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Zwei Herzen im Winter

Zwei Herzen im Winter

Titel: Zwei Herzen im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MERIEL FULLER
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straffte die Schultern, richtete sich hoch im Sattel auf und blickte feindselig auf ihn herab. „Vor Euch?“, höhnte sie. „Nie im Leben, Mylord!“
    Plötzlich lächelte er. Ein teuflisches Lächeln. Die Spannung zwischen ihnen zerriss. Erleichterung durchströmte sie.
    „Gefährliche Worte, Madame.“ Seine großen Hände umfingen ihre Mitte und hoben sie mühelos aus dem Sattel. An seine breite Brust gepresst, sein Gesicht mit dem Lächeln eines Satans keine Handbreit von dem ihren entfernt, bereute sie ihren hochfahrenden Spott. Sie stemmte die Hände gegen seine Schultern und spürte seine Körperwärme durch den dünnen Stoff ihres Unterkleids. Ihre Füße baumelten hilflos in der Luft.
    „Habt Ihr Angst vor mir?“, fragte er wieder, seine Arme umfingen sie wie eine Eisenklammer.
    „Stellt mich auf die Füße!“, befahl sie schroff.
    „Beantwortet meine Frage“, befahl er ebenso schroff.
    „Ich sagte bereits nein.“ Sie blickte ihm unverwandt in die Augen, fürchtete beinahe, sich in den blauen Tiefen zu verlieren. Seine Lippen näherten sich ihren. „Mylord, vergesst nicht, wo Ihr seid“, flehte sie.
    Plötzlich entfuhr ihm ein leiser Fluch, er stellte sie auf die Füße und trat einen Schritt zurück. Sein Lächeln wich einer verschlossenen Maske. „Verzeiht, Madame, ich vergesse mich.“
    „Ihr habt kein Recht, mich so zu behandeln“, wies sie ihn zurecht und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust.
    Er verzog das Gesicht. „Morgen reist Ihr ab“, knurrte er feindselig, „und dann sind wir einander für immer los.“
    „Ich kann es kaum erwarten“,entgegnete sie ebenso feindselig. Aber in ihr Herz schlich sich eisige Kälte.

10. KAPITEL
    Nach einem erholsamen Bad und in frischen Kleidern betrat Emmeline zögernd die Große Halle. Draußen brach bereits am späten Nachmittag die winterliche Dämmerung herein. Riesige Binsenfackeln in Eisenhaltern an den Steinwänden erhellten den Saal, und im mannshohen Kamin prasselte ein wärmendes Feuer. Kunstvoll gewebte Wandteppiche in lebhaften Farben hingen von den wuchtigen Holzbalken der Decke bis zu den Steinfliesen herab. Rauchschwaden schwebten wie dünne Nebelgespinste über den langen aufgebockten Tischen, an denen dicht gedrängt munter plaudernde und lachende Ritter neben dem Burggesinde saßen und mit großem Appetit aßen und tranken. Emmeline wusste nicht, wo sie sitzen sollte, oben an der Hochtafel, an der die Kaiserin, Earl Robert und Lord Talvas bereits Platz genommen hatten, oder unten bei den Rittern, Burgbewohnern und Bauern.
    „Gestattet mir, Euch zu begleiten, Madame.“
    Emmeline drehte sich Guillame zu, der sie mit lächelndem Gesicht empfing. Obgleich er an die dreißig Jahre zählte, hatte er sich das Aussehen eines jüngeren Mannes bewahrt. Er reichte ihr zuvorkommend den Arm und führte sie an den langen aufgebockten Tischen vorbei zur Hochtafel, nahm neben ihr Platz, legte ihr verschiedene Bratenstücke und Gemüse vor und goss Wein in ihren Kelch.
    „Besten Dank, Guillame.“ Sie schenkte ihm ein Lächeln.
    „Es ist mir ein Vergnügen“, antwortete er höflich. „Euch ist es zu verdanken, dass wir alle wohlbehalten England erreicht haben und nicht auf dem Meeresgrund den Fischen zum Fraß liegen.“
    „Das war nicht nur mein Verdienst. Es ist ein Wunder, dass niemand ertrunken ist.“
    „Seid nur nicht so bescheiden, Madame. Wir haben die Küste nur erreicht, weil Ihr das Segel repariert habt. Eine wahre Heldentat“, erklärte er voller Bewunderung.
    Emmelines Magen meldete sich, was Guillame nicht entging. „Nun greift zu und lasst es Euch schmecken.“ Der köstliche Bratenduft stieg ihr in die Nase und ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Sie biss mit großem Appetit in ein Hühnerbein.
    Nach einer Weile sah sie, wie unten in der Halle die Tische beiseite geräumt wurden.
    „Was tun die Leute da?“, fragte sie Guillame, der sich bereits über sein viertes Hühnerbein hermachte.
    Guillame warf ihr einen erstaunten Blick zu, während er sich mit dem Ärmel den Bratensaft vom Kinn abwischte. „Nach dem Festmahl wird getanzt. An langen Winterabenden sehnen die Leute sich nach Unterhaltung.“
    Wie auf sein Stichwort stimmten drei Musikanten mit Laute, Leier und Harfe eine Farandole an. Die beschwingte Melodie erfüllte die Halle und hob die heitere Stimmung der Festgäste noch mehr, die ihren Herrn und Gebieter und seine Rückkehr feierten. Lord Talvas war wieder daheim! Ritter, Knechte,

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