Zwei Maenner fuer Miss Darcy
regelmäßig her, um mich zu besuchen. Später hat sie dich dann mitgebracht, wenn du in den Ferien bei ihr warst. Ich hatte nie Kinder, wie du jetzt weißt – auch Molly nicht. Doch sie hatte dich, Darcy, und ich weiß, dass sie dich wie ihr eigenes Kind geliebt hat.‹«
Niall hält inne, um zu sehen, wie ich mit alldem klarkomme.
Nicht so gut, lautet die Antwort. Ich versuche krampfhaft, meine Tränen zurückzuhalten, doch sie strömen mir bereits übers Gesicht und tropfen mir in den Schoß, weil ich mit gesenktem Kopf dasitze.
Ein sauberes weißes Taschentuch wird mir unter die Nase gehalten. Als ich aufschaue, steht Dermot vor mir. Dankbar nehme ich das Taschentuch entgegen und tupfe mir die Tränen weg, während Dermot zu seinem Platz zurückkehrt.
»Alles in Ordnung, Darcy?«, erkundigt sich Niall sanft.
»Ja, alles gut, bitte mach weiter.«
»›Die Zeit ist leider rasend schnell vergangen‹«, liest Niall Eamons Brief weiter vor. »›Wir wurden beide alt, und so kam die Zeit für Molly und mich, darüber nachzudenken, was mit der Insel passieren soll, damit Tara auch nach unserem Tod in den Händen von jemandem sein würde, der die Insel so sehr liebt wie wir. Molly war davon überzeugt, dass du dich in Tara verlieben würdest, wenn sie dich nur davon überzeugen könnte, wieder herzukommen. Ich war da nicht ganz so sicher; seit deinem letzten Besuch bei deiner Tante war eine lange Zeit vergangen, ganz zu schweigen von deinem letzten Besuch auf der Insel. Und so kamen wir auf die Idee für diesen verzwickten Plan. Der Plan beinhaltete, ein paar gefälschte Dokumente aufzusetzen, um es so aussehen zu lassen, als gehöre Tara deiner Tante. Und dann hatten wir noch Nialls Vater auf unserer Seite; er war ein alter Freund von Molly, dem wir es zu verdanken haben, dass die Unterlagen so legal wie möglich aussahen, ohne dass wir dabei irgendwelche Gesetze gebrochen hätten. Als Molly starb, sah es also so aus, als würde die Insel automatisch in deinen Besitz übergehen, Darcy. Damals wohnte Molly schon in Dublin, um sich medizinisch behandeln zu lassen, und ihre Besuche bei mir auf Tara wurden immer seltener. Was auch immer ihr die Ärzte sagten – wir beide wussten, dass sie nicht mehr lange zu leben hatte. Zeit wurde somit zu unserem wichtigsten Gut.‹«
»Aber warum diese ganze Mühe? Warum hat Eamon nicht einfach an Ort und Stelle Tara auf meine Tante überschrieben?«, frage ich. Meine Trauer wandelt sich in Verwunderung über das, was ich da gerade höre. Das ist alles zu viel, um da noch durchzublicken. »Das wäre doch sicherlich einfacher gewesen, als gefälschte Dokumente herzustellen?«
»Darcy, das kommt alles noch«, beruhigt mich Niall und deutet auf den Brief. »Du musst noch ein wenig Geduld haben. Glaub mir, ich war genauso erstaunt wie du jetzt, als ich davon erfahren habe. Ich habe meinen Vater immer für aufrichtig und geradlinig gehalten.«
»›Es tut mir leid, dass ich dir damals nicht gleich trauen konnte, Darcy‹«, fährt Niall fort, den Brief vorzulesen. »›Doch wenn wir auf legale Weise Molly die Insel überschrieben hätten und du dann das Angebot abgelehnt hättest, hier zu leben – wer weiß, was dann passiert wäre. Doch Molly hatte wie so oft Recht: Du hast die Herausforderung angenommen und bist tatsächlich nach Tara gekommen. Damit hast du nicht nur deine eigene Zukunft verändert, sondern auch auf viele Jahre hinaus die Zukunft der Insel.‹«
Ich denke immer noch darüber nach, als Niall schon zur nächsten Seite des Briefs weiterblättert.
»›Als du damals herkamst, habe ich mich wirklich gefragt, in welche Hände meine Insel da gelegt würde – welche modernen Methoden und befremdlichen Ideen du wohl haben würdest. Doch dank dir weht auf Tara nun ein anderer, frischer Wind, durch den sich viele positive, erfolgreiche Entwicklungen ergeben haben. Tara hat eine Zukunft, in der viele andere Menschen nicht nur herkommen und die Schönheit der Insel genießen können, sondern auch ein wenig davon erfahren können, was Tara so zauberhaft macht. Deine Tante wäre sehr stolz auf das, was du hier erreicht hast, Darcy. Sie hat sich nichts mehr gewünscht, als dass andere Menschen von Taras Zauber profitieren können – und das ist nun möglich. Darcy, du hast bewiesen, dass du ein fähiges Oberhaupt und eine wunderbare junge Frau bist. Ich bin sehr stolz darauf, dich gekannt zu haben. Tara und ich können froh sein, dass du dich um die Insel kümmerst,
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