Zwei Maenner fuer Miss Darcy
konzentriert sich darauf, uns sicher aufs Festland zu bringen. Auch im Profil sieht er immer noch sehr süß aus.
»Nein, ehrlich – sind sie nicht«, beharre ich.
Conor sieht kurz zu mir herüber. »Dein Name beschreibt deinen Charakter ziemlich gut.«
»Was meinst du?«
»Dein Name, Darcy – der kommt vom französischen Wort für Festung.«
»Tatsächlich?«
Conor nickt und schaut wieder aufs Meer hinaus.
»Es sei denn, der Name hat einen keltischen Ursprung«, fährt er plötzlich fort, während ich immer noch über seine erste Bemerkung nachdenke. »Und in dem Fall würde er ›dunkelhaarig‹ bedeuten, was dir, wenn du mir diese Bemerkung erlaubst, mit deinen wunderschönen schokoladenbraunen Augen viel besser steht.«
»D-danke«, stottere ich, da ich Komplimente wie diese nicht gewohnt bin. In Wahrheit hat keiner der wenigen Freunde, die ich in London gehabt habe, wirklich verschwenderisch mit Komplimenten um sich geworfen. Und wenn mich doch mal einer mit Lob übergossen hat, dann wahrscheinlich eher wegen einer Tasse Tee, die ich für ihn gekocht hatte, oder der Tatsache, dass ich die neusten Fußballergebnisse kannte. »Obwohl mir die zweite Bedeutung besser gefällt als die erste. Ich bin ja wohl kaum eine Festung.«
Conor zuckt mit den Schultern. »Ich sag nur, was ich sehe.«
Ich bin wirklich nicht sonderlich gut darin, meine Gefühle offen zu zeigen. Aber woher soll Conor das wissen? Er kennt mich doch erst seit kurzem.
»Was bedeutet denn ›Conor‹?«, frage ich und hoffe, durch den Themenwechsel von mir abzulenken.
»Hundeliebhaber«, antwortet er ohne Zögern.
»Und hast du«, frage ich und bemühe mich, dabei keine Miene zu verziehen, »in deinem Leben viele Hunde geliebt?«
Conor grinst, schaut aber weiter geradeaus. »Das möchtest du wohl gerne wissen!« Er dreht sich zu mir um. Seine blauen Augen suchen meine. »Aber wenn du eine ernsthafte Antwort auf diese Frage haben möchtest – ich vergöttere Hunde. Menschen, Darcy, lassen einen immer wieder im Stich. Das würde ein Hund aber niemals tun. Er wird dich immer lieben, egal was du sagst oder tust.«
»Ich weiß, meine Tante hatte immer Hunde.« Plötzlich habe ich Mollys große, alte Promenadenmischlinge Bran und Piper vor Augen. »Das waren ganz süße, ein bisschen tapsige alte Hunde.«
Du meine Güte, an die beiden habe ich eine halbe Ewigkeit nicht mehr gedacht! Wenn ich bei Molly war, habe ich immer stundenlang mit ihnen gespielt. Es hat mir das Herz gebrochen, als Bran eingeschläfert werden musste. Ich glaube, dass Piper ein paar Jahre später eines natürlichen Todes gestorben ist; zu dem Zeitpunkt war aber mein Kontakt zu Molly schon seltener geworden. Ich merke, wie es mich innerlich aufwühlt, als mit einem Mal zu viele Erinnerungen aus dem Karton entweichen, und deshalb wird er sofort wieder zugeklappt.
Als wir während unserer Kaufverhandlungen entdeckten, dass die hoteleigene Labradorhündin Bella gerade Junge bekommen hatte, konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, einen kurzen Blick auf die Kleinen zu werfen …
Mary führt uns in die Küche, wo wir sechs der süßesten Welpen vorfinden, die ich je gesehen habe. Die Kleinen werden sowohl von ihrer Mutter gehütet als auch von einem jungen Mann Anfang zwanzig mit rabenschwarzem, lockigem Haar, den Mary uns als Patrick vorstellt.
»Ich ziehe Paddy vor«, erklärt er, als Mary ihn beinahe genauso betüddelt wie er die Welpen. Allem Anschein nach arbeitet er für Mary im Hotel, seitdem sie ihm vor ein paar Jahren die Chance dazu gegeben hatte, als niemand anders ihn einstellen wollte. »Er ist ein ziemlicher Rabauke«, beschreibt Mary ihn uns und schaut zu ihm hinunter. Wie er dort mit seinen Jeans, den Doc-Martens- Boots und einem T-Shirt mit dem Aufdruck »Irish Boys Do It Better« in der Hocke sitzt, glaube ich ihr jedes Wort.
Mary erklärt uns, dass sie Schwierigkeiten hat, die Welpen zu verkaufen, weil sie nicht reinrassig sind. Die Tatsache, dass sie halb Labrador, halb Irischer Wolfshund sind, macht die Sache auch nicht gerade besser. »Das werden einmal richtig große Kerle, wenn sie ausgewachsen sind. Sie brauchen eine Menge Auslauf.«
Ich versuche, objektiv zu bleiben, als die Welpen zu uns herübergetapst kommen, an unseren Schnürsenkeln herumkauen und immer wieder über ihre eigenen Pfoten fallen, die viel zu groß für ihre kleinen Körper wirken. Aber trotz meiner High Heels finde ich mich bald zusammen mit den anderen auf dem Boden
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