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Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei Frauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Beate Hellmann
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Mantel und zischte: »Hoffentlich weißt du, was Selbstmitleid ist, Eva! Das kann ich dir wirklich nur wünschen!«
    Dann lieferte sie mir einen formvollendeten Abgang.
    Am Nachmittag kamen endlich meine Eltern.
    »Dass das wirklich dein letzter Geburtstag sein soll«, flüsterte Mama zur Begrüßung und begann sofort zu weinen. Sie sah mitleiderregend aus. Ihre Figur erinnerte mittlerweile an die eines jungen Mädchens, und ihre Züge waren die einer uralten Frau.
    »Meine Güte!«, fluchte Papa derweil. »Musst du denn immer gleich heulen, Elisabeth?!« Er machte auch nicht gerade einen frischen Eindruck. Er sah mir ganz nach achtzig bis hundert Zigaretten pro Tag und zwei bis drei Stunden Schlaf pro Nacht aus.
    »Wenn es mal nur das wäre!«, verriet mir meine Mutter später, als wir vorübergehend mal allein waren. »Keine Schnapsflasche ist vor ihm sicher, Eva, so sehr leidet er. Pausenlos ist er angetrunken. Er leidet eben mehr als ich. Ich kann nicht den ganzen Tag trinken und herumliegen.«
    »Deshalb leidet er aber doch nicht mehr«, sagte ich.
    »Doch, Eva! Er ist ja auch immer gleich so aggressiv. Letzte Woche hat er in Amerika in einem Krebsforschungsinstitut angerufen, und als die ihm auch nichts anderes sagen konnten als die Ärzte hier, hat er die armen Menschen bedroht.«
    »Wie denn?«
    »Eine Bombe würde er auf ihren Laden werfen, hat er gesagt.«
    »Warum denn?«
    »Na, weil sie unproduktiv arbeiten. Weil bei ihrer Forschung nichts herauskommt.«
    So traurig das auch war, ich musste darüber lachen, und das rührte meine Mutter gleich wieder zu Tränen.
    »Dein Vater will es nur immer noch nicht glauben«, sagte sie, »er wehrt sich so sehr dagegen … er …«
    »Und du?«
    Sie zögerte einen Moment. »Ich kann es nicht glauben«, sagte sie dann. »Ich bilde mir immer noch ein, es müsste ein Wunder geschehen, Eva, ein Wunder …!«

KAPITEL 17
    Der 10. Oktober war ein trüber Tag. Vor dem Haus heulte ein typischer Herbststurm. Claudia war früh am Morgen zu einer Untersuchung verschwunden, und ich vertrieb mir die Langeweile, indem ich mein Haar bürstete. Ich wollte es zu einem duftigen Knoten aufstecken, wie ich es früher immer getan hatte, wenn ich ausging oder etwas Besonderes vorhatte. Aber irgendetwas war anders als sonst. Schon beim ersten Bürstenstrich glitt mir ein eisiger Schauer über den Rücken, beim zweiten begann ich zu zittern, unfähig, einen dritten überhaupt noch zu wagen. Meine Kopfhaut schien nachzugeben. Sie hob sich, wenn ich an den Haaren zog, sie senkte sich, wenn ich losließ … dann sah ich die Bürste. Zwischen ihren Borsten hingen ganze Haarbüschel, lange, blonde Haare, die leblos herunterhingen. Was das zu bedeuten hatte, war mir sofort klar, nur … ich wollte es nicht wahrhaben. Stattdessen warf ich in wilder Panik alles von mir. Die Bürste, den Spiegel, klirrend gingen sie zu Boden, und ich fingerte mit fiebrigen Bewegungen durch mein Haar. Ganze Haarstränge hielt ich in den Händen. Ich brauchte bloß ein wenig zu ziehen, und die blonde Pracht entwurzelte sich wie von selbst. Sie hatte einfach keinen Halt mehr, ihr Nährboden gab sie preis.
    Das Gefühl, das mich in diesen Augenblicken erfasste, hatte etwas von blankem Wahnsinn. Von einer Sekunde zur anderen flog mich eine eisige Kälte an, umschlang meinen ganzen Körper und brachte ihn zu völligem Erstarren, sodass alles an mir aufhörte: Da war kein Wimpernschlag mehr, kein Schlucken, kein Atmen, da vibrierte es nur unter meiner Haut, und zwar so sehr, dass ich glaubte, in tausend Stücke zerbersten zu müssen. Es dauerte die Ewigkeit einer Verzweiflung, bis sich all diese Anspannung löste und ein gellender Schrei aus den Tiefen meiner Seele drang. Außer mir selbst konnte niemand ihn hören. Nur meine Ohren betäubte seine schrille Lautlosigkeit. Nur in mir wühlte er all das auf, was eben noch erstarrt gewesen war. Jeder einzelne Muskel, jede Sehne und jeder Nerv begann, sich zu regen. Ich kniff die Lider so fest zu, dass die Augäpfel schmerzten, nur um die Wahrheit nicht sehen zu müssen. Ich schlug die Hände und Arme über Kopf und Gesicht, als könnte mich das vor weiteren Schlägen des Schicksals schützen, und ich presste meine Beine krampfhaft gegen meinen Körper. Im gleichen Moment spreizte ich sie ab, überdehnte die Gelenke und fing an, in die Matratze zu treten, gegen die Wand, gegen das Bettgestell. Dabei stieß ich unmenschliche Laute aus. Es war ein Würgen, das all das hilflose

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