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Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei Frauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Beate Hellmann
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et schon noch lernen.«
    Dabei sah sie mir tief in die Augen. Ich spürte plötzlich, dass dieses Mädchen etwas ganz Besonderes und Einmaliges war. Sie war voller Geheimnisse; ihr Gesicht war gar nicht die hässliche, ausgemergelte Fratze, die ich zuerst darin gesehen hatte. Vielmehr war es das Gesicht eines Menschen, der wusste, dass er bald sterben würde, und dieses Wissen hatte sich tief in die Züge eingegraben.
    »Is wat?«, fragte Claudia, weil ich sie so eindringlich ansah.
    »Nein.«
    »Oder hasse Angst vor die Operation?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Muss nämlich keine Angst vor ham, is nix Schlimmet.«
    Sie sagte das so liebevoll, dass sich alles in mir zusammenkrampfte, und wenn ich damals schon gewusst hätte, dass diese Claudia Jacoby der wichtigste Mensch in meinem Leben werden sollte, so wäre ich just in diesem Augenblick aufgestanden und hätte sie umarmt.

KAPITEL 9
    Die Vorbereitungen zu meiner Operation begannen schon am Vorabend. Man verpasste mir ein todsicheres Schlafmittel, damit meine Nerven nicht an denen des Personals zerrten. Es wirkte wie die chemische Keule und war noch lange nicht aus dem Körper, als Helma in aller Herrgottsfrühe das Zimmer stürmte, als wäre es das Feld von Waterloo.
    Sie weckte uns mit der ihr eigenen Sensibilität, fragte, ob wir »abgeführt« hätten, was wir mit lautstarkem Gelächter bejahten. Dann führte sie mich ins Bad, wo sie mir zu meinem Schrecken die Schamhaare wegrasierte. Sie gab mir eine Beruhigungsspritze und bandagierte meine Unterschenkel, damit ich keine Thrombose bekäme.
    »Und dann ziehen Sie auch mal gleich Ihr Nachthemd aus, und probieren Sie dieses Modell!«, forderte Schwester Helma.
    Das »Modell« war ein leinenes, sperriges Ungetüm. Es reichte mir nur bis zu den Knien und war im Rücken völlig offen. Damit es nicht ganz zur Attrappe wurde, knotete man es im Genick mit einem Band zu. Somit erweckte es zumindest von vorn den Anschein, ein Bekleidungsstück zu sein. Was hinten an Stoff fehlte, war dann an den Ärmeln zu viel.
    »Dat trächt man dies Jahr in Paris!«, kommentierte Claudia meine Fassungslosigkeit und schränkte gleich ein: »Na ja, aufem Friedhof!«
    Helma stöhnte laut auf.
    Im gleichen Moment erschien Schwester Gertrud. Sie hatte ihr ohnehin so makellos schönes Gesicht mit Make-up versehen und sah aus wie ein Filmstar aus Hollywoods Traumfabrik.
    »Der OP hat angerufen!«, sagte sie zu ihrer Kollegin. Dann lächelte sie mich an. »Guten Morgen, Eva, wie geht es Ihnen?«
    Eigentlich hatte ich nicht die Absicht gehabt, Gertrud jemals zu verzeihen. Da sie selbst aber so tat, als hätte unser Streitgespräch nie stattgefunden, beschloss ich, es ebenfalls zu vergessen.
    »Danke«, antwortete ich, »es geht!«
    »Kann ich mir denken«, lachte sie. »Aber Sie werden das schon schaffen.«
    Helma löste die Bremse meines Bettes und schob es Richtung Tür.
    »Lass dich von die Zimtzicke bloß nich totfahrn!«, rief Claudia mir zum Abschied zu.
    Da lachte ich zwar noch darüber, aber schon wenige Sekunden später verging mir der Humor. Helma war nicht in der Lage, dieses Bett ohne Komplikationen über die Gänge zu fahren. Sie stieß an jeder Ecke an, sie startete an jeder Türschwelle Hauruck-Aktionen, sie begrub um Haaresbreite Passanten unter den Rädern, harmlose Leute, die im Angesicht der Gefahr stehen blieben und ihre Körper gegen die rettende Wand pressten.
    Schließlich fand ich mich vor einer riesigen Glastür wieder: operationsabteilung – kein zutritt. Helma betätigte die Klingel. Kurz darauf öffnete eine grün gewandete Krankenschwester die Pforten.
    »Schwester Helma von S 1. Ich bringe Ihnen Frau Martin.«
    »Die Punktion für den Chef?«, fragte die Dame in Grün und nahm vorsichtshalber die Krankenakte an sich.
    Helma nickte, und der Handel war perfekt.
    »Bis später!«, rief sie mir nur noch zu. Dann verschwand sie.
    Jenseits der gläsernen Pforte war dann alles grün: die Menschen, die Liegen, die Requisiten. Man transportierte mich in einen Vorbereitungsraum, wo die Schwester mir eine viel zu dicke Kanüle in die viel zu dünne Handvene jagte. Anschließend wurde ich zum Operationssaal gebracht, wo ich mich ausziehen und auf eine unbequeme Liege umsteigen musste, mit der ich dann zum Operationstisch gefahren wurde, den ich unter großen Mühen erkletterte. Der Narkosearzt trug das mit Fassung und hielt mir die Einverständniserklärung unter die Nase.
    »Unterschreiben Sie mir das bitte!«
    »Bisschen

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