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Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei Frauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Beate Hellmann
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noch nicht lange genug zurück … und Verhüten ist schließlich besser als Abtreiben. Wenn Sie aber in zwei oder drei Jahren Mutter werden wollen, dann steht dem vermutlich nichts im Wege …«
    Es dauerte einen Moment, bis ich diese Antwort verkraftet hatte. »Ist das Ihr Ernst?«, erkundigte ich mich dann. »Ich soll in zwei Jahren ein Kind in die Welt setzen und fünf Jahre später sterben? Das kann doch wohl nicht Ihr Ernst sein!«
    Mennerts Gesicht nahm einen schier verzweifelten Ausdruck an, er tat mir fast Leid.
    »Niemand hat gesagt, dass Sie in fünf Jahren sterben müssen«, rief er in all dieser Verzweiflung.
    »In fünf nicht, aber in sieben!«
    »Das habe ich auch nicht gesagt, mein Kind!«
    »Ich bin nicht Ihr Kind!«
    »Trotzdem habe ich es so nicht gesagt.«
    »So haben Sie es aber gemeint!«
    »Nein, Eva, ich habe lediglich versucht, Ihnen klar zu machen, dass Sie eine so genannte Risikopatientin sind und dass Sie deshalb lernen müssen, vernünftig hauszuhalten mit Ihren Kräften, und je überlegter Sie dabei vorgehen, … desto größer … ist Ihre Chance … mehr … Zeit …«
    Das Wort erstarb ihm auf den Lippen. Er konnte einfach nicht fassen, was er da sah. Ich hatte mir nämlich schon wieder eine Zigarette angezündet und mich vorsorglich so gesetzt, dass er sie mir diesmal nicht entreißen kannte. Voller Aggression sah ich ihn an und überlegte angestrengt, was ich als Nächstes tun sollte. Die Gemälde von der Wand zu nehmen und aus dem Fenster zu werfen, Löcher in den teuren Teppichboden zu brennen, die Gardinen in tausend Stücke zu zerreißen … so etwas hätte mir jetzt gefallen. Mennert spürte das ganz genau, und er konnte offenbar nicht anders, er musste darüber lächeln.
    »Wissen Sie«, meinte er dann, »ich habe noch nie einen Menschen kennen gelernt, der seine Angst und seine Enttäuschung hinter so viel komprimierter Boshaftigkeit verbirgt, wie Sie es tun, Eva. Haben Sie denn niemals das Bedürfnis, schwach zu sein?«
    Darauf konnte ich ihm einfach keine Antwort geben. In mir herrschte Chaos, und in einem solchen Zustand über Schwäche nachzudenken, hätte bestenfalls einen Tobsuchtsanfall ausgelöst.
    Ich grub die spitzen Absätze meiner orangefarbenen Schuhe tief in den Teppich und stand auf. »Eine Frage noch!«, kläffte ich dabei.
    »Bitte!«
    »Warum haben Sie mir das alles nicht längst gesagt?«
    Der Professor zögerte einen Moment. »Wir haben geglaubt, Eva, … Sie würden es wissen …«
    Da musste ich lächeln. Irgendetwas tief in meinem Inneren sagte mir, dass ich es diesem Mann unmöglich übel nehmen konnte, mich für einen gescheiten Menschen gehalten zu haben. Also lächelte ich, drehte mich aber auf dem Absatz um und lief ohne ein weiteres Wort aus dem Büro, durch das Sekretariat, auf den Gang hinaus.
    Dort herrschte jetzt ein ziemliches Hin und Her. Schwestern hetzten, Ärzte marschierten, ein paar Laborantinnen schlenderten, und die Putzfrauen wirbelten. Die Morgensonne strahlte aber noch immer durch die Fenster herein, und der Linoleumboden war noch blank gebohnert. Bewusst ließ ich meine Zigarette fallen, trat die Glut aus und hatte Freude an dem Flecken, den das machte. Dann drehte ich mich noch einmal um. Die Winter-Stubenfliege, die bei meiner Ankunft auf der Türklinke gesessen hatte, war fort. Ihr Glück! Niemals hätte ich ihr verziehen, das gute Vorzeichen gespielt zu haben, es wäre mir ein Vergnügen gewesen, sie zu töten. Das hatte das Biest wohl geahnt.
    »Eva!«
    Ich erschrak maßlos, als ich Danielas Stimme hinter mir hörte.
    »Was tust du denn hier?«
    »Ich habe auf dich gewartet.«
    Sie stand da wie ein kleines Mädchen, das nicht so recht wusste, ob es nun ein Gedicht aufsagen oder besser einen Knicks machen und gleich wieder verschwinden sollte.
    Ich konnte ihr da auch nicht raten. Einerseits hasste ich sie in diesem Moment, denn sie hatte mir diese ganze Sache eingebrockt. Mit psychologischem Scharfsinn hatte sie erkannt, wie gut es mir ging, geurteilt, dass es mir zu gut ging, und dafür gesorgt, dass es mir nun nicht mehr gut ging. Andererseits konnte ich sie nicht dafür hassen. Für meine Zukunftsaussichten war sie schließlich nicht verantwortlich zu machen, und hätte sie nicht dafür gesorgt, dass man mich über meine Zukunftsaussichten aufklärte, so hätte es früher oder später ein anderer getan.
    Daniela spürte meinen inneren Zwiespalt. Zumindest erahnte sie ihn, denn sie streckte mir plötzlich beide Hände

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