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Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei Frauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Beate Hellmann
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war eine Kleinigkeit gewesen, eine simple Ausschabung, aber sie hatten mir zu wenig von dem Narkotikum gegeben, und nachdem dann nachgespritzt worden war, hatte ich diesen wundervollen Traum, dieses traumhafte Wunder erlebt … Ich drehte den Kopf zur Seite: An meinem Bett saß Doktor Reinders, er hielt meine Hand …
    Jan! Endlich! Als ich ihn sah, war alles andere vergessen. Zu lange hatte ich mich nach ihm gesehnt, als dass ich jetzt, da er mir endlich nah war, noch an etwas anderes hätte denken können. Müde sah er aus, erschreckend müde. Er saß auf einem der weiß lackierten Stühle, die typisch waren für die Intensivstation, und sein Rücken war nach vorn gebeugt, der Kopf leicht gesenkt. Er starrte auf irgendeinen Punkt an der Wand. Das Weiß seiner Augäpfel war von zahllosen geplatzten Äderchen durchzogen, seine Lippen waren trocken und an manchen Stellen eingerissen, er war unrasiert – aber er war da. Er war da, und meine rechte Hand lag fest in seiner rechten Hand, und das war ein gutes Gefühl. Schon immer hatte ich empfunden, dass dieser Mann etwas an sich hatte, was mir Geborgenheit vermittelte, was mich stark machte – und glücklich! All das empfand ich auch jetzt, und ich fragte mich, ob es wohl möglich war, mit einem Menschen zu sprechen, ohne ein einziges Wort zu gebrauchen, ob meine Seele wohl in der Lage war, seiner Seele zu sagen, was er mir bedeutete. Am liebsten hätte ich in diesem Augenblick die Zeit angehalten, für immer. Doch noch während ich das dachte, schreckte Reinders plötzlich hoch und blickte mir geradewegs in die Augen. Er hatte wohl gespürt, dass ich aufgewacht war.
    »Eva!«
    Ich lächelte.
    »Eva?«
    »Ja …«
    Seine Gesichtszüge hellten sich auf, und ich lächelte nur noch mehr, drückte seine Hand – da zog er sie plötzlich weg.
    »Wie geht es Ihnen?«
    Das verunsicherte mich, mehr noch, es machte mich so traurig, dass mir die Tränen kamen. Ich war noch nicht richtig wach und entsprechend sensibel, mein Verstand schlief noch, und ich fühlte mich zu benommen, um klar denken zu können.
    Also kamen mir die Tränen, und durch ihren Schleier blickte ich in Jans Augen und suchte darin nach einer Erklärung für sein Verhalten. Aber ich fand keine …
    »Eva? Was ist? Warum weinen Sie?«
    … ich tastete über das Oberbett. Irgendwo musste sie sein, seine Hand musste irgendwo sein, und ich musste sie unbedingt finden. Es war so schön gewesen, ihre Wärme zu spüren …
    »Eva!? Hören Sie mich nicht, Eva?«
    … Reinders’ Gesicht hatte auf einmal einen äußerst ängstlichen Ausdruck, und ich fragte mich, ob ich wohl daran schuld war. »Ich bin froh, wenn ich Sie nicht mehr sehen muss!«, hatte ich bei unserem letzten Zusammentreffen behauptet. »Sie haben es ja bald hinter sich!«, hatte er darauf pariert, und ich hatte gemeint, dass das eine Gnade wäre, eine Gnade …
    » Eva!!! – Eva, wenn Sie mich hören, dann sprechen Sie bitte auch mit mir!«
    »… Es war keine Gnade …« Wimmernd gab ich das von mir, und Jans eben noch ängstliche Miene verwandelte sich zusehends in eine verzweifelte.
    »Was war keine Gnade, Eva?«
    »… Sind Sie mir noch böse?«
    Er schluckte. »Ob ich Ihnen noch böse bin? Weshalb sollte ich Ihnen denn –«
    »Wegen damals! Wegen unseres Streits, im Park!«
    Ich konnte das zwar nicht verstehen, aber Reinders lächelte daraufhin, als hätte ich etwas Einmaliges gesagt, und er wirkte plötzlich nur noch halb so müde und überhaupt nicht mehr verzweifelt.
    »Erinnern Sie sich genau daran?«, wollte er wissen.
    »Woran?«
    »An diesen Streit, den wir hatten?!«
    »Ja, natürlich. Es hat mir im Nachhinein so unendlich Leid getan, dass ich –«
    »Oh, mein Gott!« Jan Reinders, dieser Baum von einem Mann, stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und schlug beide Hände vors Gesicht. Das rührte mich fast ein bisschen, aber als er dann auch noch so verdächtig schwer zu atmen begann, hielt ich es doch für besser, einzuschreiten.
    »Heh?!« Ich griff nach seinem Arm. »Hier in der Klinik nennt man Sie El Brutalo …!«
    Er ließ die Hände in den Schoß sinken, sah mich aber nicht an. »Tut man das?«
    »Ja.«
    »Starkes Stück! – Im bürgerlichen Leben nennt man mich Jan.«
    »Ich weiß … das kommt von Johannes und heißt Gott ist gnädig .«
    Endlich schaute er wieder auf. Etwas durch und durch Hilfloses lag in diesem Blick. »Wissen Sie, wie lange Sie bewusstlos waren, Eva?«
    »Nein.«
    »Über siebzehn Stunden.«
    Ich

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