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Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei Frauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Beate Hellmann
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mir eine Zigarette, steckte sie zwischen die Lippen, zündete sie an …
    »Eva …!?«, vernahm ich da auch schon. »Wie oft soll ich es Ihnen denn nun noch ans Herz legen? Wie oft soll ich es Ihnen noch sagen: keine –«
    »Keine Sonne, keinen Alkohol, keine Zigaretten«, fiel ich ihm ins Wort, »kein Baby, keine übermäßigen Anstrengungen, kein Fleisch, keine –«
    »Aber so ist es nun mal –«
    »Wissen Sie, Herr Professor, wenn ich mich an all diese Verbote halten soll …«
    »Ja?«
    »… dann hänge ich mich am besten gleich auf!«
    »Aber Kind!!!« Mennert rang die Hände. »Das ist doch Unsinn!«, schimpfte er. »Sie müssen doch nur vernünftig sein.«
    »Ja, ja.«
    »Bitte, Eva!«
    »Ja, doch!«
    »Versprechen Sie es mir?«
    »Nein!«
    Er wirkte regelrecht verzweifelt, als er das vernahm, aber er versuchte, das nicht allzu sehr zu zeigen. »Was soll ich bloß mit Ihnen machen?«, stöhnte er nur.
    Ich lächelte und griff nach dem Aschenbecher, stellte ihn genau zwischen uns aufs Bett.
    »Lassen Sie mich am besten einfach gehen!«, schlug ich ihm dabei vor. »Den Rest mache ich dann schon allein!«
    Zweifelnd sah er mich an.
    »Sie haben mich mal gefragt, ob ich nie das Bedürfnis hätte, schwach zu sein«, fuhr ich deshalb fort, »erinnern Sie sich?«
    »Ja.«
    »Damals habe ich Ihnen keine Antwort darauf gegeben, weil … ich brauche dieses Bedürfnis, schwach zu sein, nicht zu haben, Herr Professor. Weil ich nämlich schwach bin , ich bin schwächer als neunundneunzig Prozent der Menschheit. Vielleicht wird mir aber gerade diese extreme Schwäche auf Dauer eine extreme Stärke verleihen, und vielleicht schaffe ich es mit dieser so besonderen Stärke dann doch noch, die Welt aus den Angeln zu heben.«
    »Wollen Sie das denn, Eva?« Mennert war sichtlich überrascht.
    »Ja!«, erwiderte ich und zerdrückte meine Zigarette im Aschenbecher. »Und dabei stünden mir Verbote und Vorschriften nur im Wege.«
    Im ersten Moment schien der Professor von meiner Ansprache zutiefst beeindruckt zu sein. Doch dann grinste er plötzlich und stellte den Aschenbecher demonstrativ zurück auf den Nachttisch. »Wollen wir darauf jetzt ein kleines Schnäpschen trinken, Eva? Oder wie hatten Sie sich das gedacht?«
    Bevor ich eine Antwort geben konnte, flog die Tür auf, und ein atemloser Doktor Behringer stürzte ins Zimmer.
    »Das muss ich sehen!«, rief er aus. »Die Küchenschwester hat mir gerade gesagt … oh! … das übertrifft ja noch all meine Erwartungen!«
    Ich war stolz wie seit Jahren nicht mehr, und deshalb erhob ich mich von der Bettkante und stolzierte durch den Raum, wie es an und für sich nur hochbezahlte Mannequins auf dem Laufsteg zu tun pflegten.
    »Was so alles aus einem kahlköpfigen Mädchen werden kann!«
    Behringer sagte das mehr zu sich selbst als zu seinem Professor, doch war Mennert ja nicht umsonst Chefarzt geworden, er nutzte jede Chance, schien sie auf Anhieb auch noch so klein zu sein. »Ja«, hakte er deshalb auch jetzt gleich ein, »nur habe ich gerade versucht, dieses ehemals kahlköpfige Mädchen auf seine Zukunft vorzubereiten, und das, Herr Kollege, das ist …«
    »… zwecklos?«
    »Sie sagen es!«
    Doktor Behringer lächelte. »Nun, Herr Professor, wie ich unsere Eva kenne …«
    »Sie wird sich in die Sonne knallen und rauchen und saufen wie ein Weltmeister!«, beendete Mennert den Satz. »Stimmt’s?« Angriffslustig sah er mich an, aber ich zog es vor, nicht zu reagieren.
    Stattdessen zupfte ich an den Ärmeln meiner Bluse, strich meinen Rock glatt …
    »Wann werden Sie abgeholt?«, wechselte Behringer daraufhin das Thema.
    »Überhaupt nicht.«
    »Wie?«
    »Was?« Auch Mennert war äußerst erstaunt, geradezu erschüttert.
    »Ich bin damals doch auch allein gekommen«, sagte ich.
    »Schon …«
    »Nur …«
    »Deshalb werde ich heute auch allein wieder gehen – so habe ich es mir gewünscht.«
    Verstehen konnten sie das beide nicht, das war ihnen deutlich anzusehen. Sie schüttelten jeder für sich und dennoch gemeinsam das Medizinerhaupt, und bestimmt hätte es noch eine weiterführende Diskussion gegeben, wenn nicht im nächsten Moment, nach einem zaghaften Klopfen, Helma und Gertrud hereingekommen wären, auf leisen Sohlen, verlegen lächelnd. Sie hatten sich frische Kittel übergezogen, und Helma hatte sogar einen Hauch von Lippenstift aufgelegt. Dieser Anblick war für mich wie ein Schlag in die Magengrube. Er unterstrich das Feierliche und Einmalige dieses

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