbeln und den Zimmerwänden. Es machte sie zu einer Insel.
    Dennoch versuchte ich unermüdlich, zu ihr zu schwimmen.
    »Sag mir doch, was los ist, Claudia! – Hast du Sorgen? – Ist es wegen Karin? – Ist es wegen deiner Rückenschmerzen? – Claudia?«
    Ich versuchte sogar, das Wasser zu Fuß zu überqueren.
    »Habe ich dir irgendetwas getan, Claudia? – Du kannst es mir doch ruhig sagen! – Heb einfach die Hand, wenn du nicht reden willst: einmal für Ja, zweimal für Nein. Einverstanden?«
    Aber Claudia hob nicht die Hand, weder einmal noch zweimal, und das versetzte mich in immer größere Panik. Irgendetwas stimmte nicht.
    Schwerwiegendes musste geschehen sein.
    Kurz nach Mitternacht stand ich auf und fragte Claudia, die immer noch reglos dalag, ein letztes Mal, ob sie mir nicht doch sagen wollte, was los

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