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Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei Frauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Beate Hellmann
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auf die Bettdecke. Wunderschön sah sie aus. Die Augen fest geschlossen, lag sie da, ihre Gesichtszüge waren entspannt, auf ihren Lippen ruhte ein erleichtertes Lächeln. So hatte ich sie im Leben niemals gesehen, sie sah glücklich aus.
    Gott musste sie also angenommen haben, mehr noch, er musste sie mit offenen Armen empfangen haben … Gott!
    Ich legte mich in mein Bett, und – wie schon so oft – rollte ich mich zusammen wie ein ungeborenes Kind. Ich wollte nachdenken, konnte es aber nicht, ich wollte beten, aber es ging nicht.
    Seit achtundvierzig Stunden hatte ich kaum geschlafen, und in meinem Kopf herrschte ein einziges Chaos. Die Gedanken jagten einander, ich dachte an Gott … Ach Herr, strafe mich nicht in Deinem Zorn und züchtige mich nicht in Deinem Grimm! … an das Leben … sonnen großartigen Allmächtigen lässt sich doch wo nich versuchen … an den Glauben … Herr, Dir in die Hände sei Anfang und Ende, sei alles gelegt … an den Tod … woher wills du wissen, wat ne Sünde is … an das Schicksal … der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen … an die Sünde … dat is Hochmut, Schätzken … an die Wahrheit … du sollst nicht töten … an den Weg zur göttlich bestimmten … du sollst nicht töten … zur göttlich bestimmten und durch den Menschen zu lebenden Wahrheit … du sollst nicht töten … Nein!
    Ich schreckte hoch, saß kerzengerade in meinem Bett und spürte, dass ich am ganzen Leibe zitterte. Worte! Das waren alles nur Worte! Ich brauchte aber keine Worte, ich brauchte Antworten, eine Antwort nur, eine! Da erinnerte ich mich plötzlich an etwas, was noch gar nicht so lange zurücklag, und diese Erinnerung war so klar, dass ich für einen kurzen Augenblick glaubte, ich würde alles noch einmal erleben: Es war Heiligabend. Meine Mutter saß an meinem
Bett, sie hielt meine Hand, sie sah mich ruhig an, und sie sagte …
    Da war die Kühle der letzten Stunden auf einmal vorüber, wohlige Wärme hüllte mich ein, der Tod war dem Leben gewichen. Ich spürte das sofort, und zugleich spürte ich, dass da plötzlich so etwas wie Frieden in mir war. Ein letztes Mal blickte ich zu Claudia hinüber, zu dem einzigen Menschen, der mir je begegnet war. Sie war tot – tot und frei. Ich lebte, und solange ich lebte, würde ich niemals frei sein. Ich musste fortan mit meiner Schuld leben, mit der Gewissheit, eine Sünde begangen zu haben, die mit zu den größten zählte, wenn sie nicht sogar die größte überhaupt war, und trotzdem fühlte ich plötzlich diesen Frieden in mir … und so läutete ich nach der Nachtschwester.

KAPITEL 27
    »Wissen Sie, was Sie da gemacht haben?« – »Das nennt man Beihilfe zum Selbstmord, Eva!« – »Das ist Euthanasie und in diesem Staat ein Verbrechen!«
    Professor Mennert und Doktor Behringer standen vor meinem Bett wie von Gott ernannte Ankläger. Sie brüllten mich an, sprachen von Hitler, von den Menschenrechten und vom fünften Gebot. Ich hörte gar nicht hin.
    Ich konnte mich nur auf eines konzentrieren, auf das Loch, in dem bis vor wenigen Stunden Claudias Bett gestanden hatte. Obszön sah es aus, dieses Loch. Auf dem Fußboden lagen die Staubflocken, auf der Tapete war ein heller Streifen, gerade so breit wie Matratze und Bettgestell, und der Nachttisch stand mitten im Raum, haltlos, verloren. Es war, als betrachte man zum letzten Mal eine ausgeräumte und heruntergekommene Wohnung, in der man nie so recht glücklich gewesen war.
    »Als ginge Sie das überhaupt nichts an!«, schimpfte Mennert. »Sie liegen da, Eva, als würde ich von Dingen reden, mit denen Sie nicht das Geringste zu tun haben.«
    »Nicht das Geringste zu tun haben wollen! «,gab Behringer auch gleich seinen Senf hinzu.
    »Eva!«
    »Eva!!!«
    Schweigend blickte ich zu den beiden auf, zum ersten Mal an diesem Morgen. Was ich sah, war wenig erhebend. Vor mir standen lediglich zwei Schauspieler, die ihre Rollen spielten. Das taten sie allerdings so hervorragend, dass mir ein bitterer Lacher entfuhr.
    »Ach, witzig finden Sie das auch noch!«, hieß es daraufhin sofort.
    »Das ist ja wohl der Gipfel!«
    »Machen Sie endlich den Mund auf, Eva!«
    »Wir wollen wissen, wie das gestern Abend hier abgelaufen ist!«
    »Eva!!!«
    »Was war los, Eva???«
    Ich blickte von Mennert zu Behringer, dann wieder zurück zu Mennert. Beide hatten die gleiche Körperhaltung, hochgezogene Schultern, Hohlkreuz, die Hände bohrten sich in die Kitteltaschen. Sie hatten sogar beide den gleichen

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