Zwei Maenner fuer Miss Darcy
Aber ich könnte dich innerhalb von fünf Minuten da rein- und wieder rausbringen, ohne dass jemand davon mitbekäme, dass wir überhaupt da gewesen sind.«
Für den Bruchteil einer Sekunde bin ich in Versuchung, seinem Plan zuzustimmen. Doch dann schüttele ich den Kopf. »Ich bezweifle nicht, dass du das kannst, Paddy. Aber nein; ich will lieber warten und Eamon direkt fragen, wenn ich ihn sehe.«
»Was willst du mich fragen?«
Wir beide wirbeln herum und entdecken Eamon, der nur wenige Meter von uns entfernt steht. »Na?«, fragt er und kommt auf uns zu, den Gehstock fest in der rechten Hand. »Wie lautet deine Frage, Darcy?«
»Ähm …« Vielsagend starre ich Paddy an.
Paddy dreht sich um und pfeift.
Ich wende mich wieder Eamon zu. »Wissen Sie, Eamon, die Sache ist die , ich … Ich habe mich nur gefragt, ob Sie vielleicht einen Computer in Ihrem Cottage haben, das ist alles.«
Eamon reagiert kurz verdutzt, hat sich dann aber schnell wieder im Griff.
»Wofür sollte ich denn einen solchen Apparat brauchen?«
»Ich weiß es nicht. Sie sagen also, dass Sie keinen besitzen?«
»Habe ich das gesagt, Darcy?«
Hat er? Ich bin verwirrt. Ich drehe mich wieder zu Paddy um.
Paddy verdreht die Augen und schüttelt den Kopf. »Ich habe Sie neulich gesehen, Eamon, als ich mit Brogan hier oben war. Sie saßen dort im Fenster, die Sache war ganz klar.«
Eamon nickt.
»Sie haben also einen Computer?«, frage ich mit weit aufgerissenen Augen.
Wieder nickt Eamon. »Ich kann einfach nicht lügen.«
»Aber wozu?«
Eamon grinst. »Warum sollte ich keinen Computer besitzen, Darcy? Nur weil du in mir einen alten Knacker siehst, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht ein paar Tasten auf einem überdimensionalen Taschenrechner betätigen kann!«
»Dürfen wir mal einen Blick darauf werfen?« Wenn Eamons Computer in der Lage sein sollte, ins Internet zu gehen, dann bestünde zumindest die Chance auf einen Kontakt zur Außenwelt. Bilder von E-Mails, Facebook und Twitter tauchen vor meinem geistigen Auge auf, gefolgt vom Heiligen Gral … dem Internetshopping.
»Klar«, erwidert Eamon und geht zum Cottage. Gerade als ich ihm folgen will, dreht er sich zu mir um. »Warte hier, ich bin gleich zurück.«
Ich drehe mich zu Paddy um und runzele die Stirn. Wie sollen wir denn den Computer sehen, wenn wir draußen warten müssen?
Einen Augenblick später steht Eamon mit einem supermodernen Laptop wieder vor uns. Keine Ahnung, warum – aber als Paddy von Eamons Computer berichtet hatte, hatte ich gleich einen großen, alten Bürocomputer vor Augen gehabt mit einem kastenförmigen Monitor und einer uralten, ratternden Festplatte.
»So, bitte.« Eamon öffnet den Laptop und zeigt ihn mir. »Was ist jetzt so Besonderes daran?«
»Nichts. Ich … ich meine, es ist ein schöner Laptop. Kann er viel?«
Paddy seufzt ungeduldig. »Was Darcy eigentlich fragen will: Gehen Sie damit ins Internet?«
Eamon kneift die Augen zusammen. »Warum?«, fragt er misstrauisch. »Wer will das wissen?«
»Ähm – wir?«, antwortet Paddy, dreht sich zu mir um und verzieht das Gesicht, als wolle er sagen: »Na was denn sonst?«
Beschützend zieht Eamon den Laptop zurück und lässt den Blick zwischen Paddy und mir umherwandern. »Warum?«, fragt er erneut.
»Weil es besser wäre, vernünftig für die Cottages im Internet zu werben. Bislang haben wir noch keine einzige Buchung.«
Ohne die Buchungen kann ich nicht garantieren, dass dauerhaft genügend Leute auf der Insel wohnen, und ohne die Urlaubsgäste auf der Insel wird es weder genügend Arbeit für alle geben, noch wird ausreichend Geld hereinkommen. Und dann darf ich nach Ablauf des Jahres hier kein Geld erben …
Eamon mustert mich, und einen Augenblick lang fürchte ich, er wird mir den Laptop vor der Nase zuklappen. Das tut er jedoch nicht. Stattdessen wandert sein Blick über mein Gesicht, als müsse er erst überlegen. Dann wird seine Miene weicher. »Ja, du kannst hier Internet haben, auch Telefon, wenn du möchtest.«
»Was? Wie?«, stottere ich verblüfft.
»Lass mich nur erst das hier wegbringen«, erwidert er und klappt den Laptop zu. »Dann werde ich es dir zeigen.«
Wenige Minuten später taucht Eamon wieder in der Haustür auf und winkt Paddy und mir zu, ihm hinter sein Cottage zu folgen. Dort bleibt er vor einem hohen, eingezäunten Bau stehen, den ich fälschlicherweise für einen schmalen Schuppen gehalten hatte, als wir zuvor im Eiltempo hier vorbeigekommen
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