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Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei Frauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Beate Hellmann
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spät«, hörte ich mich lallen, brach aber gleich danach in frenetischen Jubel aus. Es gelang mir nämlich, den Kugelschreiber zu stemmen und meine Namenszüge
auf das Papier zu kritzeln. Die Schrift erinnerte zwar stark an die von Frankensteins Braut, aber so benahm ich mich ja auch.
    Dann installierte der Narkosearzt kleine Saugnäpfe auf meiner Brust.
    »ekg«, erklärte er in Anbetracht der Urwald-Laute, die ich dabei von mir gab. »Damit wir hören können, was Ihr Herz zu der ganzen Sache sagt.«
    Da ging meine Intelligenz endgültig mit mir durch.
    »Bumm-Bumm«, gluckste ich und fand das ungemein originell.
    Das Schlimme war, dass ich mir all dieser Idiotien durchaus bewusst war. Ich war nicht wirklich weggetreten, ich war hellwach und voller Angst. Ich hatte Angst vor dieser Sterilität, vor dieser allgegenwärtigen grünen Farbe, vor diesen grün vermummten Gestalten. Diese Angst zu bewältigen lag jedoch nicht mehr in meiner Macht. Die Spritze hatte mir diese Möglichkeit genommen. Sie ließ mich nur mehr spüren, dass ich Angst hatte, Einfluss hatte ich nicht mehr darauf.
    Plötzlich tätschelte jemand meinen Oberschenkel, und ich erschrak. Ein weiteres grünes Männchen hatte sich vor mir aufgebaut, und seine Augen lächelten mich an.
    »Guten Morgen!«, sagte er mit warmer Stimme. »Ich bin Professor Mennert.«
    Der Mann flößte mir auf Anhieb Vertrauen ein, wenngleich ich nur wenig von ihm sah. Er musste etwa Mitte fünfzig sein, nicht besonders groß, ziemlich beleibt. Seine Augen waren hinter einer dicken Hornbrille verborgen, aber ich sah, dass es kluge Augen waren, kluge himmelblaue Augen.
    »Ich wäre so weit!«, erklärte der Narkosearzt im gleichen Moment.
    Wieder tätschelte Mennert meinen Oberschenkel.
    »Sind Sie auch so weit?«, fragte er mich. »Darf ich anfangen?«
    Ich nickte, es musste ja schließlich sein.
    Die wässrige Flüssigkeit, die man mir in die Vene injizierte, brannte wie Feuer. Zuerst erfasste der Schmerz nur die Hand, doch dann kroch er empor, ergriff den Arm, die Schulter, meine Lider wurden bleischwer, und ich quälte mich, sie offen zu halten.
    »Schließen Sie die Augen!«, sagte eine Stimme, aber ich wehrte mich. Ich wollte nicht einschlafen.
    Ein fremder Laut durchflutete den Raum. Es war ein Dröhnen, vielleicht war es aber auch der Klang jener Sirenen, die schon Odysseus an den Rand des Wahnsinns getrieben hatten. Entsetzt wollte ich mich aufrichten, aber fremde Hände umfassten mein Gesicht, sodass ich jeden einzelnen Finger spürte. Gewaltsam öffneten sie meinen Mund, bogen meinen Kopf nach hinten, und ich wollte etwas sagen, schreien, aber es wurde dunkel …
    Als ich zum ersten Mal aufwachte, lag ich wieder in meinem Zimmer, und die schwachen Strahlen der Nachmittagssonne fielen auf mein Bett.
    Schmerzen hatte ich nicht. Meine Leistenbeugen waren fest verklebt, und neben meinem Bett stand ein Infusionsständer. Eine glasklare Flüssigkeit tröpfelte in meine Venen. Wie durch einen Schleier sah ich, dass Doktor Behringer da war. Er sprach mit Claudia, aber was sie redeten, konnte ich nicht verstehen. Ich fühlte mich ausgeschlossen, alles um mich her war dumpf und leblos. Dann schlief ich wieder ein.
    Am Abend konnte ich zwar immer noch keinen klaren Gedanken fassen, aber zumindest konnte ich wieder richtig hören, klar sehen, sprechen, wenn auch mit schwerer Zunge.
    »Dat is bei jeden so«, sagte Claudia. »Dat Zeuch muss ers wieder ganz aus den Kadaver. Morgen Früh bisse wieder paletti!«
    Sie behielt Recht. Nach einer traumlosen Nacht kam ich endgültig zu mir und verspürte Hunger, Durst, Appetit auf eine Zigarette, Lust auf einen Spaziergang – alles auf einmal.
    Ich wartete auf die Ergebnisse der Untersuchung, doch Mennert glänzte mit Abwesenheit.
    »Der Herr Professor ist auf einem Kongress«, ließ Behringer mich bei der Visite wissen.
    »Dann sagen Sie mir, was los ist.«
    Er lachte nur. »Ich habe ja nicht punktiert, Eva. Und die Befunde aus der Pathologie liegen noch nicht vor.«
    Das erregte mich maßlos, und wenn Claudia nicht gewesen wäre, hätte ich die gesamte Einrichtung demoliert.
    »In den nächsten Tagen!«, tobte ich immer wieder. »Ich will Fakten!«
    »Die musse aus die Kerlkes hier rausprügeln!«, erklärte sie mir.
    »Aber Behringer hat dir doch bestimmt etwas gesagt.«
    Sie sah mich unschuldig an. »Wann?«
    »Nach der Punktion, Claudia!«
    »Nee!«
    »Ich habe doch ganz genau gesehen –«
    »Ach so!«, rief sie aus. »Nee, Eva,

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