Zwei Maenner fuer Miss Darcy
gute Nachrichten, die ich unbedingt Niall mitteilen musste. Über Nacht haben wir eine große Buchung hereinbekommen.«
»Hervorragend!«, erwidert Orla und bewegt sich anmutig über das Gras. »Verständlich, dass dir diese Neuigkeit den Tag versüßt hat.«
»Ist das Tai-Chi, was du da machst?« Ich bin sicher, dass ich Orlas anmutige, fließende Bewegungen früher schon einmal bei einer Gesundheits- und Schönheits-Ausstellung gesehen habe, die ich für die Arbeit hatte besuchen müssen.
»Ja. Möchtest du es auch mal probieren?«
»Nein, nein, dazu habe ich viel zu wenig Körperbeherrschung.«
»Das meinst du nur, Darcy. Es würde dir auch dabei helfen, deinen Stress abzubauen.«
»Aber ich bin doch gar nicht gestresst!«, lache ich nervös.
Orla hört mit ihren Bewegungen auf und verneigt sich kurz, bevor sie sich ganz zu mir umdreht. »Darcy, selbst wenn ich dich nicht kennen würde, könnte ich dir direkt ansehen, dass du emotional total erschöpft bist.«
»Das kannst du?«
Orla nickt. »Du solltest wirklich versuchen, einen Weg zu finden, wie du deine Sorgen verringern kannst.«
»Vor ein paar Wochen hat Caitlin mir das hier gegeben.« Aus meiner Hosentasche fische ich den kleinen rosafarbenen Stein, den ich immer mit mir herumtrage.
»Ah ja, ein Rosenquarz«, stellt Orla fest. »Der wird dir mit deinem emotionalen Stress weiterhelfen.«
»Du kennst dich mit diesen Steinen aus?«, frage ich überrascht.
»Ja klar. Ich benutze sie oft zum Heilen.«
»Ach? Wofür genau setzt du sie ein?«
»Oh, nur manchmal, damit ich klarkomme, wenn ich meine Altersbeschwerden habe oder ein wenig Antriebskraft brauche. Kompliziertere Heilverfahren wende ich aber nicht an; wenn du also auf Reiki oder so etwas aus bist, solltest du dich besser an Siobhan wenden – sie hat davon ziemlich viel Ahnung.«
»Siobhan beherrscht Reiki?«, rufe ich überrascht. Ich weiß ein bisschen etwas über Reiki; eines der Mädchen im Büro hat einige Sitzungen Reiki mitgemacht, nachdem sie einen Bandscheibenvorfall erlitten hatte, und war ganz begeistert. Sie sagte, das sei das Beste gewesen, was sie je getan habe – noninvasiv und doch gleichzeitig unglaublich entspannend. Jemima, meine ehemalige Chefredakteurin, hatte doch vor meinem Weggang dort auch gewollt, dass ich Reikisitzungen mitmache und über diese Erfahrung in einer Kolumne berichte. Was definitiv eine der angenehmeren Erfahrungen war – im Vergleich dazu, mich in ein menschliches Nadelkissen verwandeln zu lassen.
Orla nickt. »Ich dachte, du wüsstest das.«
Wenn man bedenkt, wie klein unsere Gemeinschaft ist, so gibt es doch anscheinend unglaublich viele Dinge, die ich nicht weiß.
Ich schüttele den Kopf. »Nein, ich hatte keine Ahnung. Sie sieht so normal aus.«
Orla wirft den Kopf in den Nacken und lacht. »Darcy! Glaubst du ernsthaft, wir sollten alle in offenen Sandalen herumlaufen und Mantras singen, nur weil wir ein wenig an ganzheitliche Heilverfahren glauben?«
»Nein, überhaupt nicht«, erwidere ich schnell und merke, wie meine Wangen plötzlich glühen. »Aber ich finde es komisch, dass ich bis jetzt nicht wusste, dass ihr Anhänger von so was seid. Immerhin sind wir hier nicht sonderlich viele Leute, und doch hast du dein Tai-Chi, Caitlin ihre Heilkristalle – und jetzt macht Siobhan auch noch Reiki. Man könnte fast meinen, Tara sei eine Art Magnet für ein spirituelleres Leben.«
Orla nickt. »Vielleicht ist das so«, antwortet sie und lässt den Blick über Taras Landschaft schweifen. »Dieser uralte Boden und die Felsen strahlen kraftvolle Schwingungen aus. Darum komme ich auch hier herauf und mache hier mein Tai-Chi.«
Bevor ich darüber nachdenken kann, kommt mir eine Idee. »Orla, du unterrichtest nicht zufällig auch Tai-Chi, oder?«
»Zuhause in Waterford habe ich in Daniels Praxis ein paar Kurse gegeben.« Sie lächelt. »Mein Ehemann dachte damals, ich sei verrückt geworden, Tai-Chi in den Behandlungszimmern eines Arztes anzubieten. Aber die Kurse waren so beliebt, dass wir sogar lange Wartelisten hatten.«
Jetzt lächele auch ich. »Dann habe ich vielleicht die perfekte Aufgabe für dich und Siobhan hier auf Tara. Ich glaube, das wird euch besser gefallen, als nur ein paar Betten zu beziehen.«
23
K omm schon, Darcy, komm rauf auf die Bühne und sing uns was!«
»Auf gar keinen Fall!«, rufe ich, sammele ein paar leere Gläser ein und bringe sie zu Roxi, die hinter der Bartheke steht. »Ihr werdet mich erst singen hören,
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